Kapitel 58 - Bringt mich um!

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Am frühen Sonntagmorgen, werde ich von meinem Handyklingelton wachgemacht. Kann ich denn eigentlich mal keinen Tag ausschlafen? Ich muss mich definitiv daran gewöhnen, dieses doofe Ding auszuschalten, wenn ich es nicht brauche.

Noch mit geschlossenen Augen greife ich zu meinem Nachttisch und taste nach meinem Handy. Es ist Dad. "Hallo", krächze ich noch mit verschlafener Stimme.

"O habe ich dich wachgemacht?"

Ich schaue auf die Uhr, die auf Cate's Nachttisch steht. "Dad, es ist neun Uhr, natürlich hast du mich wachgemacht."

"Tut mir Leid, Schatz." Er hat einen außergewöhnlich komisch, traurigen Unterton in der Stimme.

Ich richte mich auf und reibe mir über die Augen. "Was ist los?"

Dad atmet deutlich hörbar tief ein und aus. "Wieso bist du gegangen?"

"Weil ich wieder nach London wollte."

"Und willst du mir sagen wieso? Falls es wegen deiner Mutter ist, dann tut es mir wirklich Leid, Liebling. Wenn ich gewusst hätte, dass du so... empfindlich auf sie reagierst, wäre mir niemals eingefallen sie nach Aldbury zu holen. Ich - "

"Es war nicht wegen ihr", seufze ich leise und unterbreche seinen Redewall. "Zumindest war sie nicht der einzige Grund..."

"Was war dann der Grund? Du weißt, dass du mit mir offen reden kannst. Das konntest du immer. Ich habe echt einen Schrecken bekommen, als Maggy mir erzählt hat, dass du weggegangen bist."

Bei dem Namen Maggy muss ich mich wieder daran erinnern, wie ich ihn und sie in der Küche kichern gehört habe. Ich würde ihn unheimlich gerne fragen, was zwischen den Beiden wirklich geht. Aber wenn ich ehrlich sein soll, ist es mir einfach egal. Soll er doch machen was er will, solang ich mit ihr nichts zutun haben muss. "Kann ich dir das wann anders erzählen?" Ich stehe vom Bett auf und sehe aus dem Fenster. Das Wetter ist mal wieder fantastisch. Ich liebe es hier. "Ich möchte wirklich gerade nicht darüber reden, aber es hat nichts mit dir zutun. Du solltest dir keine Gedanken machen."

Dad seufzt. "Ravely, ich bin dein Vater, ich muss mir Gedanken um dich machen."

Ich grinse. "Ich möchte auch nur, dass du weißt, dass du dir keine Schuld geben brauchst. Auch, wenn mich die Sache mit Mu -, ehm Margret wirklich nervt, trägst du keinerlei Schuld. Sie ist selbst daran Schuld, dass ich sie nicht ausstehen kann."

Er schweigt.

"Dad?"

"O. Ja, danke, Schatz. Wann wirst du das nächste Mal wieder kommen?" Wieder dieser argwöhnische Unterton.

"Kann ich noch nicht sagen. Ich werde mich die Woche nochmal bei dir melden, dann reden wir."

"Okay. Ich hab dich lieb, vergiss das nicht, Mäuschen."

Ich schmunzle. "Ich dich auch, Dad. Immer."

Nachdem wir aufgelegt haben, lasse ich mich seufzend auf meinen Schreibtischstuhl fallen. Ohne viel nachzudenken, klappe ich meinen Laptop auf und schreibe. Da, ich für morgen sowieso noch einen Aufsatz über Leid schreiben muss, fange ich gleich damit an. Genug Stoff dafür habe ich ja dieses Wochenende sammeln können. 

Es sind so viele Dinge passiert und so viele verschiedene in meinem Kopf, dass mir erst nach sechs Seiten auffällt, wie viel ich eigentlich schon geschrieben. Aber ich denke, dass es gut so ist. Ich fühle mich viel besser, nachdem ich mir alles von der Seele geschrieben habe. Es ist wie, als würde ich es einem Freund oder einer Freundin erzählen. Einem anonymen Freund, den es nicht gibt und der immer total neutral zu meiner Meinung und Geschichten steht, er hört einfach nur zu und versteht mich.

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