"Ich würd dir raten dein Maul zu halten und dich zu verpissen Ryan." Ich warnte ihn nicht, weil ich nicht wollte, dass er sich verletzte, was ich im übrigen nicht bedauern würde. Nein ich wollte einfach eine Schlägerei verhindern, weil ich wenig davon begeistert war, dass sich Mace wegen mir Ärger einfing.
Außerdem hatte ich mich gefreut einfach mal einen ruhigen Tag zu genießen. Ohne Drama, ohne hormongesteuerte Vollidioten, die sich aufspielen, als wären sie die Queen höchstpersönlich und ohne das Vergangene. Denn das sollte einfach keinen Platz in meiner Zukunft haben.
"Seit wann hör ich auf kleine Mädchen.", sagte er und sah mich verachtend und missbillig an. Tja, nun wurde auch ich wütend, denn niemand, wirklich niemand nannte mich ein kleines Mädchen. "Ich warne dich nicht noch einmal Ryan. Verpiss dich und lass uns in Ruhe. Entweder ihr geht jetzt, oder du hast gleich keine gerade Nase mehr."
Einer der braunhaarigen Jungs hinter ihm lachte verächtlich auf. "Was willst du schon machen." Ich wollte ihm gerade hundert Beleidigungen gegen den Kopf pfeffern, als ausgerechnet Devran für mich antwortete. "Sorry Bro, aber da muss ich dich leider enttäuschen. Das Mädchen hat einen Schlag drauf, da fliegst du bis zum Mond.", grinste er und ich sah ihn leicht überrascht an.
Ich spürte kurz Mace seinen stolzen Blick auf mir, bevor ich mich wieder voll und ganz meinen netten Freunden widmete. "Wie auch immer.", schnaubte ich. "Jetzt macht die Fliege, bevor ich euch erschlage. Ihr nervt mich." Unbeeindruckt sah ich sie an.
"Fick dich.", knurrte Ryan. Ich verdrehte die Augen. "Fick dich selbst.", ich spuckte ihm die Worte förmlich vor die Füße. "Ich frag mich echt, was aus dir geworden ist. Früher das liebe Engelchen, dass jeden Wunsch von Mami und Daddy erfüllt bekommen hat und jetzt das Schlägermädchen, was sich cool fühlt, weil sie was illegales macht und was weiß ich. Was wohl deine Brü-"
"Halt verdammt nochmal die Fresse Ryan!", schrie ich ihn an, als ich merkte, was er sagen wollte. Er wusste, dass das ein absolutes Tabuthema war und seitdem ich wusste, dass sie hier irgendwo waren, war ich doppelt so empfindlich und vorsichtig. Meine Hände fingen an unkontrolliert zu zittern. Er hatte den Bogen echt überspannt. Auch Mace schien das zu bemerken, denn er legte mir eine Hand auf die Schulter und sah mich beruhigend an.
"Devran, ihr geht jetzt besser.", hörte ich ihn ruhig sagen, bevor ich mich von Mace losriss, meine Brille in den Sand schmiss und ins Meer rannte. Das Wasser platschte unter meinen Füßen und als das Wasser tief genug war sprang ich mehr oder weniger mit einem Kopfsprung ins Wasser. Die plötzliche Kälte umgab meinen erhitzten Körper und ich schloss die Augen, als ich unter Wasser ein Stück weit hinaus tauchte.
Als ich nach ein paar Sekunden wieder auftauchte, befand ich mich auf einer Sandbank weit genug vom Strand entfernt. Ich schloss meine Augen, holte tief Luft und lies mich dann langsam unter Wasser sinken. Ich setzte mich auf den Boden und genoss die Kälte und Stille die mich umgab. Meine Haare trieben wild um meinem Kopf herum und mit jeder Welle, die über mich zog spürte ich ein weiteres Stück mehr Freiheit.
Ich musste einfach wortwörtlich einen kühlen Kopf bekommen. Kälte war einfach wunderschön.
Sonnenbrillentyp P.O.V. :)
Ich sah ihr hinterher, wie sie aufs Meer hinausrannte und dann in den Wellen verschwand. "Kommt Jungs, es reicht. Zeit zu gehen.", sagte Devran zu uns und sah uns auffordernd an. Ich blickte noch ein letztes Mal zu diesem Mace, der besorgt das Meer absuchte. Irgendwas war hier doch im Kasten. Irgendwas verheimlichten Ryan und Ave uns doch.
Wir entfernten uns von ihnen. "Musst du es immer übertreiben Ryan.", schnauzte Devran ihn an. "Sie nervt mich einfach. Sie soll sich wieder nach Malibu verpissen und wieder in ihre riesige Villa ziehen. Ihre Eltern stecken ihr doch sowieso jede Woche tausende von Euros in den Arsch. Sie hat doch ihr perfektes Leben, also was will sie hier.", fluchte er vor sich hin und nachdenklich sah ich ihn an.
"Soweit ich weiß sind ihre Eltern tot.", merkte ich an und ruckartig blieb Ryan stehen, als meine Worte scheinbar bei ihm ankamen. Er war leichenblass geworden und starrte mich geschockt an. Verwirrt sahen wir ihn an. "W-Was?", keuchte er entsetzt.
"Sie hat es vor ein paar Tagen im Unterricht erwähnt, als sie sich mit unserem Lehrerteufel angelegt hat.", erklärte ich ihm und er blickte mich entgeistert an. "Fuck!", fluchte er plötzlich laut. "Fuck, Fuck, Fuck.", ich sah nur halb so verwirrt aus, wie ich es wirklich war.
"Könntest du uns mal erklären, was los ist?", mischte sich nun auch Tyler ein. Er war wie Kyle mein Bruder und sozusagen teilten wir uns ein Gehirn. Wie heißt auch es so schön: drei Dumme, ein Gedanke.
"Hättest du mir das nicht mal vorhersagen können du Idiot!", schnauzte er mich an. "Hätte ich das gewusst, hätte ich sie doch niemals so provoziert." redete er weiter und verwirrte uns nur noch mehr damit. "Wieso das denn?", fragte nun auch Kyle verwirrt.
"Weil ihre Familie, vor zwei Jahren zumindest, das wichtigste für sie war.", erwiderte er und setzte sich wieder in Bewegung. "Sie war so schon psychisch verdammt labil und jetzt weiß ich auch, warum sie so geworden ist.", scheinbar ging ihm gerade ein Licht auf.
"Wieso psychisch labil?", meinte ich, während der warme Sand unter meinen Füßen war. Er zögerte, doch dann schüttelte er den Kopf. "Sie hat ihre Geschwister verloren." Geschockt blieben ich und meine Brüder stehen und waren wie eingefroren. "W-Was?", flüsterte ich schon fast.
Ich wusste genau wie sich das anfühlte und plötzlich sah ich sie mit anderen Augen. Sie schien mir nicht mehr die arrogante Person zu sein, sondern ein Mädchen, was durch ihre eiskalte, provokante Mauer versucht ihr wahres verletzliches und gebrochenes Ich zu verstecken.
Ich verstand sie aufeinmal und es schien als konnte ich spüren was sie spürte.
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Hold me - Heart of Ice
Teen Fiction(Deutsch) 》Trotzt dieser Leere, die mich in diesem Moment und seit Jahren beschrieb, konnte man die Spannung und die Gefühle in der Luft spüren. Sie hingen wie Blitze um uns und bildeten eine Gitter voller Schmerz, Hass und Erinnerungen. Ich war gef...