Kapitel 20 - Die große Chance

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Die Decke sah immer noch weiß aus, als ich sie nach zwanzig Minuten immer noch anstarrte. Florian. Immer wieder tauchte dieser Name und dieser Mann in meinen Gedanken auf. Nicht eine Sekunde wurde ich damit in Ruhe gelassen. Ob er jetzt auch immer noch an mich dachte? "Miau." Louie sprang auf meinen Bauch und kam mir mit seiner Nase ganz nahe an meine. "Ach jetzt willst du kuscheln?", fragte ich ihn und strich ihm sanft über sein zartes Köpfchen. Was mache ich denn jetzt den restlichen Tag über noch? Marie hatte eine Verabredung und mit Papa wollte ich nichts unternehmen. Der quetschte mich eh nur aus wo ich war und was ich dort gemacht habe. Hm ich wusste genau wo ich hin wollte. Aber da konnte ich jetzt nicht hin, das würde böse ausgehen. "Chloé, magst du mal runter kommen?", rief mein Vater nach mir. Na toll. Ich rollte mich übers Bett und stieg seufzend aus dem Bett. "Was gibts?", fragte ich ihn, als ich unten im Wohnzimmer ankam. Bestimmt würde er mir jetzt eine Standpauke halten. "Du hast Besuch.", verkündete er. Für eine Sekunde fing mein Herz an wie wild zu klopfen. Ich strahlte übers ganze Gesicht. Er war hier. Meinetwegen. Doch ich täuschte mich. Ja, er war hier, aber nicht meinetwegen. Hinter Florian tauchte Marie freudestrahlend auf und hüpfte zu mir herüber. Sie überfiel mich mit einer großen Umarmung. "Ich muss die unbedingt etwas erzählen.", sagte sie und zupfte an meinem Ärmel. "Was machst du hier?", fragte ich Florian unsicher. "Er hat einen Termin mit mir.", ertönte plötzlich Beas Stimme. Jetzt verstand ich nichts mehr. "Na guck nicht so verblüfft. Wusstest du etwa nicht, dass ich seine Agentin bin?", lachte sie laut auf.

Das konnte doch nicht wahr sein! Bea war Florians Agentin? Warum hat er das nie erwähnt? Deswegen kam er auf Sophie! Bea will die beiden verkuppeln und wer weiß, vielleicht 'erpresst' sie ihn ja, dass er mit ihr zusammen kommen soll. Okay jetzt hör auf rum zu spinnen Chloé. Marie beobachtete die ganze Situation und zog mich in ihre Richtung. Ich konnte mich nicht bewegen. Florian. "So nun komm, lass uns was essen gehen.", sagte Bea und hakte sich bei ihm ein. Er warf mir einen traurigen Blick zu, als wolle er mich um Verzeihung bitten. "Chloé, er ist weg. Jetzt zeig mir dein Zimmer, damit wir reden können.", sagte Marie quängelig. Die Haustür fiel ins Schloss und holte nich zurück zum hier und jetzt. Ich führte Marie in mein Zimmer und setzte mich mit ihr aufs Bett. "Wir haben uns geküsst.", fiel ich mit der Tür ins Haus. "Wer?" "Ja wer wohl. Florian und ich.", sagte ich. Marie riss ihre Augen ungläublig auf. "Wann und wo? Erzähl mir alles haar genau.", sagte sie aufgeregt. Also schilderte ich ihr alles. Auch den Anruf und die wohlmöglichen Gefühle, die er für mich empfindet. "Hm, und nun erfährst du, dass deine böse Stiefmutter seine Agentin ist." Ich seufzte leise auf. "Das wird doch nie etwas mit uns. Der ist doch schon so gut wie Sophies Ehemann, wenn Bea sich dahinter klemmt. Game over Chloé.", sagte ich und spürte wie sich Wasser in meinen Augen ansammelte. "Heul nicht Chloé. Es ist noch nichts endgültiges. Wenn Florian zu dir sagt, dass Sophie nichts an dieser 'Beziehung' ändern kann, dann mach dir doch nicht son Kopf.", sagte sie in einem strengen Ton. "Aber.." "Nichts aber!", fauchte sie mich an. Ich schrack leicht zurück. Marie konnte ja richtig angsteinflößend sein. "Weswegen ich eigentlich hier bin.", fing sie an und holte eine Zeitschrift heraus. Es war die Cosmopolitan. Sie blätterte durch die Seite und stoppte bei einer Doppelseite. Es war eine Werbungsanzeige für ein Parfüm. Moment Mal...das waren ja Florian und ICH!!! "Oh mein Gott wie geil.", schrie ich vor Freude und sprang auf. Marie grinste mich an. "Du siehst sehr sehr gut aus.", lobte sie mich. Ich lächelte auf und drückte sie fest. "Ich bin gerade wirklich baff.", gab ich zu und hielt die Zeitschrift dicht an meinen Körper. Ich rannte soforr zu Papa und zeigte ihm das gelungene Bild. "Ich habe dir doch gesagt, dass du das gut machen wirst.", sagte er. Den ganzen restlichen Tag und Abend war ich der glücklichste Mensch auf der ganzen Welt. Vielleicht würde das Bild sogar auch Mama oder Camille sehen. Ich hoffe, dass sie dann stolz auf mich wäre.

Der nächste Arbeitstag stand vor der Tür. Ich nahm meine Zeitschrift mit und präsentierte jedem Mitarbeiter im Hotel mein Bild. "Sieh es dir an. Ist es nicht toll?", fragte ich Steffi an der Rezeption. "Ja Chloé, es ist wunderbar. Du hast mir das jetzt schon dreimal gezeigt. Sogar der Putzfrau und dem Pagenjungen hast du es zweimal gezeigt. Nun leg die endlich beiseite.", sagte sie und wirkte etwas genervt von mir. Aber das war mir egal. Ich war nun mal glücklich und jeder sollte das wissen! Marie war auch schon genervt von mir. Aber am besten war die pure Eifersucht von Sophie. Haha ich zeigte ihr extra immer wieder dieses Foto und schwärmte ständig von dem Fotoshooting und wie toll das doch alles mit Florian war. Apropo Florian. Mich wunderte es, dass er heute noch gar nicht hier war. Die letzten Male war er doch oft hier gewesen. Doch dann fiel mir etwas ein. Bea war für drei Tage in Frankfurt. Vielleicht war Florian bei ihr, immerhin arbeiteten die beiden zusammen. Bei dem Gedanken wurde mir wieder schlecht. Ich musste dran bleiben und mich nicht von den beiden Puten unterkriegen lassen! "Entschuldigen Sie, sind Sie Ms Chevalier?", fragte mich eine dunkle männliche Stimme. Ich blickte hoch und nickte. "Wer möchte das denn wissen?", fragte ich neugierig. Der Mann nahm seine Sonnenbrille ab und sah mich mit seinen dunklen Augen an. Ein Lächeln umspielte seine Lippen. "Mein Name ist Louis Schwarz. Ich arbeite als Fotograf und Modelagent. Ich bin durch Sie auf Ihren Vater und auf die Fotos in der Cosmopolitan gestoßen. Dürfte ich Ihnen mein Anliegen bei einem Kaffee erklären?", fragte er mich und stützte sich etwas auf der Theke ab. Ein Modelagent? Mich packte die Neugierde und außerdem gefiel mir seine coole und lässige Art. "Ich hab in einer Stunde Feierabend.", lächelte ich ihn charmant an. "Perfekt. Ich hole Sie dann ab.", sagte er und setzte seine Sonnenbrille wieder auf. Louis warf mir noch einen Blick zu, und verließ dann das Hotel. "Was war denn das eben?", fragte mich Marie grinsend. "Keine Ahnung.", sagte ich und sah ihm verträumt hinter her. Oh lala. Pünktlich um 15Uhr holte mich Louis ab. Wie fuhren in ein kleines Café mitten in der Stadt. "Also worum gehts genau?", fragte ich ihn. "Darf ich dich Chloé nennen?" Ich nickte lächelnd. "Also Chloé, ich war oder bin es eher gesagt begeistert von deinen Fotos. Du besitzt eine unglaublich große Ausstrahlung. Ich würde dich gerne für einen Job buchen. Es ist ein Werbeclip für den Schokoriegel Yogurette. Bitte sag ja. Du wirst natürlich dafür bezahlt.", sagte er und sah mich mit erwartungsvollen Augen an. Puh, das wäre meine Chance durch zu starten als Model...

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