Lachend nahm ich meine Beine in die Hände und rannte durch die Gänge der High-School Richtung Ausgang. Das Lehrerzimmer sollte so schnell keiner mehr betreten. Ich liebte es Streiche zu spielen und die Lehrer zu provozieren. So viel wie sie schon einstecken mussten, war es ein Wunder, dass ich noch nicht hochkant geflogen war.
"Avery Hillary Destiny Collin! Kommen Sie sofort zum Direktor!", kreischte jemand durch die Sprechanlage unserer Schule. Ich konnte den vernichtenden Blick der Sekretärin schon förmlich Löcher in meinen Rücken schießen sehen.
Ich wollte gerade nach draußen rennen, als die schweren Schultüren mit einem lauten Knall zu fielen und mir so den Weg in die Freiheit versperrten. "Denken Sie nicht mal daran abzuhauen!", ertönte wieder diese quietschige Stimme. Wie konnte es sein, dass ich nach sechs Monaten an dieser Schule noch keinen Tinnitus hatte?
"Jetzt kommen Sie verdammt nochmal hier hoch!", schrie sie weiter. Augenverdrehend machte ich mich auf den Weg nach oben in die Hölle. Mein Blick fiel auf die Kamera in der Ecke des Flures. Zuckersüß lächelte ich in diese und streckte meinen Mittelfinger raus.
Keine Ahnung wie man es hier solange mit mir ausgehalten hat, aber ich schätze mal selbst wenn ich fliegen würde, würde man mich nie mehr vergessen. Vielleicht sollte das mein Beruf werden.
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Bevor ich überhaupt die Tür des Direktors öffnen konnte, wurde sie schon von der Schreckschraube von Sekretärin aufgerissen. Grob packte sie mich am Arm und zog mich, auf ihren hässlichen 10 Meter High-Heels stöckelnd, zum Tisch des Direktors.
"Fassen Sie mich nicht an!", zischte ich und riss meinen Arm von ihren Drachenklauen los. Wie konnte sie mit so langen Fingernägeln überhaupt irgendwas tun? Ist ja schlimm. Die bricht man sich ja schon ab, wenn man nur die Autotür aufmachen will.
"Sie können jetzt gehen Mrs. Whitney.", sagte er genervt, während er die Akten von irgendwelchen Schülern durchstöberte.
"Aber Sie wissen doch gar nicht was sie getan hat!", rief sie wieder hysterisch. Der Direktor verdrehte genervt die Augen. Jede Faser seines Körpers rief nach geh weg, aber die alte Schreckschraube war hartnäckig wie ein Schimmelpilz.
"Ich denke Mrs. Collin wird mir das schon selber sagen. Jetzt gehen Sie schon!" Böse schaute sie mich nochmal an, bevor sie aufschnaufte und auf ihren Fußmördern nach draußen stöckelte. "Wieso hab ich die alte Hexe eigentlich noch nicht gefeuert?", sprach er mehr zu sich selbst als zu mir. Trotzdem konnte ich mir ein Grinsen nicht verkneifen.
"Also was hat meine Lieblingsschülerin denn schon wieder angestellt, dass Mrs. Whitney kurz vor der Kündigung steht. Soweit ich es beurteilen kann steht das Schulgebäude noch, also kann es Brandstiftung schon mal nicht sein." Belustigt und auch ein wenig interessiert schaute er mich an. Mr. Hale stand schon seit meinem ersten Streich an die Sekretärin auf meiner Seite. Ein Grund warum meine Reise durch jede Schule im Umkreis von Malibu noch nicht weiterging.
"Da haben Sie Recht, Brandstiftung war es nicht, jedoch sollte man sich überlegen nicht doch das Lehrerzimmer ausräuchern zu lassen, nachdem aus Mrs. Withney's Handtasche ein Stinktier gekrochen ist. Die Arme sollte aufhören ihr Geld für Luxusartikel zu verschwenden.", lachte ich sie aus. Das herzliche Lachen des Direktors hallte durch den Raum und schickte mich zurück in frühere Zeiten. In Zeiten in denen das naive Mädchen noch am Leben war. In Zeiten in denen ich noch diese verdammte rosarote Brille trug.
"Du bist genial Ave. Aber so gern ich dich auch habe, du weißt, das Schulamt macht Druck. Ich bin nur eine Spielfigur, die nach den Regeln Anderer spielt. Ich kann sie nicht mehr lange hinhalten. Die Reparaturen und Säuberungen deiner kleinen Streiche haben sie viel Geld gekostet. Du musst dich entscheiden ob du ab jetzt Ruhe gibst oder von der Schule fliegen willst. Das Jugendamt hat dich schon seit einiger Zeit im Auge und lange werden sie nicht mehr zusehen. Du bist noch nicht volljährig und wenn du niemanden hast, der für dich mehr Verantwortung übernehmen kann, besteht die Gefahr, dass du in ein Heim für Jugendliche gehen musst."
Ja das war es. Meine Eltern waren Tod, Geschwister hatte ich nicht und meine Großmutter, die offiziell bei mir wohnte und auf mich Acht gab, schaute in Wirklichkeit nur 1 Mal im Jahr bei mir vorbei, um zu schauen ob das Haus noch steht. Tolles Familienleben, ich weiß. Aber was solls. Zumindest konnte mir keiner mehr etwas verbieten, oder mir sagen, wann ich nach Hause zu kommen habe. Ich war frei, frei von allen Regeln. Ich konnte endlich Spaß am Leben haben.
"Ich bin sowieso schon viel zu lange hier. Es wird Zeit, dass meine Reise weiter geht. Und selbst wenn das Jugendamt irgendwas machen will. Ich bin keine Marionette Anderer und meine Freiheit lass ich mir nicht nehmen. Nicht in diesem Leben. Nicht auf dieser verkorksten Welt." Entschlossen sah ich ihn an.
"Starke Worte von einer starken jungen Frau.", erwiderte er, während ich leichte Anerkennung in seinem Augen lesen konnte. Schon komisch was Worte bewirken konnten. Sie waren so einfach und doch so stark.
"Ich schätze, dann werde ich jetzt wohl meine letzten Tage hier verbringen dürfen, oder?" Er seufzte und nickte leicht. "Okay" Ich drehte mich um, um den Raum zu verlassen.
"Mach sie zu etwas besonderem Ave.", sagte er bevor ich nach draußen in den Schulflur ging. Und wie ich das mache! Diese Schule war anders als die Anderen. Sie hatte den coolsten Direktor, keine Klischeegruppen und keine Mobber. Hier gab es nur normale Leute, na gut außer mich und Mrs. Whitney. Aber die war sowieso nicht normal.
Ich ging durch ein paar Flure bis zu meinem Spind. Er war das beste hier. Vollgesprayt bis oben hin. Es war eines meiner Meisterwerke geworden. Eine Rose aus Flammen und Eis - Dinge die mir sehr viel bedeuteten. Dinge mit denen ich eine besondere Erinnerung verband.
Obwohl sie Teil meiner Vergangenheit waren.
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Hold me - Heart of Ice
Teen Fiction(Deutsch) 》Trotzt dieser Leere, die mich in diesem Moment und seit Jahren beschrieb, konnte man die Spannung und die Gefühle in der Luft spüren. Sie hingen wie Blitze um uns und bildeten eine Gitter voller Schmerz, Hass und Erinnerungen. Ich war gef...