Kapitel 25

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Ich schenkte dem Zwilling ein leichtes Lächeln.
"Warum wundert dich das so plötzlich?" Riku befeuchtete seine Lippen und drehte sich um. Lehnte mit dem Rücken ans Geländer. Ich folgte seinem Blick. Suki und Jin standen nebeneinander an der Küchenablage und schnitten Gemüse. Lachend versuchten sie sich die Kartoffeln aus den Händen zu schnappen, wenn sie nach neuen griffen.
"Ich kenne Suki mein ganzes Leben. So glücklich wie jetzt, war sie noch nie... Jin macht sie glücklich-" Er unterbrach seinen Monolog. Betrachtet den Uniformierten dabei, wie er seine Schwester von hinten umarmte und seinen Kopf in ihrer Halsbeuge vergrub, während sie sich vor Lachen kaum aufrecht halten konnte.
"Du hast mir alles über dich erzählt. Aber von Jin weiss ich nichts." Es ist nicht gerade nichts. Seit wir zusammen in der Himmelsarena angekommen sind, kennen wir die Zwillinge. Sie haben den Jin kennengelernt, der er sein wollte. So wie er ist. Stark und intelligent. Fürsorglich. Riku zog ein letztes Mal von seiner Zigarette, bevor er sie achtlos vom Balkon schmiss. 
"Meint er es ernst mit Suki?"
"Nun... ich kenne Jin nicht so lange, wie du deine Schwester. Aber er hat Jahre an meiner Seite verbracht. Mich beschützt. Sich um mich gesorgt... Auch er ist glücklich mit Suki. Er würde alles für sie tun! Da gibt es keine Zweifel. Ich habe ihn noch nie so ernst mit etwas erlebt, wie mit dieser Beziehung", versuchte ich meinen Freund zu beruhigen. Dieser nickte.

Beinahe eingefroren informierte ich ihn, dass ich kurz meine Jacke holen und dann gleich zurückkehren würde. Als ich es tat, knabberte der Kurzhaarige unruhig an seinen Fingernägeln herum. Kaum hatte ich die Balkontür hinter mir zugeschoben, damit die Eiseskälte nicht ins Innere des Appartements drang, ergriff Riku das Wort.
"Suki hat das Gefühl, dass Jin ihr etwas verschweigt. Aber sie will ihn nicht dazu zwingen es ihr zu sagen. So ist sie einfach nicht." Das musste ich Jin sagen! Es ist genauso wie damals, als er ihre Annäherungsversuche ignorierte um ihre Gefühle nicht zu verletzen und damit genau das getan hat.
"Weisst du etwas darüber?"
"Auch wenn ich etwas wüsste, gehört meine Loyalität Jin!", antwortete ich ehrlich aber bestimmt.
"Trotzdem kann ich dir sagen, dass das was er verschweigt eher so wie das mit den Tattoos ist. An sich nichts schlimmes, aber Jin hat Angst vor ihrer Reaktion-"
"Welche Tattoos?" Überrascht zog ich eine Augenbraue in die Höhe. Also hatte ihm Suki nichts davon erzählt. Ich schüttelte ein wenig den Kopf, um mich auf das wesentliche zurückzufokussieren.
"Jin hat Tattoos", erklärte ich, was er nur verwirrt zur Kenntnis nahm.
"Ich mache mir ganz ehrlich keine Sorgen, um die Zwei. Mit ihren Persönlichkeiten und Fähigkeiten denke ich nicht, dass es je Probleme bei ihnen geben wird."
"Geheimnistuerei war noch nie gut! Ich mag Jin... Er ist ein guter Kerl. Kümmert sich gut um meine Schwester. Aber er verbaut sich so seine Zukunft... Ihre gemeinsame Zukunft!" Nickend gab ich ihm Recht.
"Ich werde mit ihm reden", versprach ich.

Wie durch einen deprimierenden Schleier beobachteten wir das Traumpaar. Doch auch wenn mein Leben ganz anders aussah, stimmte es mich fröhlich, die beiden so zu sehen. Tief einatmend legte ich den Kopf in den Nacken. Das Licht aus dem Wohnzimmer erleuchtete die weissen Flocken, die ruhig zu Boden segelten. Geniesserisch schloss ich die Augen, während Schnee auf mich fiel und kalte Spuren auf meinem Gesicht hinterliess. Entspannt öffnete ich meine Lider. Dachte an den attraktiven Rothaarigen. Ob es in York New jetzt auch schneit? Ein kleines Licht flackerte neben mir auf. Riku steckte sich eine Kippe an.
"Ich weiss...", murmelte er kaum hörbar, obwohl ich nichts dazu sagen wollte. Wir waren beide alt genug, um Entscheidungen für uns selbst zu treffen. Trotzdem verhielt er sich nicht so, wie er es sonst tun würde. Immerhin war Weihnachten. Sonst war der Kurzhaarige immer unglaublich aufgedreht. Rannte von einer Person zur nächsten. Fragte nach Geschenken und Keksen.
"Beschäftigt dich noch etwas?", wollte ich mit schief gelegtem Kopf wissen. Er schluckte hart und drehte sich der dunklen Aussenwelt zu. Doch der kleine Lichtschimmer seiner Zigarette reichte, um die Tränen in seinen Augen glitzern zu lassen. Ich schob mich am Geländer entlang, bis wir Schulter an Schulter nebeneinander standen. So war ich einfach nur an seiner Seite und starrte mit ihm in die Weite, die sich langsam in angenehmem Weiss färbte. Immer wieder wollte der Zwilling an seiner Kippe ziehen. Doch noch bevor sie seine Lippen berührte, stoppte er und liess sie wieder sinken.
"Scheiss Ding!", fluchte er wütend. Warf sie in den Garten. Schaute weg, um die Flüssigkeit aus seinen Augen zu blinzeln. Ich schlang eine Hand unter seinem abgestützten Arm hindurch und führte meine Hand zu seiner. Behutsam verschränkte ich seine kalten Finger in meinen. Auch meine andere Hand legte ich auf seine. Dennoch sagte ich nichts. Es gab auch nichts, das ihn jetzt aufheitern könnte. Vor allem da ich keine Ahnung hatte, worum es ging.

Forever him... // Hisoka ff HxHWo Geschichten leben. Entdecke jetzt