Kapitel 26 - Hallo, Mister Styles

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"Sieh genau hin", meint Harry und nickt geradeaus. 

Ich sehe mich um, kann aber nichts Verdächtiges erkennen. Stirnrunzelnd sehe ich ihn an. 

Harry seufzt amüsiert und  fährt weiter, weil die Ampel auf grün springt. "Sieh genauer hin."

An uns zieht ein Schild mit der Aufschrift "SILVERLAKE - Schnell - und Tretbootverleih".

"Du willst an den See fahren?", frage ich mit erhobenen Brauen. 

"Jap. Von da kann man den Sonnenuntergang richtig gut sehen." 

Mein inneres Ich schmilzt gerade davon. "Hoffnungsloser Romantiker, wie ich es schon sagte." Ich schmunzle.

Harry zuckt selbstgefällig mit den Schultern. "Ich zeige dir lediglich mehr von 'So etwas'." 

Wir kommen an einem großen Parkplatz an mit einem großen Holzhaus, wo manche Leute davor sitzen und essen und trinken. 

Harry führt mich in die Gaststätte und geht zu einer Theke, wo eine Mitarbeiterin steht. Ich schätze sie auf Ende dreißg, "Harry, dich hab ich hier ja schon ewig nicht mehr gesehen." Ihr Lächeln strahlt eine enorme Sympathie aus.

Warum wundere ich mich eigentlich noch, dass Harry jemanden kennt? 

"Es hat heute mal wieder gepasst", sagt er freundlich. "Wo ist denn Dad?" 

Arbeitet sein Vater hier? 

"Er ist unten am See und weist gerade eine Familie bei den Booten ein. Heute ist ganz schön viel zutun."

Harry nickt und sieht jetzt zu mir herab. "Mein Dad arbeitet hier. Glaubst du er hat noch ein Boot für uns übrig?", richtet er sich jetzt wieder an die Mitarbeiterin. 

"Na klar, vor allem, wenn er deine hübsche Begleitung sieht", lächelt sie und sieht mich freundlich an. 

Ich lächle zurück und werde leicht rot.

"Susan, sag sowas besser nicht, sie kann nicht mit Komplimenten umgehen", neckt Harry mich. 

Ich stumpe ihn leicht von der Seite an und sehe ihn böse an.

Susan sieht grinsend zwischen ihm und mir hin und her, ihre Miene verblasst dann aber und sieht auf einmal ernst zu Harry. "Mit Pete ist es in letzter Zeit immer schlimmer geworden. Er weiß immer noch nicht, wie er... damit umgehen soll." 

Wovon redet sie? Fragend sehe ich zwischen ihr und Harry hin und her, der Susan erschrocken ansieht und mit dem Kopf schüttelt. 

Susan räuspert sich und redet dann weiter: "Wie auch immer. Er ist unten." 

Harry nickt ihr zu und ich lächle ihr zum Abschied noch leicht zu. Das eben war wirklich merkwürdig. Wieso hat Harry so komisch reagiert? 

"Da ist er", sagt Harry und zeigt auf den See, wo mehrere Leute auf einem Steg stehen. Der See ist wirklich schön und Harry hatte Recht, als er sagte, dass man hier den Sonnenuntergang gut sehen kann. 

"Es ist wirklich schön", sage ich und folge Harry über einen Steinweg. 

"Sagte ich doch." Er lächelt selbstgefällig und schaut in Richtung Horizont.

Wir laufen auf den Steg, auf dem ein älterer Mann - ungefähr Anfang fünfzig - in Shorts und blauem Shirt steht, mit der Aufschrift 'SILVERLAKE'. Ich nehme an es ist Harrys Vater. Die Familie mit der er gerade noch geredet hat, steigt gerade in ein Boot und Harrys Vater startet den Motor. 

"Dad!", ruft Harry und winkt ihm zu. 

Harrys Vater sieht in unsere Richtung und grinst sofort breit, als er uns erblickt. Er hat genau das gleiche Lächeln wie Harry, das macht ihn sofort sympathisch. 

Als die Familie mit dem Boot gerade losfährt, kommt er auf uns zu. "Oh, man, Harry", sagt er und nimmt Harry in den Arm. "Schön dich mal wieder zu sehen." 

Sie lösen sich aus der Umarmung und Harrys Vater sieht zu mir. "Und wie ich sehe, hast du endlich mal weibliche Begleitung mitgebracht." Er lächelt warm und hält mir seine Hand hin.

"Hallo, Mister Styles, ich bin Ravely", lächle ich und schüttle seine Hand. "Es ist wirklich schön hier."

"Danke. Das monatelange Aufbauen hat sich wirklich gelohnt." Er zeigt auf einen Steg gegenüber von uns. "Allein das bisschen Holz hat uns zwei Monate gekostet. Übrigens kannst du mich Pete nennen."

Gehört die ganze Anlage etwa Harrys Vater? Ich meine Pete. Das würde Harrys teures Auto erklären. 

Harry stöhnt auf. "Okay, Dad, ich komme auch schon gleich zu meinem Anliegen. Ich will Raven die unwiderstehliche Aussicht zeigen und dafür bräuchte ich ein Boot." 

Pete nickt und zeigt auf ein Boot das an dem Steg angebunden ist. "Da habt ihr gerade noch Glück gehabt, das ist nämlich das Letzte."

Er will gerade das Seil abwickeln, was das Boot an dem Steg hält, doch Harry nimmt es ihm ab und sagt: "Lass nur, ich mach das."

Ich freue mich, dass die beiden sich so gut verstehen, obwohl Harrys Eltern getrennt sind. Ich wünschte, bei mir wäre es auch so.

"Und Raven?", sagt Pete jetzt an mich gerichtet, "Bist du auch auf der ZOS?" 

"Ja, ich studiere kreatives Schreiben."

"Noch so ein Schreiberling." Sein Blick ist staunend.

Ich nicke belustigt. "Genau."

Harry kämpft immer noch mit dem Seil. Ich beobachte ihn schmunzelnd. 

"Ist das dein erstes Jahr?", fragt Pete weiter. 

"Ja."

"Und gefällt es dir?"

"Es war schon immer mein größter Traum auf die ZOS gehen zu dürfen, also wäre es eine Schande, wenn es mir nicht gefallen würde."

Pete stimmt mit in mein Lachen ein. "Du hast Recht."

Er ist wirklich nett, ich mag ihn. 

"So", stöhnt Harry und bekommt dadurch unsere Aufmerksamkeit. "Alles bereit, wir können."

Ich nicke und lächle Pete noch zu, bevor ich zu Harry ins Boot steige. 

"Viel Spaß und keine Dummheiten, Harry!" Er zeigt mit erhobenem Finger auf Harry. "Ich warne dich, ich  meine es ernst!" 

"Ja, Dad!", lacht Harry und startet den Motor.

Ich setze mich auf einen eingebauten Sitz und binde meine Haare zu einem Zopf. 

"Halt dich fest!", ruft Harry mir zu und fährt los. 

Mit einem Ruck fahren wir über den See.

Es ist unglaublich schön hier. Die Luft riecht wunderbar nach Natur und der Wind weht mir um die Ohren.  Um den See herum ist nur Wald, doch das macht es nur schöner. Das Wasser sieht auch überhaupt nicht so schmutzig aus, es ist rein und sauber. 

Harry steuert das Boot um eine lange Kurve und jetzt hat man den kompletten Blick auf den Himmel, denn kilometerweit vor uns kann man einen kleinen Wasserfall erkennen. 

Der Himmel ist bereits in ein tiefes rot getränkt und es ist kaum eine Wolke am Himmel. 

Harry stoppt den Motor, "Wir sind da."

"Es ist wirklich unglaublich", staune ich und starre an dem Wasser vorbei in den Himmel. 




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