Liebe auf Umwegen

Kapitel 57 - Neues Leben. Neue Freunde. Neue Liebe

Wisst ihr, ich wollte nie so ein typisches Model werden. Mich abmagern, total hochnäsig rüber kommen und mit Geld nur so um mich schmeißen. Ich wollte immer bodenständig bleiben. Aber New York veränderte mich. Nicht nur Erfolgsmäßig oder äußerlich, nein, auch meinen Charakter veränderte die Stadt. Eine kleine Mitschuld trägt daran auch Marie, ich selbst und eine große Mitschuld trägt Florian. Ich bin nun seit vier Wochen hier und täglich lese ich neue Gerüchte. Es tauchen Fotos und Interviews auf und sie alle zeigen mit die bittere Wahrheit : Florian hatte mit mir abgeschlossen und ein neues Leben mit ihr geplant. Wenn er gefragt wurde, ob er Single sei, dann lächelte er bescheiden zur Seite und schwieg. War Anja in der Nähe und ihm wurde diese Frage gestellt, dann lächelte er wieder bescheiden und warf ihr einen liebevollen Blick zu. Ich konnte mir diese Interviews und Fernsehbeiträge nicht mehr antun. Ich musste ihn vergessen und den Schmerz, den er mir antat. Also ließ ich mich gehen. Marie führte mich in die Welt der Reichen und Schönen ein. Dies verdankten wir einem jungen Unternehmer, mit dem Marie heftig am Flirten war. Sein Name war John und er war ziemlich eingebildet. Normalerweise machte ich einen großen Bogen um solche Menschen. Aber ich sag ja, neue Freunde, neues Leben. Innerhalb einer Woche wurde ich zu einem klischeehaften Model. Ich war ständig mit Marie und John auf Partys. Wir tranken Champagner und feierten die ganze Nacht durch. Mit dem Geld was ich verdiente, mietete ich Marie und mir eine Wohnung in der Upper East Side. Dort wo die Reichen und Schönen wohnten. Bei einem Fotoshooting lernte ich dann Anthony kennen, der ebenfalls ein gefragtes Model und der beste Freund von John war. Das Fotoshooting mit ihm fand ich total toll und seine charmante und humorvolle Art faszinierte mich. Oder sie erinnerte mich einfach nur an Florian. Aus sechs Wochen wurden dann vier Monate. Maries Mutter hatte oft versucht gehabt sie anzurufen und auch meine Eltern versuchten es. Aber wir beide waren blind vom Luxus. Wir verhielten uns wie die größten Zicken auf dieser Welt. Doch das interessierte uns zu diesem Zeitpunkt nicht. Gemeinsam mit John und Anthony unternahmen wir die tollsten Sachen. Wir besuchten die exklusivsten Partys, drehten mit dem Helicopter eine Runde über New York oder verbrachten ein Wochenende in Rom mit dem Privatjet von Johns Vater. "Ich liebe dieses Leben!" Marie und ich kreischten vor Vergnügen als wir eines Abends mit der Limosuine durch NY düsten. Wir beide streckten unseren Körper durch das Dach und genossen den kühlen Fahrtwind. "Marie, wann wollen wir eigentlich wieder zurück nach München?", fragte ich sie. "Nie wieder. Hier ist jetzt unser zu Hause. Wir haben zwei super Typen an unserer Seite und schwimmen im Luxus. Was wollen wir mehr?", fragte sie mich lachend. Ich wusste darauf keine Antwort. Also schwieg ich und genoss die restliche Fahrt. Marie hatte schon recht. In München hielt uns nichts mehr. Dort wartete nur der triste Alltag auf uns. Hier hatten wir Freunde, Luxus, eine Zukunft und eine neue Liebe. Im laufe der Zeit wurde aus einem neuen Leben und neuen Freunden auch eine neue Liebe.
Vor allem bei Marie hatte Amor einen heftigen Stoß hinter lassen. Sie kam ja gar nicht mehr von John los. Und ich? Naja, sagen wir so. Ich war bereit für eine neue Liebe und Anthony war perfekt, fast schon uu perfekt für meinen Geschmack. Aber nach etlichen Einzeldates, kam es dann zum ersten Kuss und daraus entwickelte sich immer mehr. Ich weiß was ihr denkt. Was ist mit Florian. Hab ich den vergessen? Nein, das könnte ich niemals. Aber sind wir mal ehrlich. Nach drei Monaten meldet er sich nicht, auch wenn Funkstille herrscht. Ich lese nur dass er mit Anja beschäftigt ist. Also warum durfte ich dann nicht auch bereit sein für etwas neues? Ich ließ es langsam angehen, aber ich ließ es zu. Meine Gefühle für Anthony wuchsen und die für Florian schwanden. So war das Leben nun einmal. Marie, John, Anthony und ich verbrachten jede freie Minute als Freunde zusammen. Es war einfach nur toll. Auch wenn es schwer war zu verstehen, aber ich war diesem Lifestyle verfallen und ich wollte ihn nie wieder missen.