29. Kapitel

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Avery P.O.V.

Ich tauchte wieder auf und wischte mir das Wasser aus dem Gesicht. Die Kälte auf meiner Haut fühlte sich angenehm an und ich beobachtete die Wellen, die an mir vorbeizogen oder an mir abprallten. Das glasklare Wasser sah wunderschön aus und erinnerte mich urplötzlich zurück an Brasilien. Der letzte Urlaub zusammen mit meinen Eltern. Bei der Erinnerung musste ich lächeln.

Flashback

Lächelnd schloss ich meine Augen und genoss die brennende Sonne, das Toben der Wellen, den Wind und das gewohnte Geschrei der Kinder für einen Moment. Das Wasser an meinem Körper war angenehm, nicht zu kalt und nicht zu warm.

Mom und Dad lagen schon längst am Pool unsere Hotels und sonnten sich mit Cocktails in der Hand auf ihren Liegen. Schon komisch, dachte ich mir. Ich liebe es im Meer zu sein und den Sand unter meinen Füßen zu spüren, wahrend Mom und Dad lieber am Pool saßen. Ich verstand es nicht wirklich. Wenn man schon am Meer ist, dann geht man doch an den Strand. Am Pool liegen kann ich auch zu Hause.

Leise seufzte ich. Früher war ich nie alleine, es wurde echt Zeit mir hier Freunde zu suchen. Ich schaute mich um und mal wieder bestaunte ich die riesigen Berge, die bunten Vögel und den Wolkenlosen Himmel. Die Menschenmassen hier waren unbeschreiblich und so langsam wunderte es mich, das man überhaupt noch treten konnte.

Rio de Janeiro

Es war wie ein Traum, ein Traum der gerade wahr geworden war.

Flashback Ende

Es war unbeschreiblich schön gewesen und auch wenn mich meine Vergangenheit noch immer verfolgt hatte und in meinen Gedanken rumschwirrte, konnte ich für zwei Wochen einfach mal entspannen und das tun, was ich schon immer tun wollte.

Vergessen und Frei sein.

Ich seufzte und schüttelte den Kopf. Die Erinnerung an früher schmerzte und verursachte Wut und Hass in mir.

Eine Hand auf meiner Schulter riss mich aus meinen Gedanken und ich zuckte erschrocken zusammen. Ruckartig flog mein Kopf zur Seite und ich wollte schon zu einem Beleidigungsmarathon ansetzten, als ich in das Gesicht von Mace sah.

"Musstest du mich so erschrecken.", murmelte ich genervt. Er schmunzelte über meinen bösen Blick. "Immer doch.", erwiderte er und ich verdrehte die Augen, bevor ich meinen Blick wieder starr auf den Horizont richtete. Manchmal fragte ich mich was dort draußen im Meer so alles war. Ob die ganzen Sagen und Mythen wahr sind. Niemand würde es wohl wissen. Das Meer hatte so viele Geheimnisse und sie würden nie enden.

"Warum hast du mir nicht erzählt, dass dieser Ryan hier ist.", fragte er mich vorsichtig und ich verschränkte meine Arme vor meinem Körper, da mir plötzlich so kalt wurde. Es schien, als würde die Wärme der Sonne und Erinnerung mit einem Mal verschwunden sein. Die Kälte fühlte sich nicht mehr angenehm und befreiend an, sondern wie Gitterstäbe, die mich einsperrten.

"Weil es nicht wichtig ist.", erwiderte ich abweisend und drehte mich um, um aus dem Wasser zu gehen. Die Kälte meiner Worte schien ihm nicht zu gefallen, denn er hielt mich am Arm zurück."Verdammt Avery, hör endlich auf damit!"

Ich riss meinen Arm von ihm los und sah ihn emotionslos an. "Ich wüsste nicht womit.", sagte ich und wollte wieder gehen, als er mich wieder zurück hielt. "Hör auf alles in dich hereinzufressen und so zu tun, als wäre nichts. Man Ave, du bist mir wichtig und ich will nicht mit ansehen wie du innerlich kaputt gehst. Ich weiß doch was du durchgemacht hast, ich will dich nicht verlieren!" Mir wurde wenn es geht noch viel kälter als zuvor. Eine Gänsehaut überzog meine Arme und meine Hände fingen erneut an unkonrolliert zu zittern.

Mein Blick war noch immer undurchurchschaubar und starr aufs Meer gerichtet. "Ich gehe nicht kaputt, ich fresse nichts in mich hinein und du wirst mich auch nicht verlieren. Es juckt mich einfach einen Scheißdreck, dass er oder sie hier sind okay?" Sauer sah ich auf die sich brechenden Wellen. Sie waren wie ich, dachte ich tief in mir drin. Ab einen bestimmten Punkt wird alles zu viel und sie brachen.

Ich schenkte meinen Worten genauso wenig Glauben, wie Mace es tat und das wusste er. Er wollte mir helfen, aber ich brauchte keine Hilfe.

Ohne etwas zu sagen, nahm er mich plötzlich in den Arm und obwohl ich mich total verspannte und mich von ihm losreißen wollte, hielt er mich fest in seinen Armen umschlossen, ohne einen Weg auf Befreiung. "Mace, lass mich los.", meine Stimme zitterte leicht und ich versuchte ihn von mir wegzudrücken, doch der Stein bewegte sich kein Stück. "Bitte", flüsterte ich kraftlos und hörte erschöpft auf mich von ihm lösen zu wollen.

Eine scheinbar fremde, ungewohnte Wärme breitete sich in mir aus, während meine Dämme brachen und meine Augen ihn voller Schmerz und Trauer anstarrten. Er hatte es geschafft, er hatte meine eiserne Mauer zum Brechen gebracht, obwohl er und Macy doch die Jenigen waren, die mir geholfen hatten sie aufzubauen.

"Ich kann das nicht mehr Mace.", flüsterte ich, während ich meine Arme um ihn schloss und meinen Kopf gegen seine Brust drückte. Mein Kopf wollte weinen, doch mein Herz verbot es mir und hinderte mich daran, auch nur eine Träne zu vergießen. Mein Herz war zugefroren, der See aus meinen Tränen voll. Es gab keine mehr, zu viel hatte ich geweint.

"Ich weiß, aber ich bin da, hörst du? Ich bin da und werde es immer sein.", murmelte er beruhigend, während er sein Kinn auf meinem Kopf abstützte und mir beruhigt über die nassen Haare fuhr.

Ich wusste nicht warum, aber irgendwie hatte er diese besondere, beruhigende Wirkung auf mich. Und ich kannte dieses Gefühl, aber auf eine andere...familiärere Art und Weise. Und genau das machte mir Angst.

Mehr als nur Angst.

Hold me - Heart of IceWo Geschichten leben. Entdecke jetzt