47. Kapitel

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Lautstark knallte ich die Tür meiner Etage zu und lief die edlen Treppen nach unten. Darauf bedacht keine Stufe zu verfehlen führte mich mein Weg in die Küche, aus der noch immer fröhliches Gelächter drang.

Ich verdrehte die Augen atmete tief durch und trat dann in den Raum. Augenblicklich wurde es still und undefinierbare Blicke lagen auf mir, die mich mit zusammengezogenen Augenbrauen musterten.

Kein Wunder. Mit der schwarzen Cargohose, meinen ebenfalls schwarzen Top und meiner heißgeliebten, besprühten Lederjacke sah ich sicher nicht aus als würde ich einkaufen gehen, zumal es auch schon nach 24 Uhr war. Zudem trug ich meine fingerfreien Lederhandschuhe und hatte meinen Helm in der Hand als ich mir eine Flasche Wasser aus dem Schrank nahm. Zum Glück war ich durch meine schwarzen Absatzboots groß genug um ohne Probleme an den obersten Schrank zu reichen.

Meine Augen waren leicht schwarz betont, meine Lippen blutrot und meine Haare zu Boxerbraids zusammengeflochten. Es war Zeit die alten Zeiten zurückzuholen. So wie es war, bevor ich nach LA gegangen bin.

"Wo willst du denn hin?" Ohne ihnen einen Blick zuzuwerfen drehte ich mich um und lief mit meinem Mittelfinger in ihre Richtung aus dem Haus. Dann stieg ich auf mein zweites Motorrad und genoss wenige Sekunden später die kühle Nachtluft von Kalifornien. Ich empfand Freiheit, nichts als pure Freiheit.

Die zehn Minuten bis zu dem versteckten Gelände vergingen wie immer wie im Flug. Mein Motorrad stellte ich zu den anderen und lief dann nach innen in die Halle. Die Türsteher kannten mich schon und nickten mir einmal zu. Meinen Namen hatte hier sogut wie jeder schon einmal gehört, was auch gut so war.

Geradewegs lief ich auf die Mitte der Ringe zu, wo gerade zwei Mädchen kämpften. Die Blonde von den beiden verpasste der Anderen gerade einen Kinnhaken, wodurch diese leicht ins Wanken geriet, sich aber schnell wieder fasste. Die Leute sahen mich überrascht an, als sie mir Platz machten und ich mit hoch erhobenen Kinn und einem eiskalten Gesicht nach vorne lief.

Mike, der Veranstalter redete gerade mit einem Typen, den ich leider nur zu gut kannte. Er war nur wenige Jahre älter als ich, hatte schwarze Haare, ein kantiges Gesicht und eiskalte, blaue Augen, die sich in meine Haut bohrten als er mich sah. Dann begann er provokant zu Grinsen, weshalb Mike sich mit zusammengezogenen Augenbrauen zu mir umdrehte. Als sein Blick auf mich fiel hellte sich seine dunkle Miene auf.

"Ave. Du kommst gerade richtig!" Sagte er und ich nickte ihm einmal kurz zu, bevor ich den mir bekannten Junge mit einem tötenden Blick musterte."Das ist-" wollte er uns vorstellen, doch ich unterbrach ihn. "Ace, hätte nicht gedacht dich je wieder zu sehen, war dir das blaue Auge nicht genug?" Meine Stimme war monoton und trotzdem eiskalt. Sein provokanter Blick bohrte sich tief und unangenehm in meine Haut und allmählich wünschte ich mir nicht hergekommen zu sein.

"Ave, schön dich wieder zu sehen." erwiderte er immernoch grinsend. "Wie ich sehe kennt ihr euch.", meinte Mike und schaute komisch zwischen uns her. Er schien die angespannte Stimmung zu bemerken. "Ja, eine Freundin wie sie es war könnte ich doch niemals vergessen." Am liebsten hätte ich ihm sein dämliches Grinsen aus dem Gesicht geschlagen.

"Halt die Fresse Ace." Hasserfüllt sah ich ihn an. Ohne dass Ich es bemerkte hatte sich meine Hand zu einer Faust zusammengeballt.

Lautes Gebrüll riss uns aus unseren Starrkampf und ich sah kurz nach rechts wo das eine Mädchen mit blutverschmierten Gesicht am Boden lag.

"Eigentlich wollte ich, dass ihr gegeneinander kämpft, aber wenn du das nicht willst Ave, dann suchen wir euch jemand anderen." Früher wurde ich nie gefragt, ob ich wollte oder nicht, dass konnte man sich nicht aussuchen, aber mittlerweile durfte ich selbst entscheiden. Vielleicht weil sie Angst vor mir hatten oder weil ich selber einschätzen konnte wer gut genug war, dass er nicht gleich am Boden lag.

"Also ich hätte nichts dagegen." Sagte Ace und ich schenkte ihm einen tötenden Blick. "Dich hat auch niemand gefragt." Schoss ich ihm entgegen und drehte mich zu Mike. "Hast du  noch jemand besseren im Angebot?"

"Ne, momentan nicht. Ace ist da wirklich, noch deine beste Wahl."

"Traust du dich etwa nicht? Bist du etwa doch nicht so stark wie alle sagen. Immer noch so schwach und zerbrechlich wie damals?" Grinste er  dämlich.

Meine Augenbrauen schossen in die Höhe. "Ist das ernst gemeint?" Ich ließ mich nicht auf seine provokante Art ein. "Du musst mich nicht provozieren. Wenn ich dir unbedingt in den Arsch treten soll, dann bitte. Das mache ich nämlich liebend gerne." Ich reckte mein Kinn in die Höhe, bevor ich in seine Hand einschlug und nach oben in den Ring trat.

Meine Jacke und meinen Helm schmiss ich in eine Ecke auf den Boden und gab Mike mit einem Zeichen zu verstehen darauf auszupassen. Er wusste, dass ich ihn umbringen würde, falls damit irgendwas passierte, weshalb er schön brav darauf aufpasste.

Dann drehte ich mich um, lockerte meine Gelenke, bevor wir uns beide in Startposition stellten. Zum Glück war die Weinflasche als sie mir runtergefallen war noch fast voll, sodass ich kaum Alkohol im Blut hatte.

Die Menge um uns herum jubelte und feuerte uns an, doch ich rückte sie in den Hintergrund meines Gehirnes. Jetzt zählte nur noch meine Verteidigung, seine Schwächen und meine Aufmerksamkeit.

Sobald das Startzeichen erklang, machte er den ersten Angriff. Erster Fehler von ihm.

Er täuschte an, doch ich erkannte schnell genug und konnte seinen eigentlichen Angriff gut abwehren, genauso wie die nächsten beiden. Ich meinte einen Funken Wut in seinen Augen aufblitzen zu sehen, der aber auch, so schnell wie er gekommen war, wieder verschwand. Er war ganz gut darin seine Gefühle zu verstecken, aber ich war besser.

Mit einer geschickten Kombi verpasste ich ihm mehrere Schläge ins Gesicht und zwei Tritte in seinen kurzzeitig ungeschützten Bauch. Er taumelte zurück, fasste sich aber schnell wieder und täuschte einen Schlag in mein Gesicht an. Gerade rechtzeitig erkannte ich es und konnte es vor seiner Faust schützen. Scheiße war das knapp. Fast hätte ich weider eine blaue Wange gehabt.

Besonders leicht war es nicht sich in den hohen Schuhen zu bewegen, ich musste bei jedem zweiten Schritt aufpassen nicht umzuknicken. Andernfalls taten meine Tritte dadurch auch schön weh.

Mit einem gezielten Griff hatte ich ihn in den Schwitzkasten genommen, sodass ich ihm ein paar schöne Schläge verpassen konnte. Er versuchte sich zwar zu befreien, war aber nicht sonderlich erfolgreich.

Es war schön meine Wut von damals an ihm herauszulassen. Er hatte mich benutzt und betrogen. Ich war zu blind gewesen sein wahres ich zu sehen, doch als ich ihn mit einer vermeintlichen Freundin erwischt hatte war mir klar gewesen, dass er ein riesengroßes Arschloch war, das mich monatelang nur ausgenutzt hatte. Und seit dem hatte ich nur noch das Bedürfnis ihn zu schlagen, sollte ich ihn je wieder sehen.

Fünf Minuten später lag er am Boden und stöhnte schmerzerfüllt auf. Ich hatte ihn sogar nocheinmal freigelassen, weil es mir zu langweilig wurde, aber er war einfach zu schlecht.

"Tja du wolltest es so." Meinte ich, schnappte dann meine Sachen und verließ den Ring, um zur Bar zu gehen. 

Hold me - Heart of IceWo Geschichten leben. Entdecke jetzt