Chocomarii
Der Oneshot ist für meine Watty-Wife, mein Schlampignon - ohne dich, wäre mein Leben nicht so verlaufen, wie es jetzt ist und dafür bin ich dir so unendlich dankbar.1993 – »Komm schon, Spence.« Aufmunternd sehe ich den blondhaarigen Jungen neben mir an. Draußen herrscht das absolute Chaos, was nicht gerade verwunderlich ist. Wir befinden uns in Las Vegas, und diese Stadt schläft nie. Anders als in anderen Großstädten, die sich manchmal schlafen legen, ist Vegas für die endlosen Partynächte und die nie schließenden Casinos bekannt – das weiß jedes Kind, das in dieser Stadt aufgewachsen ist.
Ich weiß, wie schwer es für Spencer ist und dass er keiner ist, der solche Feiertage ihren Gebrauch zollt, aber mir zuliebe setzt er ein Lächeln auf und lässt es über sich ergehen.
»Ich finde es faszinierend, dass die Menschen an Silvester Raketen in die Luft schießen, um die bösen Geister für das neue Jahr zu vertreiben«, seufze ich. Meine Beine habe ich angewinkelt, während mein Blick aus dem Fenster gleitet.
Die Wohnung meiner Eltern und mir befindet sich im 15. Stock. Gerade deswegen liebe ich es, an Silvesternächten auf meiner breiten Fensterbank zu sitzen und den farbenprächtigen Raketen am Himmel zuzusehen. Meine Eltern sind wie jedes Jahr bei ihren besten Freunden eingeladen, aber dieses Jahr konnte ich sie überreden, dass Spence und ich alleine zuhause bleiben dürfen.
Hoch und heilig musste ich ihnen versprechen, dass wir die Wohnung nicht verlassen und falls es klingeln sollte, nicht die Tür zu öffnen, aber am Ende haben sie eingelenkt und mich mit meinem besten Freund allein gelassen.
»Wusstest du, dass der Jahreswechsel bereits im römischen Reich gefeiert wurde? Erstmals zu Beginn des Jahres 153 v. Chr., als der Jahresbeginn vom 1. März, den 1. Januar verschoben wurde«, erklärt Spencer.
Ich löse meine Augen vom dunklen Nachthimmel und drehe mich zu Spencer. »Du bist wie ein wandelndes Lexikon«, schmunzle ich. Verlegen lächelt er, bevor er mit seinen Schultern zuckt. Oft versucht er es herunterzuspielen, weil seine Klassenkameraden ihn deswegen hänseln.
»Und kannst du mir auch verraten, wer die erste Schokolade hergestellt hat?« Grinse ich und hole plötzlich eine Tafel unserer liebsten weißen Schokolade mit Mandeln raus. Seine Augen werden groß, als er die Köstlichkeit in meinen Händen entdeckt.
Mit meiner freien Hand klopfe ich auf den Platz neben mir. Spencer muss ich nicht zweimal bitten, schneller als ich gucken kann, hat er sich auf die andere Seite des Fensterbrettes hingesetzt, sodass wir uns genau gegenüber sitzen.
»Joseph Fry war derjenige, der herausgefunden hat, dass man durch geschmolzene Kakaobutter formbare Schokoladenmasse herstellen kann«, rattert Spencer runter, ohne mit einer Wimper zu zucken. Er klaut sich die Schokoladenpackung aus meiner Hand und bricht sich ein Stück ab, bevor er sie mir zurückgibt und ich ihm es nachmache.
Nachdenklich kaue ich auf der weißen Schokolade rum, während ich Spencer betrachte. »Manchmal wünsche ich mir, dass ich auch so ein faszinierendes Gedächtnis habe wie du«, murmle ich. Spencer hebt seinen Blick und sieht mich an. Eine tiefe Trauer liegt in seinem Blick.
»Und ich wünsche mir manchmal, ein ganz normaler Junge zu sein.«
1999 – »Komm schneller, wir verpassen es noch!« Aufgeregt werden meine Schritte schneller, während Spencer Schwierigkeiten hat, mir zu folgen. Aber ich lasse seine Hand nicht los, die mit meinen Fingern verwoben ist.
Die Nacht ist kühl, der Wind peitscht mir fast schmerzhaft ins Gesicht und auch wenn ich eine Mütze trage, spüre ich, wie meine Ohren kalt werden und sich langsam Kopfschmerzen ausbreiten. Doch ich ignoriere den leichten Schmerz. Nicht heute. Nicht an Silvester.