🏁Kapitel 64🕶️

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"Entschuldigung. Ich bin Fujikawa Yoriko", wandte sich die Kupferhaarene an mich. Als ob sie mir nicht schon genug Ärger bereitet hat. Kann sie nicht auch einfach gehen, wie alle anderen auch!? Müde musterte ich sie. Ich konnte es kaum erwarten, die Führung endlich ganz zu beenden. Meine Augen schmerzten vom Licht der Deckenlampen. Normalerweise war es nicht so schlimm bei einer Führung. Doch in dieser heute dauerte die Fragerunde fast eine Stunde länger. Dazu versuchte die Frau vor mir die ganze Zeit abzuhauen, wodurch ich auch noch Fokus auf sie legen musste.
"Mein herzliches Beileid zum Verlust von Herr Sano Kazu", redete sie weiter. Ich blieb still. Etwas in der Art, wie sie es sagte, war seltsam. Als wüsste sie besser Bescheid, als sie mir weismachen wollte.
"Es war bestimmt nicht leicht für Herr Sano Kei nach allem, was seiner Schwägerin und Nichte zugestossen ist..." Ein stechender Schmerz durchzog meinen Kopf. Ich kniff die Augen zusammen. Wovon spricht sie bitte!? Von Kazus Familie ist nie etwas bekannt gemacht worden. Weder Presse, noch Angestellte der Firma wissen etwas darüber. Einzig und allein die nahesten Vertrauten der Sano Brüder wurden darüber aufgeklärt. Jedoch konnte ich mir nicht vorstellen, dass die Dame vor mir dazu gehörte. Immerhin arbeitete ich schon ewig für Kei. Weder der Name, noch Aussehen oder Aura kamen mir bekannt vor.
"Was meinen Sie?", fragte ich angespannt. Aber eine Antwort blieb aus. Stattdessen blickte sich Miss Fujikawa nur um.
"Ich muss unbedingt mit Kei sprechen!"

Wie konnte sie es wagen, ihn mit Vornamen anzusprechen. Wie verdammt unhöflich war das denn bitte!? Also betonte ich seinen Namen extra stark, damit ihr meine Missbilligung garantiert auffallen musste.
"Herr Sano nimmt momentan keine Privataudienzen an!", zischte ich. Bemerkte es aber gleichzeitig und versuchte meine Haltung zu bewahren. Kei mochte es nicht, wenn ich Gäste nicht entsprechend behandelte.
"Sie verstehen nicht richtig. Wir kennen uns-" Ich hob die Hand, wodurch die Kupferhaarene sofort verstummte. Dunkle Augen sahen mir erwartungsvoll an. Meine Verärgerung versteckend widerstand ich dem Drang, meinen Kopf abschätzig zur Seite zu neigen.
"Seit ich hier arbeite habe ich Sie noch nie gesehen! Und als Herr Sanos persönliche Sekretärin kenne ich alle seine Kontakte", machte ich meine Stellung klar.
"Wie lange arbeiten Sie denn schon hier?", schoss es sogleich aus Miss Fujikawa.
"Ein bisschen mehr als acht Jahre!" Überzeugt reckte ich den Kopf etwas höher und funkelte die Kupferhaarene herausfordernd an. Meine Augen nicht von ihr abwendend strahlte ich die Autorität aus, die mir durch den CEO der Myaguchi Corporation verliehen wurde.
"Wir kennen uns von vorher", versuchte sie weiter, mich zu überzeugen. Etwas an ihr wirkte bedrohlich. Es war nicht ihre Aura, deren Fluss sich mit jeder Gefühlsregung veränderte. Es war auch nicht das Artefakt an ihrem Finger, aus welchem ich ganz klar eine starke Präsenz fühlte. Es war viel eher die Tatsache, dass ihr Ausdruck nach der Wahrheit schrie. Sie selbst schien absolut davon überzeugt, Kei zu kennen.
"Sehr einfallsreich", erwiderte ich. Langsam fuhren meine Augen ihren Körper hinauf. Versuchten herauszufinden, ob sie manipuliert wurde, das zu glauben.
"Ich kann Ihnen beweisen, dass ich ihn kannte! Kei trank jeden Morgen zum Frühstück einen Kaffee schwarz, mit zwei Stück Zucker und las Zeitung-"
"Das habe ich Ihnen ja zuvor erzählt", unterbrach ich meine Untersuchung und gleichzeitig ihre Aussage. Augenblicklich änderte sich ihr Ausdruck. Wurde hilfloser.
"Aber er tat das nie in seinem Arbeitszimmer. Normalerweise sass er in der Küche, mit Kazu!" Ich musterte sie skeptisch. Woher verfügte sie über diese Informationen!?
"Am liebsten mag er Kirschmarmelade auf sein Vollkornbrötchen, aber ohne Butter. Er findet, das verdirbt den Geschmack. Kei war immer der ordentlichere. In seinem Schlafzimmer funktioniert die Deckenlampe nicht, weshalb er immer zuerst die Nachttischlampe einschalten muss-"

Je weiter Miss Fujikawa sprach, desto stärker wurde das ungute Gefühl in meinem Magen. Neben meinen Aufgaben als Sekretärin und Chauffeuse, war ich nämlich auch für Keis Sicherheit zuständig. Konnte es sein, dass sie ein Stalker war? Jemand, den ich nicht bemerkt hatte? Der schon seit Jahren Infos über die Sano Brüder sammelte, aus welchem Grund auch immer?
"Sein bevorzugtes Parfüm heisst 'Le Mirage'. Er liebt es Kunst zu sammeln. Wenn er abends Zeit hat, kocht er gerne selbst. Seiner Meinung nach ist das beste, was er kochen kann, Gyudon-Donburi." Ich gab keine Reaktion von mir. Stalkern durfte man nicht das Gefühl geben, damit etwas zu erreichen. Also merkte ich mich die Farbe ihrer Aura. Dadurch, dass sie fast denselben Kupferrotton wie ihre Haare hatte, war es einfach. Verloren blickte sich die Grössere um.
"Sie können auch Dr. Asano fragen. Sie kennt mich bestimmt noch von früher!", flehte die Dunkeläugige.
"Das werde ich bei Gelegenheit mal tun", erwiderte ich kühl. Meine Kopfschmerzen meldeten sich pochend zurück.
"Ja bitte." Sogleich strahlte mir ein hoffnungsvolles Lächeln entgegen.
"Früher musste ich ab und zu mit ihren beiden Töchtern spielen. Was im Nachhinein gar nicht so schlimm war... Und Kei zündet jeden Abend vier Kerzen an und betet, bevor er schlafen geht." Ich liess mir meine Verwirrung nicht anmerken. Die Fakten, die sie von sich gab schienen so zufällig, dass ich nichts damit anzufangen wusste. Dazu hatte sie falsche Hoffnungen, wenn sie dachte, ich würde ihr deswegen ein Treffen mit Kei verschaffen.
"Eine schöne Gesichte haben Sie sich da zusammengereimt. Wenn Sie so viel über ihn wissen wollen, dann ist Ihnen bestimmt bekannt, dass Herr Sano ein sehr vorsichtiger Mensch ist. Und wie gesagt, nimmt er keine Privataudienzen an." Kurz schaute ich auf meine Uhr. Es war an der Zeit, Feierabend zu machen. Dazu spürte ich Keis Aura näherkommen.
"Wenn Sie mich jetzt entschuldigen. Ich habe noch Arbeit zu erledigen."

Forever him... // Hisoka ff HxHWo Geschichten leben. Entdecke jetzt