Gegen späten Abend kam ich wieder im Hotel an. Louis wartete nervös vor meiner Zimmertür und lief die ganze Zeit auf und ab. "Hey.", begrüßte ich ihn leise. Er drehte sich ruckartig um. "Chloé, ich..es tut mir so unendlich Leid." Man konnte ihm das schlechte Gewissen regelrecht ansehen. "Ist schon okay. Vergessen wir den Vorfall einfach, ja?", schlug ich vor und schenkte ihm ein Lächeln. Er atmete erleichtert aus und nickte schnell. "In Ordnung." Ich verabschiedete mich von Louis und legte mich schlafen. Morgen geht es wieder nach München. Dann sehe ich ihn wieder. Mit einem Lächeln schlief ich friedlich ein. Der Flug ging am nächsten Morgen ziemlich früh. Gegen Mittag war ich dann schon wieder auf der Arbeit im Hotel. Tja so schnell kann es gehen. Aber bald würde ich hier nicht mehr arbeiten, denn dann arbeitete ich nur noch mit großen Modelables und Modezaren zusammen. "Und dieser Louis, wie war der so?", fragte mich Marie neugierig. "Er ist sehr charmant und ach er hat mich geküsst.", gab ich seufzend zu. "Was?" Marie sah mich mit großen Augen an. "Ja, aber ich wollte das nicht und habe ihm das auch klar gemacht.", sagte ich. "Wieso wolltest du das nicht? Er sieht gut aus, ist erfolgreich und schenkt die eine Karriere.", sagte sie. "Wegen ihm. Ich liebe ihn und nicht Louis", seufzte ich. Marie hielt einen Moment inne. Sie veränderte plötzlich ihre Mimik und Gestik. "Marie? Was hast du?", fragte ich sie unsicher und rüttelte an ihrem Arm. "Ach verdammt, ich habe versprochen nichts zu sagen.", verriet sie sich. "Marie! Spucks aus.", befahl ich ihr. "Geh heute einfach nicht nach Hause. Komm zu mir. Du darfst nicht nach Hause gehen.", warnte sie mich. Bevor ich weiter fragen konnte verschwand sie. Wieso sollte ich nicht nach Hause gehen. Das war doch lächerlich. Vielleicht gab es ja eine Überraschungsparty für mich, so als Willkommensfeier. Das wars! Haha Marie. Ich habe dich durchschaut. Grinsend wandte ich mich der Arbeit zu. Um 20Uhr hatte ich Feierabend und verschwand blitzschnell nach Hause, ohne das Marie mich noch einmal zu Gesicht bekam. Man musste schon schlauer sein, um mich aus zutricksen. Fröhlich und gut gelaunt schloss ich die Haustür auf. Es war alles komplett dunkel. "Hallo?", rief ich in die Dunkelheit hinein. "Chloé?" Die Stimme meines Vaters klang überrascht und etwas zittrig. "Was ist denn hier los?", fragte ich und suchte nach dem Lichtschalter. Als ich ihn endlich gefunden hatte und den Raum mit Licht erhellte, standen vor mir mein Vater und Bea. "Äh?" Ich sah beide verwirrt an. "Du machst alles kaputt, geh weg.", fuhr Bea mich an. Erst jetzt entdecktw ich das Banner, das sich durch das Wohnzimmer zog. 'Glückwunsch zur Verlobung.' Gerade als ich das letzte Wort las, öffnete sich erneut die Haustür. "Überraschung.", rief Bea freudig aus und fiel ihrer Tochter kreischend um den Hals. Mein Vater sah mich mitleidig an. Und ich, ich verstand immer noch nichts. Ich drehte mich um und blickte in Florians geschockte Augen. Erst jetzt, erst jetzt sah ich den funkelnden Klunker an Sophies rechtem Ringfinger. Unmöglich! Das ist ein schlechter Scherz. "Kann mich mal jemand aufklären?", fragte ich irritiert. "Na wonach siehts denn aus. Florian hat Sophie heute Abend einen Antrag gemacht. Die beiden werden nächsten Monat heiraten.", verkündete Bea stolz. "Heiraten?", wiederholte ich das Wort schockiert. "Ich habe dir ja immer gesagt, dass Florian und ich zusammen gehören.", lachte Sophie auf. Mein Vater stand hinter mir und legte seine Hände auf meine Schulter. "Na dann, Glückwunsch.", sagte ich und löste mich von meinem Vater. Ich drängte mich zwischen Florian und Sophie und verließ das Haus. Ich fing an zu laufen, bis ich irgendwann rannte. Deswegen sollte ich nicht nach Hause kommen. Marie wollte mich nur vor diesem Schmerz schützen. Sie wollte, dass ich das nicht mit ansehen muss. Heiraten? Jetzt heiratet Florian Sophie, um mich zu schützen? Wer sollte diesen Mist eigentlich noch glauben? Konnte er nicht einfach sagen, dass er doch Sophie liebt und will? Tränen brannten wie Feuer auf meinen Wangen. Ich knickte um und viel mit voller Wucht auf den harten Fußweg. Er heiratet sie. "Er heiratet sie.", schrie ich in die Nacht hinein und zerbrach in tausend Teile. Mein Herz, meine Seele, einfach alles zersprang. Die Liebe hat mir wieder einen Strich durch die Rechnung gemacht. Jetzt weißt du Chloé, dass die Schlösser keine ewige Liebe bedeuten. Denn wie kann er mich lieben und eine andere heiraten? Das geht nicht. Ich hielt meine Hände gegen meine Brust und wollte das der Schmerz weggeht. Kennt ihr dieses Gefühl? Jemand rammt euch ein Messer mitten ins Herz. Es tut so weh und es wird immer schlimmer. Mein Herz, es blutete. Es war auf ewig zerbrochen. Mit dieser Nachricht nahm Florian alles schöne aus meinem Leben. Er nahm den Sinn weg und alle Farben. Er ließ mich allein zurück, ein kleines, kaputtes, menschliches Wrack. Ich war gezeichnet von der schmerzerfüllten Liebe. Ich blickte in die sternenklare Nacht. Sie leuchteten hell und klar und schienen auf mich herab. Sie hatten etwas beruhigendes, etwas magisches. Irgendwo da draußen wartet noch der Richtige. Ein bekanntes Zitat lautet :
'Liebe ist die stärkste Macht der Welt, und doch ist sie die demütigste, die man sich vorstellen kann.' Das habe ich jetzt gelernt. Ich weiß nicht wie, aber ich werde das überstehen. Oder, oder ich schließe meine Augen und wage erneut einen Neuanfang.
Adieu München, au Revoir.
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Liebe auf Umwegen
FanfictionLiebe ist kompliziert und man kann sie nicht erklären. Doch was tust du, wenn du dich ausgerechnet in einen bekannten Frauenschwarm verliebst, der dich nur als kleine Schwester sieht? ©Isabellas_world