Kapitel 44 - Heilmittel Liebe

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"Oh mein Gott!" Cate kommt ins Zimmer gestürmt und ich falle fast vom Schreibtischstuhl vor Schreck. "Rave, ich hab ihn gefunden!"

Ich klappe meinen Laptop zu und sehe zu, wie sie hektisch von links nach rechts läuft. "Wen hast du gefunden?"

"Ihn. Den Richtigen!" Sie setzt sich auf das Bett und hält sich die Hand über das Herz. "Ich schwöre dir, ich habe mich noch nie in meinem Leben zu jemandem so derartig angezogen gefühlt. Er ist perfekt."

Ich beiße mir auf die Zunge, um jetzt bloß nichts Falsches zu sagen. Beim letzten Mal ist sie schon fast durchgedreht. "Das freut mich." Ich lächle. Und es ist nicht gefaked, denn ich freue mich wirklich für sie. Nach diesem Drama mit Cam, gönne ich ihr, dass sie wieder jemanden gefunden hat. Auch, wenn er ihr vielleicht wieder das Herz brechen wird.

Cate grinst breit. "Danke. Er arbeitet in einem Pub ein bisschen weiter weg. Barkeeper, ist das nicht cool?"

Ich ziehe die Brauen hoch. "Oh, wirklich? Wie alt ist er denn?"

"Zwanzig. Er studiert Jura. Er will tatsächlich Anwalt werden! Ich schmelze allein schon von der Vorstellung."

"Dann muss er ganz schön was auf dem Kasten haben."

Cate nickt. "Hat er. Mit ihm zu reden macht einfach unglaublich Spaß."

"Hoffentlich erwisch ich euch beide nicht auch noch nackig auf dem Boden", lache ich und meine es gleichzeitig tot ernst. Ich möchte das wirklich nicht noch einmal sehen.

Sie verdreht die Augen und kichert. "Das kann ich dir nicht versprechen." Cate streift sich die Schuhe ab und legt sich in ihr Bett. "Wo warst du eigentlich letzte Nacht? Hach, was frag ich eigentlich noch? Natürlich warst du bei Harry."

Ich merke, wie mir die Röte ins Gesicht steigt und nicke schmunzelnd.

"Was bei euch beiden abgeht, ist wirklich krass."

Ich zucke mit den Schultern. "So krass ist es auch wieder nicht. Wir sind halt Freunde."

Cate schnaubt verächtlich und verdreht wieder die Augen. "Freunde."

"Ist ja auch egal", versuche ich das Thema zu wechseln. Mir ist das unangenehm über Harry und mich zu reden.

"Bist du wieder gesund? Du siehst viel besser aus."

"Ja, mir geht es wieder besser. Mein Hals tut nur noch ein wenig weh."

"Das Heilmittel Liebe, mh?" Cate wackelt mit den Augenbrauen und sieht mich belustigt an.

"Caaate", stöhne ich genervt.

"Ist ja gut." Sie lacht. "Was hast du für dieses Wochenende geplant? Wir wollten an den Strand fahren." Ich liebe den Strand.

"Ich kann nicht. Ich fahre über das Wochenende nach Hause, meine beste Freundin feiert Geburtstag."

"Oh, schade."

Die Tatsache, dass ich dieses Wochenende die Chance hätte an den Strand zu fahren senkt meine Freude auf Zuhause ein wenig. Vor allem, weil ich denke, dass Harry mit an den Strand fahren wird und mit ihm einen Tag am Strand zu verbringen, stelle ich mir interessant vor. Aber ich vermisse Scar und Dad sehr, deshalb freue ich mich trotzdem sie wieder zu sehen.

"Wo kommst du eigentlich her?", fragt Cate. 

"Nordengland, Aldbury. Total weit weg."

"Aldbury? Noch nie von gehört." Cate steht auf und geht zu ihrem Schreibtisch. "Bleibst du das ganze Wochenende weg?"

"Ja, denke schon. Scar feiert zwar am Freitag, aber ich werde wahrscheinlich noch ein wenig Zeit mit meinem Dad verbringen." 

"Oh", flüstert Cate und lässt sich auf ihren Stuhl fallen, "Das ist schön." Sie lächelt zwar, aber das Lächeln erreicht ihre Augen nicht. Habe ich etwas Falsches gesagt?

Ich sehe sie mit gerunzelter Stirn an. "Alles ok?"

"Es ist nur... Bei dem Wort 'Dad' bricht ein wenig etwas in mir."

"Wieso? Was meinst du?" Innerhalb von Momenten sieht sie so aus, als würde sie gleich weinen. Sofort stehe ich auf und gehe zu ihr hin, stehe aber ein wenig unbeholfen neben ihr. "Nur, wenn du mit mir darüber reden möchtest natürlich."

"Schon in Ordnung." Cate lächelt. "Mein Vater ist gestorben, als ich sieben Jahre alt war. Ich denke, das verfolgt mich einfach mein Leben lang."

Ich halte erschrocken den Atem an. "Cate, das... tut mir Leid." Mein Herz schmerzt, bei der Vorstellung, wie Cate als kleines Mädchen ihrem Vater nachtrauert. Sie scheint so ein glücklicher und lebensfroher Mensch zu sein, dass ich mir niemals hätte ausmalen können, dass sie so etwas Schreckliches erleben musste. Vielleicht sucht sie ja deshalb ständig Zuneigung bei vielen verschiedenen Männern. Weil sie seit ihrer Kindheit keine Zuneigung ihres Vaters bekommen hat.

"Es sollte dir nicht Leid tun. Es ist einfach passiert. Du solltest nur unbedingt die Zeit mit deinem Dad schätzen." Sie dreht sich zu mir um und lächelt aufmunternd.

Ich nicke und lächle ebenfalls. "Das tue ich."

"Gut", atmet sie tief ein und haut sich mit den Handflächen auf die Schenkel, "Genug getrauert. Hast du schon ein Geschenk für deine Freundin? Wie hieß sie, Star, richtig?" Ihre Laune hat sich innerhalb von Sekunden schlagartig geändert, aber ich bin froh darüber. Ich mag es - um ehrlich zu sein - nicht, über solche Dinge zu reden.

"Scar", korrigiere ich sie, "Und nein, ich hab noch kein Geschenk." Ich stöhne und lasse mich wieder auf mein Bett fallen. "Ich hab auch noch überhaupt keine Idee, was ich ihr schenken könnte. Meine Geschenke sind grausig."

"Das Geschenk für Sophia hast du doch auch gut ausgesucht. Die Idee mit dem Armband war klasse."

Schon wieder. Sophia. Urgh.

"Also meinst du, soll ich ihr auch ein Armband kaufen?"

"Vielleicht nicht unbedingt ein Armband, aber wie wäre es mit einer schönen Kette?"

Ich richte mich auf. "Ich denke, das ist eine gute Idee. Ist auf alle Fälle besser als meine letzten Geschenke."

"Alles ist besser als Tampons", lacht Cate laut.

Ich verdrehe die Augen. "Liam hat es dir erzählt."


Den restlichen Tag habe ich noch im Bett verbracht, um meinem Körper genug Ruhe zu geben, damit ich über das Wochenende komplett gesund bin. Ich beschließe den nächsten Tag, Freitag, nochmal vom Unterricht fern zu bleiben und entscheide mich stattdessen in die Stadt zu fahren, um Scar's Geschenk zu kaufen. Ich habe für sechzig Pfund eine schöne Goldkette mit einem Herzchen und der Eingravierung S+R gekauft. Im Großen und Ganzen bin ich recht zufrieden mit diesem Geschenk, denn ich bin mir sicher, dass es Scar gefallen wird. Sie steht auf so ein Zeug, das weiß ich.

Als ich gerade in der Subway auf dem Weg zum Campus sitze, vibriert mein Handy in der Hosentasche.



Kommis und Votes sind wie immer erwünschtttttttt




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