Kapitel 63

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"Bitte nach Ihnen", meinte Miko professionell, als sich die metallenen Türen vor uns öffneten. Im Lift stellte sie sich neben mich. Auch diesmal war er ziemlich voll, sodass ich neben ihr und Herrn Ikamura in die Ecke gedrängt stand. Während uns der Lift nach unten beförderte, schloss ich die Augen. Ich konnte einen Hauch von Keis Parfüm an Miko ausmachen. Sofort füllten die Bilder des USB Sticks mein inneres Auge. Mein Verlangen mit Kei sprechen zu müssen wurde nun vielmehr zu dem Bedürfnis, mich mit ihm zu unterhalten. Um den alten Zeiten willen. Um ihm zu sagen, dass ich sie nicht vergessen hatte. Der Druck verschwand um mich herum, wodurch ich meien Lider wieder öffnete. Wir waren im Erdgeschoss angekommen und der Aufzug leerte sich allmählich. Aufatmend trat auch ich aus dem Kasten. Als zweitletzte kam ich an dem Brunnen mit der eleganten Skulptur an.
"Ich dachte schon, Sie seien wieder auf eine Erkundungstour gegangen", bemerkte Miko leise, während sie an mir vorbeilief. Ich war wohl die einzige, die ihre Aussage gehört hatte. Aber sie war ja auch nur für mich bestimmt. Ein Grinsen konnte ich mir nicht verkneifen. Doch ihr Pokerface war perfekt. Als wäre ihr das komplett egal gewesen, falls es doch passiert wäre. Vor uns Gästen, breitete sie ihre Arme aus. Weswegen wir unseren Fokus auf die Braunhaarige legten. In wenigen Worten klärte sie uns über die momentane Firmenpolitik auf, wobei ein weiteres Mal eine Unmenge an Fragen auf die Angestellte niederprasselten. Doch auch diese meisterte sie mit Bravour. Beeindruckt nickte ich, während die Katzenäugige wortgewandt alle Angelegenheiten so beantwortete, wie sie es für recht hielt.

Die Führung endete in der Eingangshalle. Als geschlossene Gruppe traten wir aus dem abgesperrten Bereich wieder in den öffentlich zugänglichen. Die braunhaarige Sekretärin klatschte in die Hände, wodurch sie unser aller Aufmerksamkeit wieder auf sich zog.
"An dieser Stelle bleibt mir nur noch Ihnen herzlich für das Interesse an unserer Firma zu danken. Ich hoffe Sie waren mit der Führung zufrieden und haben die heutigen Einblicke genossen. Vielen Dank", sprach Miko mit ruhiger Stimme und verbeugte sich. Angenehmer Applaus erklang. Beeindruckt von dem ganzen Wissen, das sie uns in so kurzer Zeit vermittelt hatte, klatschte ich ebenfalls. Erst als er verebbte richtete sich die Angestellte wieder auf. In ihren Augen konnte ich lesen, dass sie froh war, es vorbei zu haben. Doch in ihrer Aura spiegelte sich absolut nichts wider. War absolut gleichmässig. Als erstes verabschiedeten sich die Rentner und auch einige Journalisten suchten das Weite. Ich blieb noch. Wenn ich es mit Keis persönlicher Sekretärin zu tun hatte, konnte sie mir bestimmt einen Termin bei ihm machen. Also wartete ich. Einige Reporter stellten noch Anschlussfragen, die Miko kurz und bündig erklärte.
"Wie hoch schätzen Sie die Qualität ihrer Angestellten?"
"Unsere Angestellten werden nach akademischem Werdegang, Berufserfahrung und Integrität gewählt. Dabei suchen wir nach Persönlichkeiten, die in unsere Firmenpolitik passen." Fleissig schrieben die Journalisten ihre Antwort nieder.

"Wie kommt es dann, dass Sie solch unfähige Praktikanten haben?", stichelte Ikamura weiter. Über das Gesicht der Sekretärin huschte ein Schatten an geladener Verärgerung.
"Der Praktikant, den Sie meinen, ist neu eingestellt und kennt die Abläufe nicht-" Ein Raunen ging durch die Gruppe. Auf Ikamuras Mund bildete sich ein zynisches Grinsen, als er ihre Antwort in Stichworten notierte.
"Jedoch-!", zog Miko die Aufmerksamkeit wieder auf sich.
"-ist er einer meiner direkten Untergebenen. Also trage ich die volle Verantwortung für sein Handeln." Alles an der Haltung der Braunhaarigen strotzte nur so an Selbstbewusstsein. Sie verhält sich so, wie ich immer sein wollte. Stark und schlagfertig. Nicht dass ich das nicht auch war. Aber bei ihr wirkte es so unglaublich natürlich.
"Sollten Sie sich dann nicht besser um ihn kümmern?", grinste der niederträchtige Glatzkopf. Und Ihnen die Chance verwehren, mehr 'informatives' über unsere Firma zu erfahren? Niemals!, bildete sich sogleich meine Antwort im Kopf. Doch Miko reagierte ganz anders.
"Womöglich haben Sie Recht. Also werde ich jetzt keine Fragen mehr beantworten und mich meiner Aufsichtspflicht widmen. Ich wünsche Ihnen einen schönen Abend." Einige Newsreporter warfen dem Haarlosen einen bösen Blick zu, da er sie um die Möglichkeit gebracht hatte, weitere Fragen zu stellen. Allmählich löste sich die Gruppe auf.
"Ach Herr Ikamura-", hielt sie den lästigsten von ihnen auf. Natürlich kehrte er sofort um. Kampfbereit den Notizblock gezückt war er bereit, jede Beleidigung aufzuschreiben, die ihm die hochrangige Angestellte der Myaguchi Corporation an den Kopf hauen könnte. Miko setzte ein kleines Lächeln auf. Es war schwierig, dessen Echtheit zu erraten. Aber meine Erfahrung sagte mir, dass es ein falsches war.
"Ihnen ist vorhin im Aufzug die Brieftasche heruntergefallen." Mit elegantem Hüftschwung verringerte sie die Distanz mit wenigen Schritten. Grummelnd murmelte er ein 'Danke', bevor er schnell zu seinen Kollegen aufschloss und das Gebäude verliess.

Forever him... // Hisoka ff HxHWo Geschichten leben. Entdecke jetzt