Kapitel 5 - Der Meister hat gesprochen

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Nachdem noch zwei weitere Autoren ihre Bücher vorgelesen haben war ich erleichtert, dass Harry keine Kommentare mehr abgegeben hat, sondern einfach nur noch schweigend neben mir saß und seine Düfte verteilt hat.

Ich wende mich an Cate die links neben mir sitzt. "Was machen wir jetzt?"

"Wir könnten -" Cate stoppt und sieht hinter mich. "Hey, Harry, ich wusste gar nicht, dass du auch kommst."

Ich verdrehe die Augen und sehe nicht mal hinter mich. Wahrscheinlich grinst er wieder blöd mit seinem Grübchenlächeln.

"Hab mich spontan dazu entschieden mal wieder vorbeizuschauen. Auch, wenn ich heute nichts vorlese", höre ich ihn sagen.

"Cate..." Ich quengle. Ich will keine Sekunde mehr neben diesem arroganten, gutriechendem Grübchenlächeln sitzen. Er bringt mich durcheinander und macht mich nur wütend und das kann ich momentan nicht gebrauchen. 

Cate sieht jetzt wieder mich an. "Achso, ja, wir könnten zu Claver's in die Bar gehen. Die andren Jungs wollen auch mit." Sie sieht wieder grinsend zu Harry rüber.

Nein, tu es bitte nicht. Bitte, bitte nicht. Lass ihn einfach hier und lass uns gehen. 

"Harry, komm doch mit, wenn du heute Abend nichts mehr vor hast."

Natürlich fragt sie, ob er mitkommt.

Wie sollte es auch anders kommen? Innerlich verfluche ich sie dafür. Ich hatte ihr doch heute Mittag erzählt, dass ich ihn nicht ausstehen kann. 

"Gerne." Ich höre, dass Harry aufsteht.

Ich koche und funkle Cate wütend an. 

Sie schaut mich nur entschuldigend an, als würde das jetzt meinen Abend retten.

Also machen wir uns zu sechst auf den Weg zu Claver's, um - wie Cate es ausgedrückt hat - uns besser kennenzulernen. Die Lust ist mir durch Harry stetig vergangen. 

Wir betreten eine kleine typische Bar mit Billiardtisch und Frauen mit aufreizenden Kleidern an der Bar die irgendwelche betrunkenen Kerle anschmachten. Es riecht hier nach Alkohol und Rauch und man hört durch versteckte Lautstärke das Lied Come As You Are von Nirvana. Wenigstens läuft keine Technomusik. Das hätte mir jetzt noch den Rest gegeben. 

Wir setzen uns an einen Tisch ganz hinten in der Ecke. Cate sitzt rechts von mir gegenüber, neben Liam. Louis und Niall sitzen neben mir und Harry sitzt mir genau gegenüber. Was auch sonst. 

Eine männliche Bedienung kommt an unseren Tisch, "Hi, ich bin Colder, was darf ich euch denn bringen?"

Louis, Liam, Niall und Cate bestellen ein Bier. 

"Einen On The Rocks, bitte", sagen Harry und ich gleichzeitig. 

Wir schauen uns verwirrt an. Ich zucke nur mit den Schultern, als wäre das ein kleiner Zufall gewesen. Dabei kenne ich niemanden, der auch gerne On The Rocks trinkt. 

"Also Ravely." Niall beginnt als erster ein Gespräch. "Erzähl mal was von dir! Wir kennen uns ja schon alle gegenseitig."

"Nenn mich bitte Rave. Cate hat sich so viel Mühe mit dem Spitznamen gemacht, also sollte er auch benutzt werden." Wow, das habe ich selbstbewusster gesagt, als ich dachte.

"Genau!" Cate lacht.

"Also ich bin Rave, achtzehn Jahre alt, komme aus den tiefsten Tiefen Englands und bin jetzt auf der ZOS um Kreatives Schreiben zu studieren", erzähle ich.

Um ehrlich zu sein, schäme ich mich ein wenig, dass ich nicht mehr erzählen kann. Ich wette alle von ihnen hier können schon einen Bestseller über ihr Leben schreiben.

Ich bin ein absoluter Langweiler.

"Das wars?", fragt Liam und schaut mich erstaunt an.

"Ja, ich denke schon."

"Hast du einen Freund?", fragt Louis mich ganz direkt und ich schnappe erschrocken nach Luft.

Die Bedienung kommt gerade wieder an den Tisch und bringt unser Trinken. Ich lächle ihm zu und bedanke mich stumm damit, dass er mir geholfen hat dieser Frage aus dem Weg zu gehen.

"Also?" Louis lässt nicht locker. 

Mist. Alle, bis auf Harry, warten gespannt auf meine Antwort. 

"Nein, habe ich nicht." Ich nehme einen Schluck von meinem Getränk, um nicht mehr dazu sagen zu müssen.

"Wie kommt das denn? Du bist doch hübsch." Niall lächelt.

Ich spüre wie mir leicht die Röte in den Kopf schießt. Das war mal offen. "Danke, aber Beziehungen sind einfach nichts für mich. Ich bin achtzehn Jahre alt. Ich hab noch mein ganzes Leben lang Zeit so etwas wie Beziehungen zu führen."

Ich spüre klar Harry's Blick auf mir.

"Endlich mal eine Frau, die weiß, was sie will", lacht Liam.

"Ey, ich weiß auch was ich will!", wirft Cate gespielt beleidigt ein und verschränkt die Arme.

"Nein, weißt du nicht."

Auch Niall stimmt lachend zu. "Du hast jede Woche eine neue große Liebe. Also ich bitte dich."

"Jahaa, weil es immer der Richtige sein kann!"

"Ich denke, man weiß von der ersten Sekunde an, ob jemand der oder die Richtige ist." Auch mal Harry meldet sich zu Wort und nimmt theatralisch einen Schluck von seinem Getränk nach dieser unfassbaren Weisheit.

Ich beäuge ihn mit erhobenen Augenbrauen.

"Oho, der Meister hat gesprochen", ruft Louis und tut so, als würde er sich vor Harry beugen. 

Alle andren lachen.

"Das stimmt nicht", sage ich und schaue auf mein Glas. 

Alle in der Runde schauen mich an, als hätte ich ihnen erzählt, dass ich Krebs heilen könnte. Sie scheinen darauf zu warten, dass ich mehr sage. 

"Also nehme ich an, dass du an Liebe auf den ersten Blick glaubst?", frage ich Harry mutig und beäuge ihn.

"Liebe auf den ersten Blick ist ein Mythos. Doch von Anfang zu merken, dass jemand zu einem gehört, nicht. Oder würdest du etwa das Gegenteil behaupten?", sagt er mit fester Stimme und richtet sich auf.

Ich zucke abwägig mit den Schultern. "Ich weiß nicht. Ich denke, das ist Schwachsinn. Sowas wie geistliche Verbindungen oder Seelenverwandschaft existiert einfach nicht. Sonst wären die Menschen heutzutage glücklich, weil sie mit den richtigen Leuten agieren."

"Die Menschen sind unglücklich, weil sie sehen, was sie sehen wollen. Zu denken, dass geistliche Verbindungen nicht existieren macht dich einer von ihnen. Wenn du richtig hinsiehst, weißt du von der ersten Sekunde an, wer zu dir gehört und wer nicht. Vielleicht solltes du mir Bronté lesen." Er grinst verhöhnt und nimmt noch einen Schluck von seinem Getränk ohne den Blick von meinen Augen zu nehmen.

Ich kneife die Augen zusammen und merke schon wie sich mir tausend Worte im Kopf zusammebrauen.

Als ich gerade etwas Gemeines sagen will, stoppt mich Cate.

"Okay, wenn zwei Philosophen sich streiten, sollte man dann aufhören, wenn es am schönsten wird", lacht sie und hebt ihr Bier in die Luft. "Auf einen schönen Abend!"

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