Ich schiebe Tammy aus dem Fahrstuhl raus und fahre fast gegen einen Arzt, der gerade in den Aufzug steigen will. "O, tut mir Leid", sage ich halb lachend und sehe ihn an.
Ich muss sagen, dass er durchaus attraktiv ist. Ich schätze ihn auf ungefähr dreiundzwanzig. Kurzes schwarzes Haar, blaue Augen, markantes Kinn und drei-Tage-Bart. Der drei-Tage-Bart ist dann wohl eher ein Zeichen für zu wenig Schlaf, denn ich kann mir vorstellen, das Arzt sein ziemlich schlaflos macht.
Er sieht mich erst total überrumpelt an, setzt dann aber sofort ein sympathisches Lächeln auf und seine weißen Zähne strahlen mir entgegen. "Überhaupt kein Problem. Ist doch niemand zu Schaden gekommen. Oder du etwa?", fragt er Tammy und pickst sie in die Wange.
Tammy kichert und schüttelt mit dem Kopf.
"Na Gott sei Dank. Tam willst du mir nicht deine Begleitung vorstellen?"
"Klar", grinst sie und dreht sich zu mir. "Raven, das ist Doktor 'O Dylan." Sie dreht sich wieder zu Doktor O'Dylan. "Doktor O', das ist Raven - meine Freundin."
Er steckt mir freundlich lächelnd die Hand hin und ich schüttle sie. "Sehr erfreut. Ich habe sie hier noch nie gesehen."
Ich lächle. "Ja, das liegt daran, dass heute gerade mal der zweite Tag ist, an dem ich hier bin. Ich habe Tammy vorletzte Woche erst kennengelernt."
"Aber wir sind trotzdem die besten Freunde", wirft Tammy ein und hüpft auf ihrem Rollstuhl umher. "Sie kommt auch immer mit zu Hazza's Lesestunden."
Kurz zieht der Doktor die Brauen hoch, lächelt dann aber wieder. "Na dann. Ich muss jetzt weiter. Tam." Er nickt Tammy zu und tut so, als würde er sich einen Hut absetzen. "Raven", sagt er lächelnd zu mir und nickt ebenfalls.
"Doktor O'Dylan", schmunzle ich und nicke.
"Nenn mich einfach Ben. Scheint so, als würden wir uns demnächst öfters sehen."
Ich nicke. "Okay. Ben."
Er geht zum Aufzug und verschwindet hinter den Türen.
"Ich mag Doktor O'", sagt Tammy und ich schiebe sie weiter durch den Gang.
"Er schien wirklich ganz nett zu sein. Wo ist denn die Spielecke?"
"Ganz hinten", stöhnt Tammy und lehnt sich zurück.
Ich schiebe sie weiter durch den Gang, an vielen Krankenzimmern vorbei. Als wir fast ganz hinten angekommen sind, bleibe ich jedoch bei einem Zimmer stehen.
Elizabeth sitzt in einem der Zimmer in einem Rollstuhl und sieht aus dem Fenster. Sie sieht so extrem trostlos und verlassen aus, dass sie mir auf der Stelle Leid tut.
"Tammy, was hältst du davon, wenn du schon mal vor gehst und ich komme gleich nach? Ich muss nur kurz etwas erledigen, okay?"
Tammy nickt. "Okay, aber beeil dich. Ich hoffe, dass nicht wieder dieser blöde Shawn in der Spielecke ist."
Ich runzle die Stirn. "Was ist denn mit Shawn?"
"Er ist doof und gemein. Er nimmt mir immer meine Spielsachen weg."
"Wenn er dich ärgert, dann sagst du mir einfach bescheid und ich sage ihm mal richtig die Meinung."
Sie grinst. "Abgemacht!"
Nachdem ich Tammy zur Spielecke entlassen habe und wir sicher stellen konnten, dass Shawn nicht anwesend ist, mache ich mich auf dem Weg zu Elizabeth's Zimmer.
Als ich ihr Zimmer betrete, kommt mir sofort ein gewisser Charme entgegen, den ich nicht ganz definieren kann. Etwas Trauer mit Einsamkeit und... Tod. Ich schließe leise die Tür hinter mir, weil ich sie nicht erschrecken will, nehme mir den Stuhl, der hinter der Tür steht, setze mich neben sie und sehe ebenfalls aus dem Fenster.
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Hearts Collide
Fanfiction"Ihr Herz war ein geheimer Garten und die Mauern waren ziemlich hoch." - William Goldmann Dann traf sie diesen Schriftsteller auf dem College. Er war gutaussehend, charmant, hatte ein nettes Lächeln und nahm die Welt wie sie war. Sie wusste nicht da...