Sofort muss ich an Harry denken und wie aufregend letzte Nacht war. Ich frage mich, was er heute macht. Ich würde ihn unheimlich gerne wieder sehen, aber wahrscheinlich wäre das viel zu aufdringlich und er würde mich als nervig abstempeln.
Ich schaue nach links und wundere mich schon gar nicht mehr, dass Cate nicht da ist. Mir fällt jetzt erst auf, dass ich gar nicht Cate's Handynummer habe, um sie mal anzurufen und zu fragen, ob alles in Ordnung ist. Ich muss sie auf jeden Fall danach fragen, wenn sie wieder da ist.
Verloren scrolle ich durch all meine Kontakte die größtenteils aus Familienmitgliedern bestehen. Und jetzt auch Harry.
Sofort wird mein Grinsen breiter. Was macht er nur mit mir?
Ich beschließe mir 'Als wir unendlich waren' zu schnappen und August nocheinmal beim Lieben zuzusehen. Ich komme bei jedem Kapitel nicht drum rum August mit Harry zu vergleichen, denn in gewisser Art und Weise sind sie sich manchmal ähnlich. Sie haben den gleichen Humor und ich muss mir jedes Mal vorstellen, wie Harry diese Dinge sagt, die August im Buch sagt.
Als ich bei Seite 189 angekommen bin, öffnet sich die Zimmertür und Cate kommt ins Zimmer getrotet. Sie sieht heute gar nicht aus, wie immer. Sie sieht irgendwie traurig aus.
"Cate, alles okay?", frage ich sie und lege das Buch Beiseite.
Cate lässt sich auf ihr Bett fallen, starrt auf den Boden und schüttelt nur mit dem Kopf.
Sofort setze ich mich neben sie. "Was ist passiert?"
Jetzt verzieht sich ihr Gesicht und sie fängt an laut zu schluchzen und sich an mir festzuhalten.
Ich bin ein wenig überrumpelt und weiß nicht was ich tun soll, streiche ihr dann aber langsam mit der Hand über den Rücken.
Cate heult so laut, dass ich Angst habe, dass es jemand auf dem Flur hören könnte und vermuten könnte, dass ich sie gerade umbringen will. "Er hat Schl-uss ge-gemacht", heult Cate.
Jetzt erinnert mich diese Szene an Scar. Sie hat auch oft geweint, wenn ihre Freunde Schluss gemacht haben, oder sie Schluss gemacht hat. Und bis heute weiß ich nicht, wie ich damit umgehen soll.
"Wieso?", frage ich und streiche ihr immer noch über den Rücken.
"Er meinte", schluchzt Cate, richtet sich auf und wischt sich unmädchenhaft mit ihrem Handrücken über die Nase, "dass er es sich n-nicht leisten kann seinen J-Job zu verlieren."
"Oh." Mehr kann ich dazu nicht sagen. Eigentlich hat er doch Recht. Es ist wirklich extrem gefährlich als Lehrer eine Affäre mit einer Schülerin einzugehen, das war schon immer so und wird es wahrscheinlich auch immer bleiben.
"Aber er sagte doch, dass er mich liebt!", schreit Cate jetzt und steht aufgebracht auf. "Er hat es ständig gesagt und ich habe es auch ständig gesagt! Sowas tut man doch eigentlich nur, wenn man es komplett Ernst in einer Beziehung meint!" Sie fährt sich aufgebracht durch die Haare.
Sie haben sich nach nicht mal einer Woche schon gesagt, dass sie sich lieben? Aber ich kenne von Scar, dass ich bei sowas lieber still sein sollte, denn ich habe es immer wieder schlimmer gemacht, wenn ich ihr meine Meinung präsentiert habe.
Ich nicke nur und höre Cate weiter zu.
"Rave, jetzt mal ernsthaft, sowas tut man doch nicht!" Aufgebracht geht sie von links nach rechts.
Wow, anscheinend gibt es diese Stadien der Trauer wirklich. Wir sind jetzt von Verzweiflung zur Wut gewechselt in nicht mal zwei Minuten.
"Ernsthaft, Cam ist so ein Arschloch! Ich sollte ihn anrufen und ihm die Meinung geigen!" Sie zieht ihr Handy aus ihrer Hosentasche und tippt darauf rum.
Ich handle sofort und ziehe es ihr aus der Hand, "Wowow, ganz ruhig, Cate. Das ist keine gute Idee."
"Doch ist es!" Sie will wieder nach ihrem Handy greifen, doch ich bin schneller. "Rave, gib es mir wieder her!" Ihr kommen wieder die Tränen und sie lässt sich erschöpft aufs Bett fallen. "Er ist einfach so ein Arschloch! Ein Hurenbock, ein Wichser, ein Schlappschwanz, ein - "
"Okay, Cate, ich hab verstanden, dass du sehr, sehr wütend auf ihn bist. Aber ihn jetzt anzurufen und anzubrüllen ist wahrscheinlich das Schlechteste was du gerade tun kannst. Du darfst nicht vergessen, dass er immer noch dein Lehrer ist."
"Ach ja? Als er mit mir geschlafen hat, hat ihn das auch nicht interessiert!"
Ich schnappe erschrocken nach Luft. An diese Offenheit muss ich mich erst gewöhnen. Ich sehe sie nur sprachlos an.
"Rave, ich hab eine Idee." Entschlossen wischt sie sich eine Krokodilsträne von der Wange. "Wir rufen die andren zusammen und unternehmen was. Ich brauche unbedingt Ablenkung."
"Ehm, klar, von mir aus. Wen meinst du denn alles?"
"Niall, Liam, Louis, Harry und noch jemand, den du noch nicht kennst. Joe", erklärt sie und ich reiche ihr ihr Handy.
Innerlich macht mein Herz Luftsprünge, weil ich weiß, dass ich Harry heute vielleicht nochmal sehen werde. Nur bei Niall bin ich mir noch nicht ganz sicher, ob ich mich freuen soll. Er sah beim letzten Mal echt sauer aus, als er mich mit Harry gesehen hat.
Aber eigentlich hat er keinen Grund sauer zu sein und ich habe keinen Grund ihn nicht leiden zu können, denn bis auf die Tatsache, dass er kifft, sprechen alle seine Charaktereigenschaften für ihn.
"Kannst du vielleicht Harry schonmal anrufen und ich rufe schonmal die andren an?", fragt Cate mit gebrochener Miene.
Ich nicke und nehme mein Handy. Es tut zweimal und dann nimmt Harry ab.
"Raven?", ruft er in die Leitung. Im Hintergrund sind laute Geräusche.
"Harry?", rufe ich zurück und grinse. Cate sieht mich komisch an.
"Sekunde!" Es raschelt einmal kurz laut, "Besser?" Die Hintergrundgeräusche sind jetzt leiser und ich höre ihn besser.
"Ja, besser. Was war das?" Mein Grinsen ist viel zu breit, dafür, dass ich nur mit einem Freund rede.
"Ich fahre gerade Auto und du warst auf Lautsprecher. Bin aber jetzt - dem Gesetz zu liebe - links rangefahren."
"Vorbildlich."
Cate fängt jetzt auch an zu telefonieren und weint sich am Telefon gerade bei irgendwem aus.
"Erlegst du gerade ein Tier?" Harry lacht.
Ich gebe Cate zu verstehen, dass ich auf den Flur gehen werde und verlasse das Zimmer.
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Hearts Collide
Fanfiction"Ihr Herz war ein geheimer Garten und die Mauern waren ziemlich hoch." - William Goldmann Dann traf sie diesen Schriftsteller auf dem College. Er war gutaussehend, charmant, hatte ein nettes Lächeln und nahm die Welt wie sie war. Sie wusste nicht da...