Kapitel 56

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Die blonde Spinne war noch nicht ganz aus meinem Sichtfeld verschwunden, da vibrierte mein Telefon.
"Was soll das heissen, du kommst nicht zurück!", wütete mein Verlobter sogleich aus dem Lautsprecher. Augenverdrehend seufzte ich. Was hatte ich denn erwartet.
"Es ist etwas vorgefallen. Unsere Freunde brauchen mich", informierte ich ihn. Meine Augen schweiften über das rege Treiben des frühen Abends. Von Männern in Anzügen bis Kinder in bunten Kostümen war alles vertreten.
"Ich brauche dich auch", maulte der Zauberer ungeduldig.
"Hisoka!" Mit ernster Stimme wies ich ihn zurecht, dass ich gerade keine Lust zu Spassen hatte.
"Was ist denn passiert?"
"Kann ich dir nicht sagen-"
"Akane, keine Geheimnisse!" Er war also alleine. Ansonsten würde er mich nicht mit meinem Namen ansprechen. Ich zögerte.
"Kann ich es dir erzählen, wenn ich zurück bin?"
"Kommt darauf an, wie lange du gedenkst zu bleiben!" In Momenten wie diesen, kam seine kontrollsüchtige Seite zum Vorschein, was mir absolut gar nicht gefiel.
"So lange es halt braucht!", zischte ich zurück.
"Und halte dich zurück, mir Sachen befehlen zu wollen! Ich liebe dich, aber ich werde mich nicht mehr von dir herumschubsen lassen!", fauchte ich in den Apparat. Auf der anderen Seite blieb es still. Genervt atmete ich laut ein. Wollte er mich mit der kindischen Schweige-Taktik aus der Reserve locken?
"Hisoka-"
"Bis dann." Gleich darauf erklang das nervige Piepen in der Leitung. Verständnislos starrte ich mein Handy an. Ich hasste es, wenn wir uns stritten. Aber jetzt gerade konnte ich es übrhaupt nicht ausstehen. Zweifel machten sich in meinem Kopf breit. Wollte ich den Rest meines Lebens wirklich mit jemandem verbringen, der mich in schlechten Zeiten nicht unterstützen konnte? Nein... Am Können liegt es nicht. Er WILL mich nicht unterstützen. Obwohl diese Zweifel tiefer gingen, hatte ich ihre Antwort schnell gefunden. Ich wollte bei ihm bleiben. Durch Kommunikation liess sich auch vieles Lösen. Ich wäre auch schön bescheuert, wenn ich das alles wegen einer Kleinigkeit wie dieser wegwerfen würde. Die Frage war nur, ob der Magier mit sich reden liess. Also versuchte ich mein Glück mit einem weiteren Anruf.

"Hm?", meldete sich mein Verlobter verärgert.
"Bist du jetzt wütend auf mich?" Mit Absicht legte ich einen Hauch an Trauer in meine Stimme. Wenn er mir schon ein schlechtes Gewissen machte, sollte er auch nicht ohne eines davonkommen. Ich hörte den Rothaarigen laut ausatmen.
"Nein... Ich dachte nur, wir könnten den Abend in Ruhe zusammen verbringen."
"Tut mir leid", erwiderte ich. Diesmal ehrlich zerknirscht.
"Schon gut", kam seine brummende Antwort. Langsam setzte ich mich wieder in Bewegung. Um diese Zeit würde es einige Minuten dauern, bis ich einen ruhigen Platz gefunden hatte, um mich zurückzuteleportieren.
"Also, wann kommst du zurück?"
"Ich habe wirklich nicht vor, lange zu bleiben. Morgen oder Übermorgen bin ich wieder da. Versprochen!" Ich sah kurz nach rechts und links. Doch auf beiden Seiten schienen gleich viele Menschen zu sein. Also entschied ich mich nach links zu gehen, da ich schon auf dieser Strassenseite war.
"Macht es dir etwas aus, wenn ich Fuyume einlade?"
"Wohin?"
"In das Restaurant, in welches ich dich ausführen wollte." Er wollte mich in ein Restaurant ausführen und damit überraschen!? Manchmal konnte der Rothaarige schon romantisch sein.
"Nein, ich habe nichts dagegen... Richte ihr einen lieben Gruss aus und eine Entschuldigung, dass ich so plötzlich abgezischt bin."
"Werde ich. Aber du schuldest mir etwas!" Augenblicklich blieb ich stehen. Jemand prallte von hinten in mich und beschimpfte mich. Doch ich ignorierte ihn. Ich hatte schon gedacht, ohne so etwas davonzukommen. Aber da hatte ich wohl falsch gelegen.
"Was willst du..."
"Die totale Kontrolle über dich! Du wirst alles tun, was ich dir befehle! Einen ganzen Tag lang!" Während er das sagte, vernahm ich den lüsternen Unterton seiner Stimme, welcher mich so unglaublich anturnte. Vor meinem inneren Auge bildete sich der Magier ab, welcher mir mit dreckigem Grinsen entgegenstrahlte.
"Eine Stunde!", versuchte ich zu verhandeln. Denn 24 Stunden konnten unter Hisokas Befehlen ganz schön lange sein. Und ich wusste nicht, ob mein Körper das aushalten würde.
"Einen Abend", forderte der Zauberer.
"Einverstanden", gab ich mich geschlagen.

Forever him... // Hisoka ff HxHWo Geschichten leben. Entdecke jetzt