Kapitel 59

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Ich verzog meine Augen zu Schlitzen. Mein Geduldsfaden war gerade gerissen.
"Wenn Sie ihre Arbeit schon nicht richtig machen, dann geben Sie mir wenigstens die Nummer von seinem Büro oder dem Sekretariat, sodass ich mich selbst bei ihnen nach einem Termin erkundigen kann", zischte ich. Die Angestellte schaute mich mit einem ebenso abschätzigen Blick an, wie ich sie.
"Was denken Sie ist hier los, wenn ich jeder dahergelaufenen Person ohne validen Grund die Nummer des Bosses herausgebe!?" Augenverdrehend knabberte ich auf meiner Unterlippe herum. Eigentlich hatte sie ja Recht... Aber trotzdem musste sie nicht so unfreundlich sein.
"Ich kenne Sano Kei privat-"
"Ist das so...", murmelte sie, ihre Augen wieder auf den Computer vor sich gerichtet.
"Wenn Sie ihn nach mir Fragen, kann er bestätigen-" Seufzend griff sie nach dem Telefon und wählte eine Nummer. Ich öffnete den Mund um etwas anzufügen, doch sie brachte mich mit einem erhobenen Zeigefinger zum Schweigen.
"Hallo Miko, hier ist Cho von der Rezeption. Eine Miss Fujikawa Yoriko möchte mit unserem Chef sprechen. Sie meint, er kenne sie... ja... Miss Fujikawa-" Ich konnte durch den Lautsprecher zwar hören, dass jemand an der anderen Seite sprach, doch ich verstand kein Wort.
"Nein, gross, rote Haare-", wieder unterbrach sie sich, um zuzuhören.
"Okay danke!" Die Rezeptionistin legte den Hörer mit einem lauten Knall in seine Position zurück. Danach fixierte sie mich. Die Hände verschränkt und den Kopf darauf abgestützt, grinste sie mich siegessicher an.
"Ich bezweifle, dass Herr Sano sie wirklich kennt. Aber bei seiner Sekretärin sind Sie genauso unbekannt. Also entfernen Sie sich bitte, bevor ich den Sicherheitsdienst rufen muss!" Ich schenkte ihr ein spöttisches Lächeln und drehte mich auf dem Absatz um.

Auf meinem Weg hinaus lief ich an einer Tafel vorbei, worauf eine Menge Papiere klebten. Einige waren Resultate der Forschung. Andere waren Werbungen von Konzerten und Comedyauftritten. Doch eines war mir ins Auge gestochen.
"Wollen Sie an einer Führung durch die Myaguchi Corporation teilnehmen und unseren spannenden Betrieb besser kennenlernen...", las ich vor mich her. Meine Augen überflogen den Zettel. Die Führung würde durch Kida Rumiko betreut werden und fand monatlich statt. Zu unterst war ein QR Code. Ich scannte ihn und trat dann hinaus.
"Du warst ja schneller als erwartet. Hattet ihr nicht viel zu bereden?", grinste Hisoka blöd.
"Ich wurde gar nicht erst zu ihm durchgelassen", schnaufte ich genervt und liess mich neben ihn auf die Bank fallen.
"Was hast du jetzt vor?" Ich spürte, wie er mich von der Seite beobachtete, während ich auf meinem Handy herumtippte.
"Ich will bei einer Führung mitmachen", murmelte ich abgelenkt. Bevor ich mich dazu anmeldete, wollte ich erst sehen, mit wem ich es da zu tun hatte. Denn ich wollte mit Kei in Kontakt kommen. Also suchte ich zuerst auf der Website der Myaguchi Corporation nach dem Team. Zu meinem Glück waren die Mitarbeitenden mit Name und Foto abgebildet. Da ich aber nicht wusste, in welcher Abteilung Kida Rumiko arbeitete, klickte ich mich durch die Seiten. Als ich sie schliesslich fand, stand mein Entschluss fest. Ich würde bei der Führung teilnehmen. Denn Kida Rumiko war die persönliche Sekretärin von Sano Kei. Auf dem Foto erkannte ich zudem, dass es wirklich die Frau war, die ich an Kazus Grab gesehen hatte. Nun fiel mir auch wieder ein, wie der Priester sie gerufen hatte. Miko.
"Kommst du auch mit? Sie führt-", meinte ich und zeigte ihm Kidas Foto. In Hisokas Augen spielte sich etwas ab, das ich nicht genau zuordnen konnte. Aber ich konnte ihm ansehen, dass er es sich genauestens durch den Kopf gehen liess. Doch schlussendlich schüttelte er trotzdem den Kopf.
"Deine Angelegenheit geht mich nichts an", brummte der Rothaarige desinteressiert und erhob sich.
"Ist das dein Ernst?" Der Magier zuckte mit den Schultern.
"Wenn du fertig bist, gehen wir..."

Mit wenigen Klicks meldete ich mich für die Führung an. Da ich es gerade noch im Zeitlimit geschafft hatte, konnte ich sogar schon an der nächsten, sprich morgen Nachmittag, teilnehmen. Seufzend überlegte ich, ob ich ihm überhaupt nachgehen sollte, entschied mich dennoch dafür.
"Bist du jetzt wütend auf mich?", erkundigte ich mich, als ich ihn eingeholt hatte. Der gelangweilte Ausdruck machte mir Sorgen.
"Nein", kam die kurze Antwort. Doch er schaute mich nicht an. Verschnellerte bloss seine Schritte.
"Hisoka?"
"Was?", zischte er gereizt.
"Was ist los?"
"Nichts", verdrehte er die Augen. Sein Stimmungswechsel gefiel mir ganz und gar nicht.
"Okay... Dann ruf mich an, wenn du dich abgeregt hast", zuckte ich die Schultern. In seinem Zustand konnte ich nichts für ihn tun und an seiner Seite zu bleiben, würde mich nur genauso aufregen. Deshalb liess ich mich zurückfallen, was mein Verlobter natürlich bemerkte.
"Wo gehst du hin?" Es gab nur wenige Gründe weshalb er wütend auf mich sein könnte. Also ging ich auf Tauchgang.
"Ich wollte eine alte Bekannte besuchen-" Blitzartig stand der Magier wieder vor mir. Packte grob mein Kinn. Stur blickte ich ihm in die Augen.
"Einen Mann!?", fauchte der Todesgott. Offensichtlich hatte er mich missverstanden.
"Du tust mir weh", bemerkte ich emotionslos. Widerspenstig starrte ich in die geliebten goldenen Iriden, bis er seinen Griff ein wenig lockerte. Sobald er das tat, schlug ich seine Hand weg. Erhobenen Hauptes kehrte ich mich auf dem Absatz um.
"Also, ruf mich an, wenn du dich abgeregt hast!" Mein kompletter Fokus lag auf Hisokas Aura, die schon die ganze Zeit aufgebracht schien. Falls er mich angreifen würde, wäre ich darauf vorbereitet. Aber das war nicht der Fall, denn er liess mich kommentarlos gehen. Was so plötzlich seine Eifersucht anfeuerte wusste ich nicht.

Forever him... // Hisoka ff HxHWo Geschichten leben. Entdecke jetzt