Kapitel 14 - August

16.3K 1.2K 237
                                    

Verdattert sehe ich ihn an. Was fällt ihm ein? 

"Heeey", meckere ich, "gib mir den so-fort wieder zurück!" Vergeblich greife ich nach dem Joint in Harrys Hand. 

Er beachtet mich gar nicht und wendet sich an Niall: "Niall, wieso zur Hölle gibst du ihr Gras? Du siehst doch wie betrunken sie schon ist!" Er funkelt ihn wütend an und drückt den Joint an der Hauswand aus. 

"Alter, was spielst du dich denn so auf? Außerdem wollte sie es!" Niall nimmt Harry wieder den Joint aus der Hand und guckt sofort, ob er noch zu gebrauchen ist.

"Genau, Harreeh", lalle ich und kämpfe mich aus dem Stuhl. "Du bist nicht meine Mutter!" Jedoch spielt mein Gleichgewichtssinn nicht ganz mit und ich falle nach vorne um. 

Harry reagiert schnell und richtet mich wieder auf. "Niall, hol bitte Wasser." Er setzt mich wieder in den Stuhl und kniet sich vor mir.

"Und für mich bitte Wodka!"Ich lache über mich selbst. Ich bin so lustig! 

"Man, Ravely, was ist denn aufeinmal mit dir los?", fragt Harry mich nachdrücklich. Er sieht überhaupt nicht belustigt aus.

"Nichts", gluckse ich und sehe auf die Straße, wo gerade zwei heftig rummachen. 

"Nichts? Du wolltest gerade -  voll besoffen - Gras rauchen. Das ist 'ne tötliche Mischung, glaub mir."

"Man, was bist du denn für ein Spie-ßer?"

Er sieht mich kopfschüttelnd an. "Ernsthaft, Ravely?"

"Ich wollte doch nur... Spaß haben." Ich sehe auf meine Hände. "... Denke ich."

Auf einmal komme ich mir total blöd vor. Harry macht mir alles kaputt. Eben hatte ich doch noch gute Laune und jetzt denke ich schon wieder, dass das alles ein großer Fehler war. 

"Bis zur Besinnungslosigkeit betrinken und Gras rauchen verstehst du also unter Spaß?" Harry grinst amüsiert.

Wieso grinst er denn jetzt so blöd? Er geht mir echt auf den Keks. Ich will gerade etwas sagen, doch dann kommt Niall wieder zu uns mit einem Becher und einer Wasserflasche. 

Harry nimmt ihm beides ab und schüttet etwas Wasser in den Becher. 

Ich beobachte konzentriert seine Hände. Auf seiner rechten Hand ist ein kleines Kreuz tattowiert. Er scheint einige Tattoos zu haben. 

"Du hast echt schöne Hände."

Harry sieht mich belustigt an und reicht mir den Becher. "Du bist betrunkener als ich dachte."

Sofort bereue ich es, dass ich das gesagt habe. 'Du hast echt schöne Hände'? Ravely, du bist echt bescheuert! Ich merke wie mir die Röte ins Gesicht schießt und ich nehme einen Schluck von dem Wasser und sehe Harry an. 

Niall räuspert sich. "Ich werde jetzt mal wieder reingehen, ehm, Rave, du scheinst ja gut umsorgt zu sein." Er sieht irgendwie sauer aus. 

Ist es wegen mir? Oder wegen... Harry? Ist er eifersüchtig? EIst er eifersüchtig auf Harry? Was für ein bescheuerter Gedanke. Ich schaffe es nicht ein leises Kichern zu unterdrücken und starre in meinen Becher. 

"Wieso lachst du?" Harry sieht mich mit erhobener Braue an.

"Ich glaube, er ist eifersüchtig." Ich kichere wieder wie eine Erbse. Man, dieses Gekicher muss wirklich aufhören.

Harry sieht mich jetzt ernst an und zieht eine Augenbraue hoch. "Wieso sollte er eifersüchtig sein?"

"Na, weil er auf mich steht!", haue ich knallhart raus. Sofort halte ich mir die Hand vor den Mund und wünschte, ich hätte das jetzt nicht gesagt.

Harry lacht leise und setzt sich auf den Stuhl, auf dem Niall vorher saß. "Da hat er sich aber eine gekrallt. Viel Glück noch." Er schüttet noch ein wenig Wasser in meinen Becher.

Wie bitte? Was soll das denn heißen?

Ich sehe ihn böse an. "Wir sind nicht zusammen", brumme ich. "Niall ist gar nicht mein Typ."

"Achja? Wer ist denn 'dein Typ'?"

"August." Ich nehme noch einen Schluck von dem Wasser und sehe von ihm weg. 

"August?" (Damit ist der englische Name gemeint.)

"Der Protagonist in meinem Lieblingsbuch."

Kurz erstarrt Harry's Blick. "Wie heißt das?"

"Als wir unsterblich wa-ren", gähne ich. Langsam werde ich müde. 

Harry scheint fast schockiert von dem Titel, fängt sich aber dann wieder. Was hat er denn? "Und August ist also dein Typ? Er existiert aber nicht, das weißt du, oder? Deshalb gibt es ja Bücher. Um über die Realität hinaus zu gehen."

Ich stelle den Becher auf den kleinen Tisch vor uns und ziehe meine Knie zur Brust, um meinen Kopf darauf zu platzieren. Ich bin wirklich müde. "Nein, irgendwo gibt es auch meinen August." Ich seufze und schließe die Augen.

"Und was, wenn du ihn nie findest? Du willst doch nicht ernsthaft für immer allein bleiben, oder?" Er ist ganz schön neugierig.

Wieso fragt er so viel? Ich mag ihn doch eigentlich gar nicht. Und außerdem: Wieso zum Teufel bin ich so ehrlich zu ihm?

"Ich glaube nun mal noch an die große Liebe." 

Harry seufzt einmal und ich höre, wie er aufsteht. 

Ich merke, wie er mich vom Stuhl hebt und im Brautstyle ins Haus trägt. Er strahlt so eine entspannende Wärme aus und ich wehre mich nicht mal. Liegt wohl noch am Alkohol. Bestimmt. Ich bekomme nicht viel mit, nur wie er jemandem sagt, dass er mich zum Campus fährt und jemand Cate bescheid sagen soll. 

Als er mich ins Auto setzt, schlafe ich sofort ein. 

"Ravely, wach auf", höre ich eine leise Stimme. Jemand streicht leicht über meinen Kopf. 

Ich öffne meine Augen und sehe Harry. Stimmt ja, ich bin betrunken und in seinem Auto. 

"Wir sind da", flüstert er und schnallt mich ab. "Du musst mir sagen, wo dein Zimmerschlüssel ist." 

"Arschtasche." Ich schließe meine Augen wieder. Momentan ist mir alles egal, Hauptsache, ich kann endlich schlafen. 

Ich höre Harry leise lachen. 

"Was?", murmle ich. 

"Ich will dir nicht zu Nahe treten, aber so komme ich nicht an deinen Schlüssel." 

Kurzerhand drehe ich mich langsam zur Tür und strecke ihm mein Hinterteil entgegen. 

Vorsichtig schiebt Harry seine Hand in meine Tasche und aufeinmal wird mir ganz warm. Was ist denn jetzt los? Er zieht die Schlüssel raus und steigt aus. 

Als er mich wieder im Brautstyle zu meinem Zimmer trägt kuschle ich mich an seine warme Brust. Er riecht wieder so gut... hmm, Jasmin, Moschus und Harry. 

"Riechst du gerade an mir?", flüstert Harry belustigt und ich spüre wie seine Brust vibriert. 

Sofort werde ich wieder rot und ich höre auf an ihm zu schnuppern. "Ehm, nein...", stottere ich, "natürlich nicht." Und wie ich an dir gerochen habe. 

Harry schließt die Tür auf und legt mich vorsichtig in mein Bett.

Ich stöhne einmal auf, als ich endlich die kuschlige Matratze unter mir fühle und ich kuschle mich sofort in mein Kissen. 

"Schaffst du es dir die Schuhe selbst auszuziehen?"

Ich öffne meine Augen und sehe ihn vor meinem Bett stehen. Er ist so schön. Diese braunen Locken, die - wie immer - unordentlich nach oben gegelt sind, aber trotzdem perfekt aussehen. Diese markante Kinn und die grünen Augen... Stop. Was denke ich? 

Ich schüttle mit dem Kopf. Ich könnte bestimmt meine Schuhe selbst ausziehen. Ich bin durch den kleinen Schlaf im Auto ein wenig nüchterner geworden. Aber um ehrlich zu sein will ich noch nicht, dass Harry geht und so bleibt er, wenigstens noch für ein paar Augenblicke, hier. 

Harry kniet sich hin und zieht mir die Schuhe aus. Ich spüre jedesmal wie meine Haut anfängt zu kribbeln, wenn er sie berührt. 







Hearts Collide Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt