Völlig unter Strom stehend, starren Harry und ich uns an. Innerhalb von Sekunden hat sich die Spannung zwischen uns beiden von wütend auf absolut anziehend geändert und ich bekomme kein Wort raus.
"Passt auf!", kreischt Tammy und ich schaffe es gerade noch rechtzeitig den Atem anzuhalten.
Fast ein ganzes Meer aus Wasser platscht auf Tammy, Harry, mich und den Rest der ersten beiden Reihen ein und wir sind klitschnass. Nicht gut gemacht, Wal.
Doch nicht mal diese kleine Abkühlung scheint das Feuer, das gerade in mir brodelt, löschen zu können, denn ich stehe immer noch starr auf einem Fleck und sehe zu Harry, und er zu mir.
Seine Haare kleben ihm komplett durchnässt in der Stirn und ein kleines Grinsen verziert seine Lippen. Er bricht jedoch Sekunden später unsren Blickkontakt und wendet sich an Tammy, denn diese hat schwer angefangen zu husten.
Sie scheint sich an dem Wasser verschluckt zu haben und hustet, lacht und weint gleichzeitig. "Das war", hustet sie. "Absoluter Wahnsinn!"
Harry lacht und richtet ihr Kopftuch, was ihr fast komplett über den Augen hängt. "Das war wirklich Wahnsinn", sagt er.
Der Host der Show verkündet, dass die Show nun vorbei ist, nachdem alle eine 'absolut geile Abkühlung bekommen haben' und wir verlassen mit durchnässten Klamotten das kleine Stadion.
"Ich hab Hunger", sagt Tammy und zeigt auf einen kleinen Pizzastand, nicht weit von uns. "Hazza, bekomm ich ein Stück Pizza?"
Harry, der wieder dran ist mit Rollstuhl schieben, grinst breit und sagt: "Ich weiß nicht. Du kostest mich heute ganz schön viel."
Sofort schmollt Tammy. "O."
"Aber ich denke, ich werde eine Ausnahme machen."
Sie grinst wieder und steht auf einmal auf.
"Tammy, was wird das?", fragt Harry, bleibt stehen und beobachtet, wie sie ganz normal anfängt neben uns her zu laufen.
"Ich will selber laufen."
"Nein, setz dich bitte wieder in den Rollstuhl."
Sie schüttelt beleidigt mit dem Kopf und stolziert zu dem Pizzastand.
"Tamara, bitte!", ruft Harry, lässt den Rollstuhl stehen und geht ihr hinterher.
Schnell schnappe ich ihn mir und folge ihm. Was hat Tammy denn auf einmal?
"Ich will nicht! Ich sagte, dass ich selber laufen will, ich bin kein Baby!", schreit Tammy und haut Harry's Hand weg, der versucht sie vom Gehen zu hindern.
Frustriert fährt er sich durch die Haare und sieht zu mir. Er scheint genau so wenig wie ich, zu wissen, wie er mit der Situation umgehen soll, ohne sie anzumeckern.
"Tammy, hör doch bitte auf Hazza", sage ich einfühlsam, um sie ein wenig zu beruhigen.
Sie scheint innerhalb von Sekunden komplett die Stimmung geändert zu haben.
Tammy verzieht ihr schönes Gesicht und sie wird knallrot. "Nein, ich will selber laufen! Wieso versteht ihr das denn nicht? Dieser doofe Rollstuhl ist hässlich und nur alte Opas fahren damit rum!"
"Aber wenn du läufst, wirst du schnell müde", rede ich auf sie ein und knie mich zu ihr hinunter.
"Mir doch egal, ich laufe selber", sagt sie eingeschnappt und verschränkt die Arme.
Harry atmet tief ein und aus. Die Besorgnis ist ihm stetig ins Gesicht geschrieben, was natürlich verständlich ist. "Tammy, du setzt dich jetzt in diesen Rollstuhl", sagt er leise durch zusammengepresste Zähne.
Leicht erschrocken, von seinem Ton, sehe ich ihn an und stehe wieder auf.
"Nein, wofür habe ich denn Beine, wenn ich sie nicht benutzen darf?", meckert Tammy mutig und funkelt ihn böse an.
"Du darfst deine Beine benutzen, wenn wir wieder im Krankenhaus sind, Süße, aber hier nicht", sage ich ruhig und lächle sie leicht an.
"Nö", sagt sie und steckt mir frech die Zunge raus. Sie wirkt wie komplett ausgewechselt.
Ich will gerade etwas sagen, da fängt sie auf einmal an zu rennen. In Höchstgeschwindigkeit!
Harry reagiert sofort, macht zwei Schritte und fängt sie ab. "Das war's. Wir fahren", sagt er streng und setzt sie in den Rollstuhl.
Tammy's Kopf wird rot und ihre Augen glasig. O, nein, bitte nicht weinen.
Ich weiß ganz genau, dass Harry das noch mehr verletzen würde, als wenn sie ach so viele Beleidigungen in sein Gesicht schreit.
"Komm", sagt Harry zu mir, nimmt die Henkel des Rollstuhls in die Hände und schiebt sie Richtung Ausgang.
Mit schnellen Schritten folge ich ihm. "Bist du dir sicher, dass du gehen willst?"
Harry nickt entschlossen und Tammy fangt an zu schniefen. "Ja. Ich kann nicht riskieren, dass sie hier einfach zusammenklappt."
Ich nicke mit dem Kopf und folge ihnen noch bis zu Harry's Auto.
Nachdem Harry die mittlerweile heulende Tammy ins Auto bugsiert hat, stehen wir beide noch auf dem Parkplatz.
"Kommst du nochmal mit ins Krankenhaus?", fragt Harry schließt sein Auto von außen ab, da Tammy versucht auszusteigen.
Ich sehe Tammy durch die Fensterscheiben an und schüttle mit dem Kopf. "Nein, ich habe später noch was vor."
"Tatsächlich?", sagt Harry und sieht mich mit erhobener Braue an.
Ich rolle mit den Augen. "Ja, tatsächlich. Aber nur ein Date mit meiner Mum."
Harry grinst und kommt einen Schritt auf mich zu. "Bestell ihr einen schönen Gruß von mir", sagt er und ist nicht mal mehr einen Zentimeter von meinen Lippen entfernt.
Mein Puls schlägt so laut, dass ich das Gefühl habe, er würde jeden Moment platzen.
Ich schlucke und nicke nur. Ich bekomme kein Wort raus.
"Viel Spaß", sagt Harry noch und küsst mich ganz leicht auf die Lippen.
Ich sehe ihn an und will noch mehr. Ich will ihm um den Hals springen und ihn am ganzen Körper küssen.
"Bis später", grinse ich und entferne mich von ihm. Mit einem letzten Lächeln, drehe ich mich um und laufe zu meinem Auto.
"Raven", ruft Harry mir hinterher.
Ich drehe mich um.
"Man kann übrigens deine Unterwäsche durch dein T-Shirt sehen."
Omg, es ist 3 Uhr nachts und ich kann nicht schlafen. Zum Glück ist morgen keine Schule. *Sarcasm involved*
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Hearts Collide
Fanfiction"Ihr Herz war ein geheimer Garten und die Mauern waren ziemlich hoch." - William Goldmann Dann traf sie diesen Schriftsteller auf dem College. Er war gutaussehend, charmant, hatte ein nettes Lächeln und nahm die Welt wie sie war. Sie wusste nicht da...