Kapitel 75 - Autsch

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Ich verschlucke mich an einer Nudel und muss husten.

Harry lacht und klopft mir leicht auf den Rücken. "Wir sind kein Paar, Maggy."

Ich trinke einen Schluck Wasser und nicke zustimmend.

"O, das tut mir Leid", sagt Mum. "Das hatte ich nur angenommen, weil ihr so vertraut miteinander umgeht."

"Ja", sage ich mit noch kratzender Stimme. "Sind wir aber nicht. Nur Freunde."

Mum muss noch nicht wissen, dass wir eigentlich mehr sind, als nur Freunde. Denke ich zumindest, dass wir es mittlerweile sind. Was genau weiß ich aber selbst noch nicht.

Sie zieht mit erhobener Braue zwischen uns hin und her und grinst wissend. "Na dann."

"Wo wohnst du eigentlich?", versuche ich das Thema zu wechseln.

"Momentan wohne ich bei deinem Vater."

"O, wirklich? Ich dachte, du bist nur für das Wochenende dort gewesen."

"Nein, also na ja. Wir hatten ausgemacht, dass ich solange in Aldbury bleibe, bis ich dir alles erklären konnte."

"Und wo wirst du jetzt wohnen? Jetzt ist ja alles geklärt."

"Ich ziehe wieder in das Apartment, das ich in Edinburgh gemietet habe. Dort habe ich die ganzen Jahre gelebt."

"So weit weg?"

"Ja, ich wollte verhindern, dass wir uns treffen, bevor ich nicht clean bin", sagt sie mit schuldbewusstem Unterton.

Ich sehe auf meinen Teller. "O, okay. Aber zum Glück bist du es jetzt. Oder?" Ich sehe sie wieder eindringlich an.

Sie lächelt. "Seit zwei Jahren."

Ich atme erleichtert aus. "Sehr gut. Und was arbeitest du?"

"Ich bin Putzfrau in einem Hotel."

Mitleidig schlucke ich. "O..."

"Ja, ist nicht der beste Job", lacht sie traurig. "Aber ich komme damit um die Runden."

"Du könntest ja... wieder nach Aldbury ziehen", schlage ich unsicher vor. "Zu Dad. Ihr habt euch doch gut verstanden."

Sie zuckt mit den Schultern. "Darüber habe ich auch schon nachgedacht, aber ich weiß nicht, wie Jared reagieren würde. Es hat sich einfach vieles geändert, wir können nicht wieder von null auf jetzt so tun, als wäre nichts passiert. Er hat mich betrogen und ich habe ihn betrogen."

Bei dem Gedanken daran, was Dad ihr angetan hat, verziehe ich das Gesicht. Ich hätte ihm sowas nie zugetraut. All die Sachen, die Mum mir erzählt hat, wirken so unwirklich auf mich. Es ist, als würde sie mir von einer komplett fremden Person erzählen. Von einer schlechten fremden Person.

"Ja", seufze ich. "Wahrscheinlich hast du recht."

"Für den Anfang bin ich erstmal nur froh, dass wir uns endlich wiedergefunden haben", lächelt Mum. "Das ist für mich das Wichtigste."

Ich lächle zurück. "Ich auch, Mum."


Nachdem meine Mutter wieder gegangen ist, haben Harry und ich den Abwasch gemacht und uns nur noch erschöpft auf seine Couch fallen lassen. Dieser Tag hatte so viele Höhen und Tiefen, Ecken und Kurven, dass ich einfach nur noch schlafen möchte. Aber es beruhigt mich ungemein, dass die Sache mit meiner Mutter endlich aus der Welt geschafft ist. Jetzt habe ich ein Problem weniger, warten nur noch ein paar andre auf mich.

Scar ist immer noch sauer auf mich und Dad werde ich auch zur Rede stellen müssen. Diese ganze Sache kann ich nicht einfach hinter mir herschieben und ihm kein Wort davon sagen, wie enttäuscht ich eigentlich von ihm bin.

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