Kapitel 9

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"All in!" Emotionslos schob ich alle meine Chips in die Mitte des Tisches. Mein Pokerface war undurchschaubar. Aber ein Blick auf Hisoka genügte, um mich vom Gegenteil zu überzeugen. Dieser Mann hatte gelernt mich zu lesen und wendete es gnadenlos an. Wir hatten das Casino getrennt betreten, damit es nicht so auffällig war, wenn wir als Einzelpersonen die Kohle abräumten. Im letzten hatten sie uns nach der Hälfte des Abends mit Verdacht auf Betrug als Komplizen rausgeschmissen. Da wir gemeinsam mit vier anderen Personen am Tisch und uns schräg gegenübersassen, verfingen wir uns manchmal in den Augen des anderen. Und jedes Mal wenn das geschah, setzte mein Herz einen Schlag aus.
"Fold", stieg der ältere Herr neben mir aus. Zwei weitere gingen mit. Nun war Hisoka an der Reihe. Er studierte meine Gesichtszüge genauestens.
"Was starren Sie mich so an?", blaffte ich gespielt. Eine Millisekunde lang schenkte ich ihm den geliebten unterwürfigen Ausdruck, versteckte mich aber gleich wieder hinter meiner eisernen Miene.
"Darf ich eine hübsche junge Frau etwa nicht ansehen, wenn sie gegen mich im Poker verliert?", grinste der Magier zurück. Den Kopf auf die verschränkten Hände gestützt redete er weiter.
"Wenn ich gewinne... Darf ich dir einen Drink ausgeben?"
"Wenn ich gewinne... Darf ich dir dann den Hintern versohlen?", antwortete ich höhnisch. Doch sein Grinsen blieb bestehen und er antwortete mit einem Zwinkern.
"Ich steh drauf!" Elegant flippte er einen Chip zwischen seinen Fingern, legte ihn dann aber ab.
"Call!" Mit einer lockeren Handbewegung wischte er dieselbe Anzahl Jetons in die Mitte wie ich. Trotzdem verblieben noch ein paar vor ihm. Wie erwartet zogen vier der fünf Mitspieler mit, da sie dachten, meinen Bluff zu durchschauen. Nun fehlte nur noch eine Karte. Der River wurde aufgedeckt. Jetzt war es an der Zeit, die Karten offenzulegen. Da ich als letzte den Einsatz erhöht hatte, lag es an mir, zuerst aufzudecken. So erhielten alle Aussicht auf meinen Flush. Grundsätzlich war mir egal, was die anderen beiden hatten, die zwischen mir und Hisoka sassen. Denn es war ein Duell zwischen ihm und mir. Enttäuscht warfen sie ihre Karten in die Mitte. Mit diesen schwachen Händen hätten sie mir sowieso nicht das Wasser reichen können.

Während dieser ganzen Zeit lag mein Fokus auf dem Rothaarigen. Seine goldenen Iriden wanderten über den Tisch, blieben schliesslich bei mir stehen.
"Sir, ihre Karten", holte ihn der Dealer aus den Gedanken. Ohne mich aus den Augen zu lassen übergab er seine Hand. Wir hielten den Blickkontakt bei. Der Angestellte würde verkünden, wer gewonnen hatte.
"Four of a kind gewinnt vor Flush!", meldete sich dieser zu Wort. Hisokas Grinsen wurde breiter, als ihm der ganze Pot zugeschoben wurde. Genervt biss ich die Zähne zusammen.
"Gutes Spiel", verabschiedete ich mich vom Tisch. Kaum hatte ich ihnen den Rücken zugewandt, verdrehte ich die Augen. Jetzt muss ich wieder neue Chips holen... Mein Weg zur Einzahlung brachte mich an der Bar vorbei. Sie lag auf einem offenen Balkon, von welchem aus ein Überblick über die gesamte Spielhalle geboten wurde. Mit einem leisen Seufzen setzte ich mich auf einen der Barhocker. Nach einer gefühlten Ewigkeit in welcher mich die Bartender ignorierten, wurde einer zurückgehalten. Ausschau haltend bemerkte er mich. Dennoch schienen seine Augen über mich hinwegzusehen.
"Ja bitte?" Schon öffnete ich den Mund, um meine Bestellung endlich abzugeben. Doch eine Stimme neben mir unterbrach mich.
"Einen Gin Tonic!" Augenblicklich nickte der Angestellte und wollte sich wieder davon machen.
"Und einen Sex on the Beach für die Dame", fügte er an. Ich blickte zur Seite. Hisoka zwinkerte mir verführerisch zu.
"Die haben mich jetzt die ganze Zeit ignoriert und du wirst bedient, sobald du auftauchst... wie unfair!" Lachend liess sich der gutaussehende Zauberer neben mir nieder. Der Anzug schmeichelte seiner Figur und deutete an, welche Kraft sich darunter versteckte.
"Vielleicht habe ich vorher mit ihnen geredet und ihnen verboten, dich ohne meine Anwesenheit zu bedienen...", redete er beiläufig.
"Kontrollfreak!", verdrehte ich genervt die Augen. Es dauerte keine zwei Minuten, bis die Drinks vor uns standen.
"Auf einen ertragreichen Abend!", sprach er einen Toast aus.
"Prost..." Unsere Gläser stiessen klirrend aneinander. Gleich darauf kühlte die süsse Flüssigkeit meinen Mund.

Forever him... // Hisoka ff HxHWo Geschichten leben. Entdecke jetzt