Kapitel 70 - Die Wahrheit

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"Ehm, hallo", krächzt Sophia überfordert und versteckt ihren fast nackten Körper hinter der Tür.

"Sophia, ich bin hier um zu reden", zischt Liam und geht an ihr vorbei in die Wohnung.

Hilflos stehen Harry und ich noch im Türrahmen und sehen uns nervös an. Keiner von uns scheint zu wissen, was jetzt passieren wird.

Sophia steht immer noch hinter der Tür und sieht sichtlich verwirrt zwischen Liam und uns hin und her. O, du arme Sophia. Nicht.

"Kommst du, Baby?", ruft Liam durch das Wohnzimmer und setzt sich an einen Tisch, der mitten im Raum steht. Er ist merklich wütender, als er es vorhin noch war. Ihm scheint die ganze Situation wohl gerade erst auf den Weg hier her klargeworden zu sein.

"Ja", piepst Sophia. "Aber müssen die dabei sein?" Sie zeigt auf uns.

"Ja, müssen sie. Jetzt komm, setz dich zu mir. Harry, Raven ihr könnt euch auch gleich setzen." Er ist so gespielt und provokant freundlich, dass das noch fast schlimmer ist, als wenn er total ausrasten würde.

Wäre ich Sophia hätte ich jetzt Angst vor ihm, denn er wirkt gerade sehr aufgebracht.

Sie nickt und schließt die Tür hinter uns. "Ich ziehe mir nur schnell - "

"Nein, ist schon in Ordnung. Du kannst das Gespräch auch ganz kurz halten."

"Okay", seufzt sie und setzt sich mit uns an den Tisch.

Liam sitzt gegenüber von ihr, ich sitze neben ihm und Harry sitzt links neben mir. Wir bilden sozusagen eine Wand gegen sie. Sie gegen uns drei. Klingt ungerecht - ist es auch. Aber sie hat es verdient.

Unbehaglich rutscht sie auf ihrem Stuhl hin und her und beißt sich nervös auf ihrer Unterlippe rum. "Also...", sagt sie.

"Also", sagt Liam streng. "Erzähl mir doch mal, wie dein Wochenende war. Ich habe ja leider kein Wort von dir gehört, da du mich durch und durch weggedrückt hast." Er setzt ein provokantes Lächeln auf.

Sophia schluckt. "Es war... gut."

Liam schnaubt. "O, tatsächlich? Fanden das Nadine und Claudia auch?"

"Ja, sie fanden es, ehm, auch gut." Ihr scheint die ganze Situation total unangenehm zu sein. Wäre es mir auch, immerhin sitzen hier noch zwei andere, die überhaupt nichts mit der ganzen Sache zutun haben.

Ratlos blicke ich kurz zu Harry.

Dieser scheint genauso überfordert mit der ganzen Situation zu sein und blickt erwartungsvoll zwischen Liam und Sophia hin und her.

"Sophia, ich werde nicht um den heißen Brei reden", sagt Liam, lehnt sich nach vorne und faltet seine Hände. "Fickst du einen Andren?"

Davon erschrocken, wie schnell sich die Szene vor uns geändert hat zucke ich zusammen. Das war direkter, als ich es erwartet hatte. Um ehrlich zu sein, wäre es mir lieber gewesen, wenn Liam sachter an die ganze Sache rangegangen wäre. Auch, wenn Sophia es auf irgendeine Art und Weise verdient hat, kann er noch ein klein wenig Herz zeigen. Immerhin sagte er doch, dass er sie liebt. Aber ich nehme einfach mal an, dass das die Wut ist, die gerade aus ihm spricht.

Sophia zieht erschrocken die Luft ein und sieht mich an. Will sie, dass ich ihr helfe?

"Keine Antwort ist auch eine Antwort, Schatz", zischt Liam.

"N-Nein, ich - ", stottert Sophia.

"Nein, du was?", brüllt Liam.

"Liam!", sagt Harry und funkelt ihn böse an. "Lass sie wenigstens ausreden. Es bringt nichts, wenn du sie jetzt noch unnötig unter Druck setzt."

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