020 - Dan Reynolds

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‧͙⁺˚*therapy⁺‧͙

tw: depression

tw: depression

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Tag eins.

˚ ˚ Ich fixiere keinen wirklich Punkt. Ich starre einfach nur nach vorne und versuche den Gedankenchaos in meinem Kopf irgendwie zu ordnen. Doch es fällt mir nicht gerade leicht.

Es hat wirklich einige Zeit gedauert, bis ich bereit war, mir eine Therapie zu suchen. Als es dann soweit war, war es ein Kampf, überhaupt einen Platz zu kriegen, denn die Wahrheit ist, jeder Mensch könnte zu einer Therapie gehen, weil es immer etwas gibt, was derjenige aus seinem Leben nicht aufgearbeitet hat - und das ist auch der Grund, warum es soviel benötigte Plätze und zu wenig Therapeuten gibt.

Ich verurteile niemanden dafür. Das Leben ist schwer und vor allem nicht fair. Junge Menschen sterben plötzlich, während die weiterleben, die für ein gesamtes Land zuständig sind und nur Unsinn verzapfen - das soll keinesfalls Kritik sein, es ist eben die Wahrheit.

Das Kennenlerngespräch mit meiner Therapeutin ist wirklich gut verlaufen. Es hat sofort zwischen uns gepasst - von anderen Freunden kenne ich, dass sie nicht auf Anhieb den richtigen gefunden haben. Doch wenigstens das scheint in meinem Leben gut zu laufen.

Ich kann nicht einmal mehr sagen, wann meine Depressionen angefangen haben, wann ich es wirklich anerkannt habe. Denn ich wollte es mir nicht eingestehen, viele Jahre habe ich gedacht: Anderen geht es schlechter und deine Probleme sind nicht so groß. Menschen in Afrika hungern. Kinder in Afghanistan wachsen im Krieg auf. Sei froh, dass es dir gut geht.

Es kam mir vor, als wäre es ein Trend, den alle nachgehen müssen. Statt Nachmittags zum Yogakurs zu gehen, geht es eben zum Therapeuten - doch wie ich mich geirrt habe.

Weil wir alles nur Menschen sind, die vom Leben müde sind. Weil die Welt abgefuckt ist und es dennoch das schönste Geschenk an uns Menschen ist.

Den Punkt mir endlich Hilfe zu holen, kam, als ich durch die Stadt gelaufen bin. Ein Kind ist schreiend vor mir gelaufen, in seiner Hand einen selbst gefalteten Papierflieger den er lachend durch die Luft geworfen hat.

Meine Augen sind dem Papierflieger gefolgt, automatisch bin ich ihm nachgelaufen, über die Bordkante, bis ich an einem Geländer stand. Unter mir der tosende Fluss. Meine Finger haben sich in das Geländer gekrallt, während ich dem Papierflieger bei seinem Absturz zugesehen habe, wie er untergeht, bis er nicht mehr zu sehen war.

Ich habe nachgedacht. Nicht lange, doch ich habe plötzlich einen Wunsch von Freiheit gespürt. Den Wunsch zu springen, so wie das Flugzeug in die Wellen zu springen und nie wieder aufzutauchen. Ich war erschöpft davon die Starke zu spielen. So zu tun, als würde es mich kalt lassen, dass ich keine Familie habe. Das ich allein bin, weil mich alle verlassen haben.

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