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˚ ༘✶⋆。˚ ⁀➷Vergangenheit:
»Gott, Paul! Du bist so ein Kleinkind!«, schimpfe ich, während ich die nassen Blätter von meinen Klamotten streiche. Paul hat hinter einem Baum auf mich gewartet und gerade heute, wo ich meine neue schneeweiße Jacke voller Stolz getragen habe, hat er sie mit diesem Mix aus nassen Blättern und Schlamm versaut. Tränen brennen in meinen Augen, während sich sein hämisches Lachen in meine Seele brennt. Ich weiß nicht mehr, wann es angefangen hat, doch schon seitdem wir klein sind, ärgert er mich.
Angestrengt starre ich nach vorne und versuche meinem Lehrer zuzuhören. Ich bin keine schlechte Schülerin und meistens macht mir der Unterricht auch Spaß, aber Paul hat vor ungefähr fünf Minuten angefangen, mich mit kleinen Papierkügelchen abzuwerfen, was mich schlichtweg in den Wahnsinn treibt. Immer wieder trifft mich eine Kugel. Ich ignoriere sie solange, bis er mich an den Rand des Wahnsinns treibt und ich mich wutentbrannt zu ihm umdrehe. Süffisant zucken seine Mundwinkel, doch noch bevor eine wüste Beleidigung mein Mund verlassen kann, werde ich von meinem Lehrer ermahnt und mit hochroten Kopf und meinem unendlichen Hass auf Paul drehe ich mich wieder nach vorne.
Gott, ich hasse Paul Lahote.
Gegenwart:
Mit einem Mal ist alles anders. Es kam so plötzlich und niemand hat es kommen sehen. Angefangen hat alles mit Sam Uley, der einfach verschwunden ist. Als er nach zwei Wochen wieder aufgekreuzt ist, war er plötzlich anders.
Ich kann nicht sagen, was an ihm anders ist, aber mit einem Mal umgibt ihn eine komplett andere Aura. Auch die Gruppen in unserer Schule wurden neu gemischt. Einige Schüler tuscheln über das Pack von Sam Uley, wie sie die Jungs rund um den großgewachsenen Reservatsjungen nennen, die über Nacht zu einer Gruppe wurden.
Das alles habe ich nicht mitbekommen, da mich ein Magen-Darm-Virus außer Gefecht gesetzt hat, doch als ich das nächste Mal im Unterricht sitze und nicht von irgendwelchen Papierkügelchen getroffen werde, lässt es mich stutzen.
Tag für Tag hat Paul mich mit seiner Aufmerksamkeit gestraft und ich habe es gehasst, doch heute passiert nichts. Als wäre er ein völlig neuer Mensch, schaut er mich nicht einmal mehr an. Das alles macht mich noch nervöser als seine ganzen Attacken.
Ist es jetzt vorbei? Ist das nur die Ruhe vor dem Sturm?
Als ich auch nach einer halben Stunde nur seine Ignoranz spüre, drehe ich mich vorsichtig um. Paul hat seine Augen auf sein Heft gerichtet, in das er kleine Wölfe zeichnet. Doch als würde er meinen Blick bemerken, schiebt sich sein rechter Mundwinkel nach oben.
»Gibt es irgendwas, Y/N?«, fragt er, ohne von seiner Zeichnung aufzusehen. Für den Bruchteil einer Sekunde bleibt mein Herz stehen. Pauls Stimme hat sich verändert. Er hat nicht mehr diesen jungenhaften Klang. Sie ist viel tiefer und rauer als jemals zuvor, was mir einen trockenen Mund beschert. Wie ein Reh im Scheinwerferlicht kann ich ihn nur anstarren, als er seinen Blick hebt.