Kapitel 52

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Mit klopfendem Herzen sass ich auf dem Sofa in Hisokas Appartement und wartete auf meinen Verlobten. Anscheinend hatte Chrollo nach einem Treffen gefragt, an welchem alle anwesend sein sollten. Ich hatte den Magier angefleht, meinen Ring mit Kichiro mitzunehmen. Tortzdem weigerte er sich vehement dagegen. Kaum hatte er das Haus verlassen, rief ich Jin an. Die Verzweiflung aus meiner Stimme herausgehört, versprach dieser mir, ein Auge auf die Troupe zu werfen. Seither hatte ich weder vom einen, noch vom anderen etwas gehört. Ein Klicken im Türschloss zog meine Aufmerksamkeit auf sich. Augenblicklich sprang ich auf. Hisoka trat ein. Blickte mir überrascht entgegen, als ich ihm um den Hals fiel.
"Akane?-"
"Wie ist es gelaufen?", liess ich ihm keine Gelegenheit, mich etwas zu fragen.
"Gut... Chrollo hat uns vorerst entlassen. Wir können frei tun was wir wollen, bis ihm etwas neues in die Augen fällt, das er unbedingt haben will", erklärte der Rothaarige ruhig und löste sich aus meiner Umarmung. Ich nickte unsicher. Vor allem, weil er wusste, nach welcher Information ich eigentlich fragte und er es trotzdem nicht aussprach.
"Jetzt spann mich nicht auf die Folter!", quengelte ich und lief ihm hinterher in die Küche.
"Er hat in meiner Anwesenheit kein Wort über dich verloren. Also denke ich, bist du vorerst abgehakt...", murmelte er und öffnete den Kühlschrank, um nach etwas essbarem Ausschau zu halten. Eine Box mit Stir Fry gefunden, stopfte er dieses sogleich in sich. Beruhigt lehnte ich mich an den Türrahmen. Beobachtete meinen Geliebten dabei, wie ein riesiger Löffel Reis in seinem Mund verschwand.
"Hast du schon Pläne für die Zwischenzeit?" Kauend nickte der Zauberer.
"Echt?" Wieder bestätigte er durch die Bewegung seines Kopfes. Ein Grinsen schlich sich auf seinen Mund, als er schluckte, um endlich sprechen zu können.
"Und ich will, dass du mich begleitest!" Seiner Stimme zufolge duldete er keinen Widerstand.
"Wohin denn?", fragte ich und setzte mich vor ihn an den Küchentisch.
"Zaban City!"

Aufgeregter als erwartet, lief ich aus dem Luftschiff und folgte Hisoka durch die Menschenmenge. Ich hatte mich dazu entschieden, als Yoriko zu reisen. Zum grössten Teil, weil ich hier als tot galt und Angst hatte, von jemandem erkannt zu werden. Obwohl ich meine Heimatstadt seit Jahren nicht mehr betreten hatte, hatte sich kaum etwas verändert. Als erstes führte mich der Magier zu einem Tempel, in dessen Friedhofareal wir auf einen schönen Grabstein trafen. Ein kalter Schauer lief über meinen Rücken, als ich meinen Namen las. Mir fiel dabei auf, dass es nicht weit von dem Sano Familiengrab lag. In Gedanken an meine erste richtige Vaterfigur, bat ich Hisoka um ein paar Minuten Ruhe.
"Wenn es unbedingt sein muss-"
"Muss es", unterbrach ich ihn. Denn ich wollte beten. Für Kazu. Schnaubend drehte sich der Rothaarige von mir weg.
"Ich warte im bei Fuyume im Café", murrte er als Antwort und ging. Nachdem ich die schönen Blumen noch ein wenig länger bestaunt hatte, schritt ich die wenigen Meter zu Kazus Grab ab. Doch ich war nicht die Erste, die an dem Ort ankam. Eine braunhaarige Frau kniete sich einbeinig davor und stach mit einem Spaten in den durch Kälte noch harten Boden. Fluchend hackte sie das Werkzeug fester in die Erde. Neben ihr standen einige Töpfe mit Frühlingssternen. Ich wusste noch von früher, dass ihre violett-weissen Blüten zu Kazus Lieblingen gezählt hatten. Mit Mühe und Not kratzte sie die oberste Schicht des Drecks ab. Mit einem lauten Seufzer versuchte sie sich zu beruhigen.

Ihren Geist beherrscht, hob sie beide Hände über den Kopf. Ihre Finger umschlossen den Griff. Nen sammelte sich darum, bevor sie ihn mit Kriegsgebrüll in den Boden rammte. Diesmal bleib er sogar darin stecken. Brach aber entzwei. Ein Geistlicher kam aus dem Tempel gelaufen.
"MIKO!", schrie er über den ganzen Friedhof.
"Du weckst mit deinem Gebrüll ja noch die Toten!" Wutschnaubend sprang sie auf. Dafür, dass der Frühling erst angebrochen war, war sie knapp bekleidet. Die Handflächen vor der Brust aufeinandergepresst, verbeugte sie sich vor ihm.
"Bitte macht Ihr das! Ich habe keine Nerven dafür!" Seufzend verdrehte der Priester die Augen.
"Nur weil du es bist... Nun geh schon, bevor dich die Geister jagen, die du mit deinem Schrei geweckt hast." Miko rannte schon fast vom Friedhof. Gleich darauf startete ein Wagen in der Nähe und fuhr mit quietschenden Reifen davon. Ich konnte bei dieser Unterhaltung nur amüsiert den Kopf schütteln. Es gab schon witzige Leute. Da mir der Geistliche keine Aufmerksamkeit schenkte und entspannter als zuvor den Tempel wieder betrat, kniete ich mich nun vor Kazus Grab. Vor dem Stein steckte noch immer der halbe Spaten. Eine Ecke zwischen zwei Fingern eingeklemmt, entfernte ich ihn mittels Ghost Mode und legte die kaputten Teile neben den Blumen ab. Die Augen geschlossen, begann ich zu beten.

Forever him... // Hisoka ff HxHWo Geschichten leben. Entdecke jetzt