Kapitel 22

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Je kälter es draussen wurde, desto stärker machten sich die nahenden Weihnachtstage bemerkbar. Läden dekorierten ihre Schaufenster, auf den Strassen wurden Glühwein und Gebäck verkauft und von überall dröhnten dieselben zwei Weihnachtslieder. Ich hatte den Vertrag unterschrieben und bei Ishimoto die Arbeit angetreten. Obwohl sie mir das Du angeboten hatte, nannte ich sie nur selten beim Vornamen. Hisoka hatte Recht. Nachdem sie mir den Job aufgeschwatzt hatte, kam sie mit allerlei Dingen um die Ecke, wollte mich für eine Demonstration gegen einen Politiker anwerben, mir eine Kuckucksuhr verkaufen oder mich überzeugen, einer Sekte beizutreten. Dabei nahm sie es mir aber nie Übel, wenn ich ablehnte. Als ob sie nur wissen wollte, wie stur mein Verstand war. Neben dem Beruhigen von Kunden, wie sie es gerne nannte, sorgte ich im Trainingsbereich für Ordnung. Mit Joben hatte ich mich schnell angefreundet. Auch wenn es gewöhnungsbedürftig war, seinem Brüllen zuzuhören, verstanden wir uns gut. Hajime und ich hingegen wurden nicht so richtig warm. Allem Anschein nach juckte es sie aber auch überhaupt nicht. Nach der Arbeit verbrachte ich meine Zeit damit, die Schaufenster zu betrachten und den Menschen bei ihren Einkäufen zuzusehen. Mit Kichiro machte ich mir manchmal einen Spass daraus, eine Geschichte zu den Leuten zu erfinden. Bei diesen abendlichen Spaziergängen lief ich auch selbst mal durch die Shops und Stände, suchte nach passenden Weihnachtsgeschenke für meine Freunde. Ich musste mich nicht beeilen, nach Hause zu kommen. Hisoka war immer mal wieder über längere Zeit mit der Troupe unterwegs. Meistens wenn er dann endlich zurückkehrte, redete er kein Wort über das Geschehene, sodass ich ihn nur mit meinen alltäglichen Geschichten langweilen konnte. Ab und zu war er verletzt, liess sich jedoch nie von mir behandeln. Aber auch wenn wir uns nur anschwiegen, versuchte ich unser Zusammensein zu geniessen. Denn häufig dauerte dies nicht lange. Manchmal wachte ich alleine auf. Je nachdem ob seine Bettseite noch warm war konnte ich erahnen, wie lange er bereits weg war. Wenigstens hinterliess mir der Rothaarige eine kurze Nachricht. Wenn mir langweilig war, rief ich meine Freunde an, traf Jin in der Paralleldimension oder videochattete mit Suki.

"Hast du gewusst, dass er Tattoos hat?", gluckste sie geheimnisvoll. Ich lachte leise.
"Vielleicht-"
"Und du hast mir das nie gesagt!?", kreischte sie gespielt hysterisch und verfiel in einen Lachanfall.
"Stirb bitte nicht", hörte ich Jin aus dem Hintergrund reden. Ich vermisste sie schrecklich. Die beiden befanden sich gerade in Jins Wohnung. Während er kochte, unterhielt die Zwillingsschwester mich. Dennoch erwichte ich sie hin und wieder, wenn sie Jin verliebte Blicke zuwarf.
"Warum sollte ich? Ist doch besser, wenn du alleine auf Entdeckungsreise gehst", zwinkerte ich dreckig.
"YORI!", lachte Suki verlegen. Sofort stürzte Jin herbei.
"Ist etwas passiert?" Seine besorgte Miene liess mich laut auflachen, während seine Freundin im Erdboden versinken wollte. Ich kriegte mich fast nicht wieder ein, weshalb der Schwarzhaarige noch stärker Wissen wollte, worum es ging. Erst als Suki den verbrannten Duft bemängelte, rannte Jin panisch in die Küche zurück. Jetzt war es um mich geschehen. Ich lachte so fest, dass mir der Bauch schmerzte und Tränen in die Augen traten.
"Hisoka hat dich ganz schön versaut..." Ihr Nuscheln konnte ich trotz meines Lachens ganz genau verstehen. Der Koch kehrte zurück und liess sich seufzend neben Suki aufs Sofa fallen. Auch jetzt gerade trug er nur ein T-Shirt.
"Warte nur bis du siehst, was darunter ist", grinste ich in Anspielung auf Jins Sixpack und wackelte mit den Augenbrauen. Die Kleinere errötete auf der Stelle. Aber mein bester Freund verstand nichts davon.

"Themawechsel... Kommst du zu Weihnachten?" Mit grossen Kulleraugen schauten mir die violetten Iriden aus dem Bildschirm entgegen. Ich biss mir auf die Lippen und sah den Schwarzhaarigen an. Er hatte seinen Kopf auf Sukis Schulter gelegt. Und sieht glücklich aus...
"Ich werde versuchen, Hisoka zu überreden!", stimmte ich schliesslich zu. Mit einem breiten Grinsen blickten die beiden sich triumphierend an.
"Du kannst bei mir übernachten und für alles andere werden wir sorgen. Hauptsache du kommst", meldete sich der Ältere.
"Und übrigens bestellen wir jetzt Pizza. Mir ist das Essen angebrannt!" Damit verschwand er auch schon wieder aus dem Bild.
"Wo ist Hisoka?"
"Darüber will ich nicht reden!", grummelte ich und legte den Kopf in den Nacken.
"Er arbeitet viel zu viel...", murrte meine Freundin auf der anderen Seite der Leitung. Wenn sie wüsste!?
"Naja, dann will ich euch nicht länger aufhalten. Ich wünsche euch einen schönen Abend", verabschiedete ich mich und legte nach den paar üblichen Floskeln auf.

Forever him... // Hisoka ff HxHWo Geschichten leben. Entdecke jetzt