Kapitel 19

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In mir machte sich ein ganz schlechtes Gefühl breit. Die johlenden Massen um uns herum schienen sich genauso im Delirium zu befinden, wie der Mann, der mich gerade zu einem Kampf herausgefordert hatte. Mein Unbehagen versteckend drehte ich an meinem Ring und schaute zu Kichiro.
"Was denkst du darüber?" Ihm war das Unwohlsein an der Stirn abzulesen.
"Ich denke wir sollten verschwinden", murmelte er so leise, dass ich es gerade noch verstand. Ein kühler Schauer lief über meinen Rücken. Etwas fühlte sich ganz und gar falsch an. Obwohl es deutlich in der Luft lag, konnte ich es nicht greifen.
"Ich werde nicht antreten!", verkündete ich, sah dabei aber eher Ishimoto als meinen potenziellen Gegner an. Fast schon fanatisch leckte sich die Blauhaarige über die Lippen.
"Verschwinde", befahl sie dem Mann. Als er es tat, wandte sie sich wieder an mich.
"Ich werde dich hochbringen." Wo es vorhin noch unglaublich schwer war, uns entgegen dem Strom zum Eingang vorzudrücken, machten die Leute für Ishimoto Platz, als würde sie andere wie ein Magnet abstossen. So dauerte es nicht lange, bis wir wieder oben auf dem Trainingsgelände standen.
"Ich muss noch kurz etwas aus meinem Büro holen..." Um nicht von der Menschenmasse verschlungen und wieder nach unten gezogen zu werden, folgte ich ihr auf Schritt und Tritt. In ihrem Office wühlte sie einige Schränke durch. Seufzend kratzte sie sich am Kopf, da sie offensichtlich nicht fand, wonach sie suchte. Ihre Augen starr auf einen Aktenordner gerichtet, lag ihr Fokus komplett darauf.

Langsam, wie eine fast unsichtbare Schicht, kroch Nen an meinem Körper hoch. Aber ich merkte es schon, als es von meinen Schuhen auf die Hose übergriff. Augenblicklich schützte ich meinen Körper mit Ten.
"Interessant", murmelte Ishimoto. Das Nen verschwand und sie drehte sich zu mir zurück.
"Ich versuche schon die ganze Zeit, Sie zu manipulieren. Aber es funktioniert nicht. Selbst wenn Sie Ihre Aura mit Zetsu unterdrücken habe ich keine Chance, ihren Verstand zu kontrollieren." Überrumpelt von diesem Geständnis schaute ich sie an. Kichiro machte sich sofort unauffällig bereit, für mich zu kämpfen. Mit einer kleinen Handbewegung hielt ich ihn davon ab.
"Was meinen Sie..."
"Genau das was ich gesagt habe. Mein Nen wirkt auf die meisten Menschen, ohne dass diese überhaupt etwas davon mitbekommen. Bisher konnten sich nur wenige dagegen behaupten, darunter Joben und Hajime. Aber bei Ihnen geht es eine Stufe weiter... Als würde ihre Aura sie selbst im Inneren ihres Körpers beschützen."
"Sie wollten mich dazu manipulieren zu kämpfen", stellte ich fest. Alle meine Sinne geschärft würde ich es nicht verpassen, wenn sie mich erneut zu manipulieren versuchte.
"Exakt. Seit Sie einen Schritt in mein Studio gemacht haben..." Sekptisch zog ich eine Augenbraue in die Höhe.
"Machen Sie das mit allen?" Ishimoto lächelte und nickte. Anscheinend machte es ihr absolut nichts aus, vor mir ihre Pläne zu enthüllen.
"Was passiert mit Leuten, die manipuliert werden?" Die Blauhaarige setzte sich hinter den Schreibtisch und deutete auf einen Stuhl. Nachdem ich mit Gyō sichergestellt hatte, dass es keine Falle war, setzte ich mich.

"Sie treten in der Arena unten an. Wenn sie gewinnen, kommen sie immer wieder. Verwetten ihr Geld auf Sieg und Niederlage. Wenn sie verlieren... dann kümmern wir uns um ein anständiges Grab", erklärte sie mit einem Lächeln, das in mir die Vermutung anregte, dass Ishimoto Menschenleben nicht viel bedeuteten. Dennoch wollte ich ihr weiter auf den Zahn fühlen. Irgendetwas führte sie im Schilde. Und ich würde noch aus ihr herauskitzeln, was es war.
"Hat schon jemand gekämpft ohne manipuliert zu werden?" Die Blauhaarige legte den Kopf schief.
"Natürlich. Und alle haben gewonnen, weil sie ihr Nen richtig einzusetzen wussten. Ich habe sie dann natürlich alle in richtigen Arenen antreten lassen!" Dann wurde die Frau, die vor Jins Kampf ihr Leben verlor also wenigstens nicht dazu manipuliert. Nickend liess ich das auf mich wirken. Wachsam beobachtete Kichiro alle ihre Bewegungen.
"Was ist Ihre Fähigkeit?", wollte ich mit neutralem Gesichtsausdruck wissen. Ishimotos Lächeln wurde breiter. Normalerweise würde ich es damit erklären, dass sie sich überlegen fühlte. Aber so schätzte ich sie nicht ein.
"Ich manipuliere Menschen zur Sucht und kann damit Aggressionen auslösen", erklärte sie mir ohne mit der Wimper zu zucken.
"Wäre es dann nicht besser, eine solche Fähigkeit geheim zu halten?" Kichernd notierte sie sich etwas auf einem Formular.
"Mein Einfluss steigert sich exponentiell, sobald jemand von meiner Kraft erfährt." Unbeeindruckt schaute ich sie an. Denn sie versuchte ein weiteres Mal ihre Aura auf mich auszuweiten. Auch wenn es diesmal ein wenig mehr meines Nens beanspruchte, war es leicht, sie abzuwehren. Die pinken Lippen verzogen sich in ein fröhliches Lachen.
"Ich würde Ihnen gerne einen Job anbieten-"
"Ich werde nicht kämpfen!", wies ich sie sofort ab und erhob mich. Ishimoto lachte und sortierte einige Blätter.
"Das müssen Sie nicht. Sorgen Sie für ein wenig Ordnung im Trainingsbereich und ich stelle Sie ein. Natürlich werden Sie entsprechend entlohnt." Auffordernd musterten mich die blauen Augen. Einen Moment liess ich mir das Angebot durch den Kopf gehen.
"Wenn Sie ihre Versuche einstellen, mich manipulieren zu wollen, dann überlege ich es mir", stimmte ich unter der Bedingung zu.
"Grossartig. Ihr Aufgabenbereich wird es sein, die Kunden hin und wieder zu beruhigen. Ich kann... sehr überzeugend sein." Freudig tippte sie auf ihrem Computer herum. Nach einem heftigen Drücken der Enter-Taste, fixierten mich ihre Augen wieder. Knarrend spuckte der alte Drucker in der Ecke ein paar Papiere heraus. Ohne danach zu schauen, griff sie es und hielt mir das Bündel mitsamt eines Stiftes unter die Nase.
"Bitte unterschreiben!"

Forever him... // Hisoka ff HxHWo Geschichten leben. Entdecke jetzt