Kapitel 76 - Hellblaue Schmetterlinge

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Schnelle wische ich mir die Träne von meiner Wange, schniefe und sage mit einem Lächeln: "Ja. Ja, alles in Ordnung."

Fünfter Stock.

"Tut mir Leid, wenn ich Ihnen zu Nahe trete, aber Sie sehen nicht so aus...", sagt sie vorsichtig.

Ich nicke und schürze die Lippen. "Ich fühle mich auch nicht so."

"Heiße Schokolade und Sahne."

"Was?"

"Heiße Schokolade mit Sahne ist der beste Trostschenker für Herzschmerz", lächelt die Frau.

Zweiter Stock.

Ich muss schmunzeln. "Danke, ich werde daran denken."

Erster Stock.

"Ich wünsche Ihnen noch eine schöne Nacht", ruft die nette Frau mir hinterher, als ich gerade aussteige.

"Ihnen auch", rufe ich zurück und winke ihr dankbar.

Meine Laune ist zwar nicht wirklich gestiegen, aber ich musste kurz an etwas andres denken, als nur an Harry. Ich sollte mich einfach ins Bett legen und die Augen schließen.


Wie erwartet, ist Cate nicht im Zimmer.

Gott sei Dank, sonst könnte ich mir wahrscheinlich unendlich viele Fragen anhören, warum ich weine und ich wage es zu behaupten, dass die Antwort "Harry hat gesagt, dass wir nur Freunde sind" noch mehr Fragen aufwirft, als eine akzeptante Antwort. Aber das ist doch eigentlich eine akzeptante Antwort. Oder? Immerhin hat Harry mir ständig Hoffnung gemacht, mich geküsst... Vollkommen egal. Ich werde jetzt einfach schlafen gehen und abwarten, was morgen geschieht.

-

Als ich aufgewacht bin, habe ich als erstes einen Blick auf mein Handy gewagt, um nachzusehen, ob Harry eventuell geschrieben oder angerufen hat - hat er nicht. Daraufhin habe mir den gestrigen Tag von der Haut gewaschen und fest entschlossen auf andere Gedanken zu kommen und in die Bibliothek in der Stadt zu gehen. Nichts lenkt einen besser ab, als ein gutes Buch. Am besten leihe ich mir gleich einen der schnulzigsten Romane der Welt aus, um auch in Ruhe trauern zu können. Sowas wie Sturmhöhe oder Für immer vielleicht könnte relativ behilflich sein.

Zum Glück muss ich nicht mit der U-Bahn fahren, denn ich nehme an, dass Cate vor heute Abend nicht zurück kommt und daher erlaube ich mir einfach mal, ihr Auto zu benutzen.

Nachdem ich mir einen, wie erwartet, schnulzigen Roman ausgeliehen habe, laufe ich vorbei an den verschiedenen Schaufenstern der Läden zu dem Parkplatz an dem ich geparkt habe. Eigentlich wundert es mich, dass das Wetter sich heute mal erlaubt, meine Stimmung nicht widerzuspiegeln. Die Sonne strahlt glücklich auf die Straßen Londons und es könnte unpassender nicht sein. Es wäre mir definitiv rechter gewesen, wenn es aus Strömen regnen würde, denn dann würde ich mich bestätigt in meiner Annahme fühlen, dass ich nicht umsonst traure.

Ich will gerade in Cate's Auto steigen, da springt mir etwas ins Auge. Besser gesagt etwas rosanes mit blauen Schmetterlingen. Ich lasse den Türgriff los und gehe auf das Schaufenster gegenüber von mir zu. Ich habe mich wohl doch nicht verguckt. Eine Schaufensterpuppe trägt ein rosa Halstuch mit hellblauen Schmetterlingen darauf. Ich wette, das würde Tammy gefallen. Rosa passt zu ihrer Ausstrahlung, das blau zu ihren Augen und die Schmetterlinge... Na ja, egal. Es passt auf jeden Fall wie die Faust auf's Auge.

Kurzerhand halte ich das samtweiche Tuch auch schon in den Händen und kaufe es. Ich überlege auch nicht lang und mache mich schon auf den Weg zum Krankenhaus, um es ihr sofort geben zu können.

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