Kapitel 1

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Als wir am Luftschiffhafen ausstiegen, war ich noch die Ruhe selbst. Mit Hisoka zu reisen, wenn er gute Laune hatte, war etwas der witzigsten Sachen, die ich je erlebt hatte. Obwohl wir uns seit Jahren kannten, gab es wohl einige Seiten an ihm, die ich erst noch entdecken musste. Darauf freute ich mich aber auch extrem. Der Magier lachte so viel wie noch nie. Und ich mit ihm. Auch wenn es manchmal auf Kosten anderer war. Nun liefen wir nebeneinander die bekannten Strassen zu unserem ehemaligen Wohnort. Aber je näher wir der Himmelsarena kamen, desto nervöser wurde ich. Mein ungezwungenes, spassiges Ich wich dem ernsteren Selbst.
"Sie werden dir schon nicht den Kopf abreissen", grinste der Zauberer neben mir in einem Versuch, mich aufzuheitern. Locker schob er eine der Seitentüren auf und deutete mir mit einer überschwänglichen Geste, einzutreten. Kommentarlos schlängelte ich mich an ihm vorbei. Sein Grinsen fiel, als er meinen zweifelnden Gesichtsausdruck bemerkte.
"Was macht dich da so sicher?", murmelte ich und wandte meine Augen ab. Ich kannte Hisoka zu gut. Es war, als könnte ich seine Gedanken lesen. Wie schwach ich mich gerade präsentierte. Aber in Anbetracht dessen, dass ich meine Freunde im Stich gelassen hatte, fühlte ich mich alles andere als stark. Mein Finger zitterte, als ich ihn nach dem Knopf ausstreckte. Ein kalter Schauer schüttelte mich durch. Hoffentlich ging es allen gut...

Mit einem 'Ping' riss mich der Aufzug aus den grausamen Träumereien. Dadurch, dass Hisoka noch ein Zimmer hier bewohnte, konnte er uns Zugang zu dem Stockwerk verschaffen, in welchem sich Sukis Zimmer befand. Während ich langsamer wurde, lief der Magier ohne Beachtung daran vorbei.
"Ich warte in meinem Zimmer." Sogleich verschwand er. Blinzelnd lenkte ich meinen Blick auf die Tür vor mir. Zögerlich hob ich meine Faust und hielt die Luft an. Wenn ich mich jetzt nicht überwinde, dann werde ich ihnen nie wieder unter die Augen treten können! Also verschwendete ich keinen weiteren Gedanken an die vielen Möglichkeiten und klopfte. Langsam blies ich die Luft aus meinen Lungen. Ich vernahm weder eine Aura, noch hörte ich Schritte von dem Raum dahinter. Seufzend atmete ich durch und lehnte meine Stirn an das kalte Holz. Sie ist nicht da... Oder ihr ist etwas passiert!? Sofort beschleunigte sich mein Herzschlag wieder. Nein! Ich muss jetzt positiv denken. Panik bringt nichts! Die Augen schliessend konzentrierte ich mich auf die Auraquellen. Tatsächlich spürte ich jetzt ganz klar eine Gestalt in Sukis Zimmer. Sie ist also doch da. Erneut schlug ich meine Knöchel gegen das Holz. Leise räusperte ich mich und schluckte kurz.
"Suki?... Ich bin es, Yoriko." Meine Stimme zitterte noch mehr als meine Hände.
"Machst du bitte auf-" Noch bevor ich zu Ende geredet hatte, riss jemand die Türe auf. Riesige violette Augen starrten mich ungläubig an. Ich schluckte hart.
"Suki-" Ihr Name entkamen mir nur als ein elendiges Flüstern. Die Freundin meines Senseis musterte mich einige Sekunden wortlos. Dann griff sie nach meinem Handgelenk und riss mich mit sich in ihre abgedunkelten vier Wände. Kaum hatte sie die Türe zugeschlagen, zog ich sie an mich in eine enge Umarmung.
"Ich hatte Angst um dich!", hauchte ich, konnte die Flüssigkeit nicht mehr aufhalten, die meine Sicht verschleierte. Grob drückte sich die Kleinere von mir weg. Trotzdem liess sie meine Schultern nicht los.
"Und ich um dich erst! Mensch Yori! Wo warst du denn!?" Ihrer Stimme nach war sie genauso aufgewühlt wie ich mich gerade fühlte. Ich biss mir hart auf die Lippen, schwieg aber.
"Habt ihr den Stalker gefunden?", lenkte ich leise ab, nachdem sich eine unangenehme Stille ausgebreitet hatte. Sukis Unmut, dass ich ihre Frage nicht beantwortet hatte, spiegelte sich in ihren Augen wider.
"Nein... Lass mich die anderen zusammenrufen!"

Schlagartig war meine Nervosität zurück. Es klopfte, zweimal kurz, einmal lang. Sie hatten also zur Sicherheit ein Zeichen abgemacht. Die Bewohnerin öffnete. Hogai hatte einen hochroten Kopf. Also hatten wir ihn anscheinend gerade mitten aus dem Training gerissen. Dennoch war er der Erste, der zur Stelle war. Der Blonde musterte mich genauso sorgfältig wie Suki zuvor.
"Bist du verletzt?" Ich schüttelte den Kopf. Obwohl mein Körper offensichtlich unversehrt war, berührte er mich, als wäre ich aus Porzellan. Die Türe wurde mit einem Knall aufgetreten. Sofort zuckte Hogai von mir weg und stellte sich in Angriffsposition vor Suki. Auch diese hatte ihre Waffen materialisiert. Ein kurzhaariger Mann flitzte auf mich zu. Ich erkannte Riku erst, als er mich mit seinen Armen beinahe erdrückte. Perplex umarmte ich ihn zurück. Es dauerte auch nicht lange, bis der Rest versammelt war. Jin war der letzte, welcher eintrat. Doch sein gleichgültiger Gesichtsausdruck änderte sich auch nicht, als er mich erblickte. Wortlos liess er sich in den Sessel fallen. Kaum war auch er hier, redeten alle gleichzeitig darauf los. 
"Wo warst du denn?!"
"Wir haben uns Sorgen gemacht!"
"Du hast uns Angst eingejagt..." Bemerkt, dass man keinen richtig verstand, wurden alle still.
"Nicht einmal Jin wusste, wo du bist... Wir haben uns Sorgen gemacht", ergriff Hitoshi das Wort. Sofort schoss mein Blick zu meinem besten Freund. Die Mütze tief in die Stirn gezogen, fixierte er den Boden vor sich. Er hatte also niemandem erzählt, wo ich war...
"Wo warst du?" Obwohl in Hitoshis Stimme Besorgnis mitschwang, beruhigte mich ihre tiefe Tonlage. Ich weiss, dass ich mich immer auf Jin verlassen kann. Deshalb liebte ich diesen Nen-Haufen so sehr! Wieder stiegen mir Tränen in die Augen, wobei ich mir alle Mühe gab, dass sie niemand bemerkte.

Forever him... // Hisoka ff HxHWo Geschichten leben. Entdecke jetzt