12. Kapitel

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"Und nun kommen wir zum Höhepunkt des heutigen Abends. Seit ihr bereit?" schrie Mace auf der Bühne ins Mikrofon und die Menge jubelte laut auf. Vereinzelt stoßen sich Männer die Biergläser aneinander, sodass sie überschwappten, während andere bereit waren zu Wetten. Kurz schloss ich meine Augen und genoss die Atmosphäre aus Jubel und Geschrei. Es war wie eine Droge, wenn man sie einmal nahm, wollte man immer mehr davon. 

Natürlich nur mir zu Ehren war Mace aus seinem Büro gekommen, um mich anzukündigen. Es war das erste mal, dass ich hier in LA kämpfte, also musste ich mir erst mal einen Namen und den nötigen Respekt verschaffen. In Malibu war ich die beste Undergroundboxerin der Stadt und jeder hatte Respekt vor mir. 

Ich wickelte mir die Boxbandagen um die Hände, während mein Bauch kribbelte wie sonst was. Ich war noch nicht mal im Ring und das Adrenalin strömte schon durch meinen Körper. "Und jetzt, begrüßt mit mir den Jungen auf den wir alle gewartet haben, der noch kein Kampf verloren hat! Hier ist unsere Boxlegende Devran!" Lautes Gejubel und Geschrei hallte durch den Raum als ein braunhaariger durchtrainierter Junge, etwa so alt wie ich, in den Ring zu Mace trat. 

"Und nun, ein Gegner, der euch allen völlig unbekannt ist, der eine gefürchtete Rolle in den dunklen Straßen Malibus spielt. Ein Gegner, der so harmlos scheint und gefährlich ist wie ein Löwe. Hier ist Ave, bekannt als das Mädchen aus Eis!", schrie er, bevor ich nochmal durchatmete und dann mit eiskalten, undurchdringlichen Blick in den Ring stieg. Gemurmel machte sich breit, ein Raunen ging durch die Runden und Devran blickte mich entsetzt an. 

"Ist das dein Ernst Mace, ich soll gegen ein Mädchen kämpfen!? Die kippt doch schon um, wenn ich ihr auch nur mit dem Zeigefinger an die Stirn fasse!", schrie er schon fast. Innerlich verdrehte ich genervt die Augen. Meine Hände ballten sich zu Fäusten und mein gesamter Körper spannte sich an. 

Ich spürte wie meine Augen, wenn es ging noch kälter und gefährlicher wurden. Tödlich blickte ich ihn an und könnte man mit Blicken töten, dann wäre er wahrscheinlich jetzt schon 10 mal gestorben. Wenn ich etwas gar nicht mochte, dann wenn man meinte Mädchen für schwach halten zu müssen und sie deshalb wie Glas zu behandeln.  

Kurz schaute Mace zu mir rüber und zuckte leicht, so dass man es eigentlich gar nicht bemerken würde, zusammen, als er in meine Augen sah. Er wusste, dass wenn ich wütend war, ich mich in eine Kampfmaschine verwandelte, die keine Rücksicht auf nichts und niemanden nahm, während sie kämpfte. Dieser Typ konnte froh sein, wenn er nur eine gebrochene Nase hat! 

"Ich warne dich Devran, unterschätze sie nicht. Sie wurde unter anderem von mir trainiert und du weißt wie gut meine 'Schüler' sind. Ich spreche aus Erfahrung wenn ich sage, dass sie dir ohne mit der Wimper zu zucken den Arm brechen könnte. Viel Glück!", sagte er letzteres an uns beide gerichtet und lief dann an mir vorbei. "Denk daran, wenn er deine Schwäche weiß, hast du so gut wie verloren." Mit diesen Worten verlies er den Ring und lies uns alleine. 

Ich blendete alles um mich herum, aus. Es gab nur noch mich und meinen Gegner. Wir lieferten uns einen Starrkampf, sahen uns einfach nur an. Dann erklang die Startglocke und das Gebrüll, welches nur gedämpft zu mir durch kam, wurde lauter. Wir umkreisten uns, bauten unsere Verteidigungen auf und achteten auf jede kleine Bewegung des Anderen. Ich scannte seine gesamte Person ab, seine Verteidigung, sein Gesicht, einfach alles. Einfach nur um eine Schwachstelle zu finden, die ich nutzen konnte. Aber vergeblich, alles was ich an ihm erkennen konnte, war eine perfekte, makellose und durchdachte Verteidigung und selbst aus seinem Gesicht konnte ich keine einzige Hilfe erkennen. 

"Hat Mami dir nicht beigebracht, wie man ein braves Mädchen ist?" Er wollte mich provozieren, mich wütend machen, so dass ich unüberlegt handle, aber da hatte er die Rechnung ohne meine Existenz gemacht. Ich kannte diese kleinen Spielchen und Tricks. "Nein, aber wie man Ärschen wie dir den Arsch versohlt.", erwiderte ich und nutze den kleinen Moment der Unaufmerksamkeit seinerseits und versetzte ihm eine Faust ins Gesicht, sodass er kurz zurück taumelte. Aus Reflex verrutscht seine Verteidigung und ich nutze die Gelegenheit um ihm mehrere Schläge in die Bauch-Brustgegend zu verpassen. 

Hold me - Heart of IceWo Geschichten leben. Entdecke jetzt