Kapitel 42

74 13 5
                                    

Gelangweilt lag ich auf dem Sofa in Jins Appartement und vegetierte vor mich hin. Im Fernseher lief irgendeine alte Serie, der ich nur halbwegs zuhörte. Denn eigentlich waren meine Gedanken ganz woanders. Immer wieder zeigte mein inneres Auge die Bilder unseres letzten gemeinsamen Abends. Wie Hisoka mich angesehen hatte. Welche Worte er wählte und wie speziell er mich fühlen liess. Wie er auf ein Knie gesunken war und mir einen Antrag machte. Mit einem breiten Lächeln betrachtete ich den Ring an meinem Finger. Er ergänzte Kichiros Bezugsort nur zu gut. Dem Kleinen hatte ich natürlich verboten, sich mit seiner grösseren Version zu synchronisieren, bevor ich es ihm erzählt hatte. Ich wollte es ihm selbst sagen. Schliesslich war er mein bester Freund. Zuerst musste ich aber warten, bis er zurückkam. Heute schrieb er seine letzte Prüfung für dieses Semester. Auch wenn er ziemlich nervös war, machte ich mir absolut keine Sorgen darüber, ob er es schaffte. Der Abspann erschien auf dem Bildschirm. Seufzend liess ich mich zur Seite fallen und breitete mich aus. Meinen Arm nach oben ausgestreckt, fingen meine augen den Verlobungsring erneut ein. Wiederum konnte ich mir ein dummes Grinsen nicht verkneifen. Je mehr Zeit ich mit dem Rothaarigen verbrachte, desto mehr Seiten lernte ich kennen und desto mehr verfiel ich seinem Charme. Er konnte unglaublich süss sein. Auch wenn es der Magier kaum zum Ausdruck brachte, wenn wir mit anderen unterwegs waren, zeigte er es mir alleine umso stärker. Ich vermisste seine Umarmung. Einen kurzen Moment verschwendete ich daran, zu überlegen ob ich ihn anrufen sollte. Aber der Zauberer hatte mir klar gemacht, dass sie in die kritische Phase übergegangen waren und ich auf seine Nachricht warten sollte.

Klickend drehte sich ein Schlüssel im Schloss. Augenblicklich sprang ich auf. Ich freute mich jetzt schon auf Jins Gesicht. Doch anders als erwartet, trat Suki herein. In einen schicken Mantel gehüllt, zog sie ihre Boots aus. Erst dann bemerkte sie mich.
"Yori", rief sie erfreut. Schnell hängte sie ihre Jacke an einen Kleiderbügel. Danach schloss sie mich in ihre Arme.
"Schön, dass du zurück bist. Ich wollte Jin überraschen. Er hat heute ja seine letzte Prüfung", grinste sie und löste sich aufgeregt von mir.
"Ich habe sogar Erdbeertorte besorgt. Wenn ich gewusst hätte, dass du auch kommst, hätte ich drei Stück gekauft..."
"Passt schon", lächelte ich. Während wir uns über die letzten Tage unterhielten, wobei ich ihr die freudigen Nachrichten noch nicht überbrachte, stellte sie die Süsspeisen in den Kühlschrank. Verlegen erzählte mir die Dunkelhaarige von ihrem letzten Date. Ich konnte mein Grinsen nicht zurückhalten, was sie nur noch stärker erröten liess.
"Was gibts bei dir neues? Wie war es mit deinem Schatz?", wollte Suki wissen, als sie ihren Monolog beendet hatte.
"Schön, sehr schön. Ich-" Leer drehte sich ein Schlüssel im Schloss. Danach schwang die Tür auf.
"Hallo?", drang Jins überraschte Stimme zu uns hinein. Ich deutete der Süssen, dass sie vorgehen sollte. Das Lächeln auf ihrem Gesicht zeigte mir alles. Die beiden liebten sich wirklich.
"Was machst du denn hier, mein Sonnenschein", hörte ich meinen Sensei. Ich folgte seiner Freundin. Als seine Augen mich einfingen, färbten sich seine Wangen in einem Rotschimmer. Schelmisch grinsend stellte ich wortlos klar, dass ich den Kosenamen sehr wohl gehört hatte.

Als wir uns an den Tisch setzten, sprach mein bester Freund zuerst einmal über seinen Test, der wohl besser gelaufen war als angenommen. Suki und ich warfen uns einen wissenden Blick zu. Denn das hatten wir beide schon geahnt.
"Ich habe euch auch noch etwas zu erzählen", meldete ich mich zu Wort, nachdem der Schwarzhaarige zu Ende geredet hatte. Interessiert lagen sogleich zwei Augenpaare auf mir. Nervös legte ich meine Hände auf den Tisch, damit die beiden sie sehen konnten.
"Hisoka hat mir einen Antrag gemacht", liess ich die Bombe platzen, da ich nicht wusste, wie ich es sonst hätte umschreiben sollen. Suki sprang quietschend auf und rannte um das Möbelstück um mich in den Arm zu nehmen. Ihr Freund hingegen starrte mich nur mit grossen Augen an. Während ich in der Umarmung der Süssen gefangen war, zogen sich Jins Mundwinkel nach und nach weiter nach oben.
"Ich habe es schon immer gewusst, dass ihr zusammengehört", grinste er in einer frechen Miene, die ich seinem jugendlichen Selbst zuordnete. Auch ich strahlte ihm entgegen.
"Hast nicht genau DU Yori von Hisoka fernhalten wollen?" Mit zusammengekniffenen Augen starrte die Dunkelhaarige ihm entgegen. Vergnügt legte dieser den Kopf schief.
"Mal davon abgesehen." Zwinkernd erhob sich der Ältere nun ebenfalls. Ich wusste genau, dass das Zwinkern mir galt. Und der Andeutung meines vergangenes Lebens. Gleich darauf wurde ich von ihnen beiden durchgeknuddelt.
"Ich bin stolz auf Euch, Meister", flüsterte mir der Uniformierte ins Ohr und drückte mich fest an sich.
"Ich bin auch stolz auf dich Kleiner!" Den Rest des Nachmittages verbrachte ich damit, ihnen bis ins kleinste Detail zu erzählen, wie es dazu gekommen war. Natürlich liess ich die Bedingungen mit der Troupe und unser Techtelmechtel danach aus meiner Erzählung komplett weg. Trotzdem hing mir das knuffige Paar gebannt an meinen Lippen. Immer wieder stupste Suki ihn kichernd in die Seite, als wollte sie andeuten, dass er diesen Fakt ebenso tun soll. Als ich jedoch zu Ende gesprochen hatte, schlang er seinen Arm um die Dunkelhaarige und zog sie sanft an sich.
"Nein, nein! Wenn ich dir einen Antrag mache, dann plane ich es bis ins kleinste Detail. Für dich soll alles perfekt sein!" Sie sahen sich in die Augen und ich konnte den Funkenschauer klar spüren. Hier hatten sich zwei gefunden, die füreinander geschaffen waren. Suki lief rot an und wandte schliesslich den Kopf ab. Jins Blick landete kurz auf seiner Armbanduhr.
"Wir sollten langsam los", hauchte er leise, wodurch seine Freundin erzitterte.
"Ich habe in einem Restaurant reserviert. Damit wir die beendigung meiner Prüfungsphase feiern können." Ich nickte verständnisvoll und stand auf.
"Für zwei...", fügte er an.
"Das habe ich mir schon gedacht. Ich wollte gehen-", erklärte ich mich, wurde jedoch von dem Schwarzhaarigen unterbrochen.
"Du kannst hier bleiben. Das Gästezimmer steht dir immer offen." Laut einatmend nickte ich.
"Okay, dann bleibe ich. Aber lasst euch nicht abhalten. Nun geht schon!", scheuchte ich die beiden zum Ausgang.
"Gratuliere nochmals", zwinkerte Suki, bevor sie sich an ihrem Liebhaber unterhakte und mit ihm in den Lift trat.

Forever him... // Hisoka ff HxHWo Geschichten leben. Entdecke jetzt