"Tut mir wirklich Leid für dich, aber Raven und ich wollten mit Tammy gleich in die Stadt fahren", sagt Harry und grinst gehässig.
Ich sehe ihn mit gerunzelter Stirn an. Kann ich nicht für mich selbst antworten?
"Meinst du nicht, dass Raven für sich selbst reden kann?", liest Ben meine Gedanken und sieht Harry anmaßend an.
"Das habe ich mich auch gerade gefragt", sage ich und sehe Harry mit verschränkten Armen an.
Harry sieht gereizt zwischen Ben und mir hin und her, blinzelt und grinst dann wieder amüsiert. "Ihr habt Recht", sagt er und gibt mir ein Zeichen, dass ich selbst reden soll.
Ich rolle die Augen und wende mich an Ben. "Wie Harry schon sagte", sage ich freundlich, funkle Harry nochmal böse an und sehe dann wieder zu Ben, "wollten wir den Tag mit Tammy verbringen."
"Verstehe", sagt Ben und nickt verständnisvoll. "Vielleicht ein anderes mal."
Ich lächle freundlich. "Ja, vielleicht."
Ben wendet sich an Tammy. "Dann wünsch ich dir viel Spaß mit Raven und... Harry", grinst er und streichelt ihr nochmal über den Kopf. "Mach's gut, wunderschöner Engel."
Tammy grinst und leckt weiter an ihrem Lolly.
Ben kommt wieder zu mir. "Und dir auch viel Spaß, Raven." Und er geht.
"'Mach's gut, wunderschöner Engel'", ahmt Harry Ben mit einer piepsstimme nach und rollt die Augen. "Tammy, ich hab noch eine Tafel Schokolade im Auto, keine Sorge."
Ich runzle die Stirn. "Ben meinte doch, dass sie das nicht darf."
Harry lacht auf. "Mir egal, was Ben sagt. Wenn Tammy Schokolade möchte, dann bekommt sie Schokolade." Er rollt den Rollstuhl, der in der Ecke steht, neben ihr Bett.
Ich beobachte ihn skeptisch. Anscheinend habe ich wohl die erste Person kennenlernt, die Harry nicht ausstehen kann und das beruht wahrscheinlich auch noch auf Gegenseitigkeit.
Er nimmt Tammy aus dem Bett und setzt sie in den Rollstuhl.
"Hazza und Doktor 'O mögen sich nicht", kichert Tammy und hält Harry ihren Lolly hin. "Willst du mal?"
"Das habe ich gemerkt", lache ich.
Harry schiebt ihre Hand mit dem Lolly aus seinem Gesicht und verzieht sein Gesicht. "Nein, danke, den kannst du allein essen."
"Halt still", lacht Harry, als er versucht Tammy im Auto anzuschnallen.
Sie scheint heute wieder bessere Laune zu haben und das erleichtert mich enorm. Ich hatte vorhin noch kurz Bedenken, dass sie immer noch so stur und gemein sein könnte, wie gestern, aber das hat sich dann schnell gelegt, als ich sie das erste mal lächeln gesehen habe heute Mittag.
Harry versucht es sich zwar nicht anmerken zu lassen, aber ich sehe jedes mal, wie es ihm schmerzt, wenn Tammy aufkeucht, weil der Weg vom Rollstuhl zum Auto für sie zu anstrengend war. Mittlerweile hustet und keucht sie so oft, dass man das Gefühl bekommt, sie hätte noch viel weniger Zeit, als drei Wochen. Es geht alles viel zu schnell und das tut uns beiden weh.
Ich frage mich, was Harry machen würde, wenn er sich allein um Tammy kümmern würde. Ich will mir gar nicht ausmalen, wie schrecklich die Zeit für ihn sein muss, wenn er ganz allein zusehen müsste, wie sie stirbt und er niemanden hat mit dem er sein Leid teilen kann. Aber zum Glück haben wir uns.
Ich hoffe, dass Harry es genau so sieht wie ich und froh ist, dass er mich hat.
"Wo fahren wir eigentlich hin?", frage ich Harry, als er neben mich auf den Fahrersitz steigt.
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Hearts Collide
Fanfiction"Ihr Herz war ein geheimer Garten und die Mauern waren ziemlich hoch." - William Goldmann Dann traf sie diesen Schriftsteller auf dem College. Er war gutaussehend, charmant, hatte ein nettes Lächeln und nahm die Welt wie sie war. Sie wusste nicht da...