34.Kapitel

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"Whoa", hörte ich eine weit entfernte Stimme, während ich mich an Mace seiner Schulter festhielt. "Wie viel hast du bitte getrunken?" Ich kicherte als ich über einen Stein stolperte. Warum auch immer ich das tat, aber mein gestörtes und vollgesoffenes Ich war einfach... naja gestört und vollgesoffen würde ich behaupten.

"Eins zwei Bier vielleicht?", lallte ich lachend. "Eins zwei Bier? Du meinst wohl eher ein ganzes Fass.", meinte er genervt. Ich schlug ihm beleidigt auf die Schulter, naja wollte es eher, denn meine Faust traf ins Leere. "Sorry Luft." entschuldigte ich mich lachend. "Dir ist echt nicht mehr zu helfen.", sagte er, doch selbst im betrunkenen Zustand konnte ich das Grinsen auf seinem Gesicht sehen.

"Ich will nicht mehr laufen. Wie weit ist es noch Macilein?", nörgelte ich wie ein kleines Kind rum und bekam die gloreiche Idee mich auf den Boden zu setzten. "Oh Gott, du bist so anstrengend, wenn du getrunken hast.", seufzte er und ich sah ihn böse an. Scheinbar war mein böser Blick jedoch doch nicht so böse, denn er schüttelte lächelnd den Kopf.

"Was grinst du so.", beleidigt verschränkte ich die Arme. "Ach nichts", schmunzelte er nachdenklich und schmiss mich plötzlich auf seine Schulter. "Loooos, nun sag schon Maceeeee", kicherte ich und trommelte mit meinen Händen auf seinem Rücken herum. "Nö.", sagte er eiskalt und ich stieß einen deprimierten Laut aus.

"Bitteeee." Ich verwuschelte seine Haare, während er mit mir zusammen durch das ganze Gebüsch lief. "Du siehst süß aus, wenn du betrunken böse schauen willst." Empört schlug ich ihm auf den Hinterkopf, als ich seine Worte und sein Grinsen hörte.

"Ich bin nicht süß.", nuschelte ich. "Und wie du das bist.", zog er mich weiter auf. Daraufhin erwiederte ich nur ein leises "Nö und schwieg dann. Es war stockdunkel draußen und nur der Mond spendete uns etwas Licht.

Ich fing an irgendein Lied zu summen und schloss währenddessen meine Augen. Nach einer Weile befand ich mich in einem Art Halbschlaf und von einem Moment auf den Anderen hatte ich wieder festen Boden unter meinen Füßen.

"Autoschlüssel." Ich griff in meine Jackentasche und nach dem fünften Versuch hielt ich sie ihm hin. Keine Sekunde später manövrierte er mich auf den Beifahrersitz, während ich noch immer die Augen geschlossen hatte.

"Was ist denn mit ihr passiert?", eine andere Stimme kam hinzu, während ich meinen Kopf in meine Hand stützte. "Verpisst euch.", antwortete Mace der Person. Ich öffnete meine Augen einen Spalt und erkannte nach mehreren Versuchen Jace und noch zwei Personen, deren Namen ich nicht kannte, aber schon öfter gesehen hatte.

Noch bevor ich aber noch weiter darüber nachdenken konnte, schloss ich meine Augen wieder und schlief ein.

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"Fuck", stöhnte ich auf und hielt meinen pochenden Kopf. Ein Stechen nach dem anderen prasselte auf mein Gehirn ein und ich musste erstmal überlegen was gestern überhaupt passiert war. 

Meine Laune verschlechterte sich augenblicklich und ich viel genervt zurück in das weiche Kissen. Leider vergaß ich dabei meinen schmerzenden Kopf und es fühlte sich so an, als wäre er gerade auf einen Stein gefallen.

"Tja, hättest du mal lieber mit mir geredet, anstatt dein Alkohol Lager im Auto zu leeren.", sagte auf einmal Mace, der gegenüber von mir mit verschränkten Armen stand. "Ach halt's Maul.", meinte ich genervt und entlockte ihm damit ein Schmunzeln. "Nett wie eh und je."

Ich verdrehte belustigt die Augen. "Jaja und jetzt beweg deinen Arsch und hol mir ein Glas Wasser inklusive Schmerztablette." Er lachte gekünstelt auf und zeigte mir dann einen Vogel. "Denkst du ernsthaft ich spiel jetzt Bedienung, nur weil du so dumm bist und dich immer abschießen musst?" 

Ich blickte ihn unschuldig an. "Ähm, ja?" Meine Lippen verzogen sich zu einem frechen Grinsen und ich machte es mir provokant bequem. "Na los, ich warte.", forderte ich ihn gespielt arrogant auf und tippte auf meine nicht vorhandene Uhr.

"Träum weiter und beweg deinen Arsch gefälligst selbst. Und dann müssen wir glaube ich mal ein ernstes Wörtchen miteinander reden Ave. Ich glaub da gibt es so einiges was du mir verschwiegen hast." Sofort wurde meine Miene wieder eiskalt und ich stand auf um mir meine Schmerztablette zu holen. "Ich glaube nicht."

"Avery!", rief er halb wütend und halb verzweifelt. Ihn ignorierend warf ich mir eine Kopfschmerztablette ein und spülte sie mit einem Schluck Wasser runter. Dann lief ich zurück zum Sofa und nahm mir frische Sachen, mit dem Vorhaben mich im Bad frisch zu machen.  

"Avery, bitte. Das Thema hatten wir doch erst.", seine tiefe Stimme durchdrang zusammen mit meinen dumpfen Schritten die Stille. Ich stieß die weiße Holztür zum Bad auf und knallte diese hinter mir zu. Verzweifelt lehnte ich mich an sie und sank an ihr hinunter. 

Erschrocken zuckte ich zusammen, als ein dumpfer Knall und ein wütendes "Fuck" ertönte.

In meinem Kopf hallten tausende Stimmen und Gedanken. Und die Tatsache, dass alle durcheinander schrien, lies mich halb verrückt werden. Ich lies einen frustrierten Schrei los und ignorierte, dass Mace mich hören konnte. Die Stimmen sollten doch nur aufhören. Sie sollten schweigen, mich alleine lassen und sich dahin zurück verpissen, wo ich sie all die Jahre eingesperrt hatte.

Ich stellte mich vor den Spiegel des Bades und betrachtete mich darin. Ein 1,74 m großes Mädchen blickte mir entgegen, mit Tattoos und Narben am ganzen Körper. Tiefe Schatten zogen sich unter meinen kalten und dumpfen Augen entlang. Das türkise Blau in ihnen versperrte jegliches Gefühl und zeigte nur das, was das Eis meines Herzens zuließ. 

Dass er und vermutlich auch die anderen nun also wirklich hier waren, verursachte eine unglaubliche Wut in mir. Hass, aber auch Angst. Enttäuschung und Verachtung. 

Ich fühlte alles. Alles außer Liebe und Glück. Alles außer Hoffnung. 

Alles außer Schmerz. 

Hold me - Heart of IceWo Geschichten leben. Entdecke jetzt