Ich habe das Gefühl, dass meine Welt innerhalb von wenigen Augenblicken komplett in einen Scherbenhaufen zerschlagen wurde. Alles war eine riesig große Lüge und ich habe eine Frau gehasst, von der ich ein komplett falsches Bild beigebracht bekommen habe. Alles hat sich geändert. Mir wird auf einmal so vieles klar... Wieso Dad nie über Margr - ich meine, meine Mutter reden wollte. Er wusste ganz genau, was sie durchmachte und er konnte mir die Wahrheit nicht sagen, weil diese so viel schlimmer gewesen wäre, als das, was ich von ihr dachte. In meinen Lungen ist kein Atemzug mehr übrig und wenn ich jetzt in die Augen meiner Mutter sehe, sehe ich sie wirklich. Ich sehe, dass sie gebrochen wurde und alles daran setzen würde, dass ich ihr verzeihe und sie lieben kann.
Ich weiß, dass ich die Zeit, in der ich sie gehasst und verabscheut habe, niemals vergessen werde und ich weiß, dass ich das Bild von ihr als Monster nicht aus meinem Kopf bekommen werde, aber ich weiß auch, dass ich sie jetzt sehe. Eine starke Frau, die schreckliche Dinge durchmachen musste. Und ich weiß, dass ich ihr verzeihen werde und ich so viele zweite Chancen geben werde, wie ich kann, denn mein Vater brach ihr schon das Herz, bevor sie meines und seines überhaupt brechen konnte.
So knie ich jetzt hier vor ihr auf Harry's Küchenboden, halte ihre Hand auf meine Wange, weine und flehe sie an mich nochmal so lieben zu können, wie früher. Bevor ich sie gehasst habe und ihr schreckliche Dinge an den Kopf geworfen habe. Ich versuche die Scherben, die mein Vater und Derek verursacht haben aufzusammeln und wieder zu einem kleinen Kunstwerk zusammenzubasteln.
"Mum, es tut mir so Leid", weine ich in ihre Hand und kralle mich in ihre Jacke. "Es tut mir so unendlich Leid... Alles was ich zu dir gesagt habe, alles was ich dir in den letzten Tagen an den Kopf geworfen habe. Es tut mir so unendlich Leid."
"Ravely", schluchzt meine Mutter und nimmt mein Gesicht in beide Hände. "Hör auf dich zu entschuldigen. Ich liebe dich."
Ich schluchze laut auf und presse mich wie ein kleines Kind an ihre Hüfte.
Sie streichelt mir über den Kopf. "Ich hab dich so vermisst, mein Schatz."
Ich würde ihr gerne sagen können, dass ich sie auch vermisst habe, aber das wäre gelogen. Ich konnte sie nicht vermissen, ich hatte keinen Grund dazu. Ich habe zwar eine Mutter vermisst, aber nicht sie.
"Ich will, dass du meine Mutter bist", sage ich zu ihr und lasse sie los. "Eine ganz normale Mutter."
Sie lächelt leicht und muss sich wieder eine Träne unterdrücken.
"Und ich will das alles vergessen können. Ich will dich kennenlernen und dich als jemanden sehen, den ich lieben kann. Natürlich nur, wenn du das auch willst..."
Sie lacht leise auf und wischt sich eine Träne von der Wange. "Natürlich will ich das, Ravely. Darauf warte ich schon seit siebzehn Jahren."
Ich schmunzle und küsse ihre Hand. "Nenn mich Ely."
Mum presst ihre Lippen zusammen und küsst mich auf die Stirn. "Ich liebe dich so sehr, Ely."
Ich lächle und stehe auf. Ich kann immer noch nicht ganz realisieren, was sich in den letzten zehn Minuten hier in diesem Raum abgespielt hat. Aber ich bin froh, dass es vorbei ist.
Ich setze mich wieder neben Harry, dieser lächelt mich stolz an und wischt mir eine Träne von der Wange.
Harry hatte Recht. Er hat von Anfang an versucht mich dazu zu bringen, meiner Mum zuzuhören, doch ich war viel zu stur.
"So", sagt meine Mutter und wischt sich endgültig die Tränen aus dem Gesicht. "Ich hab jetzt unheimlichen Hunger. Ich will mich nicht auf der Affäre ziehen, aber ich denke, dass ich jetzt irgendwo was Essen gehen werde."
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Hearts Collide
Fanfiction"Ihr Herz war ein geheimer Garten und die Mauern waren ziemlich hoch." - William Goldmann Dann traf sie diesen Schriftsteller auf dem College. Er war gutaussehend, charmant, hatte ein nettes Lächeln und nahm die Welt wie sie war. Sie wusste nicht da...