🧑🏻‍🦳Kapitel 83💍

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"Können wir los? Riku wartet schon", rief mir Suki von der Eingangstür entgegen. Ich sah mich im Spiegel an und richtete meine Haare nochmals, bevor ich die Mütze aufsetzte. Tief atmete ich ein und zog die Jacke meiner Uniform gerade. Dabei versuchte ich das Zittern meiner Hände so gut es ging zu ignorieren. Da ich ihr keine Antwort gegeben hatte, kam die Dunkelhaarige ins Badezimmer. Einen Arm um mich geschlungen und den Kopf an meiner Schulter angelehnt, lächelte mir ihr Spiegelbild entgegen.
"Du siehst gut aus! Meine Eltern werden dich mögen", lächelte sie sanft. Ich drückte ihr einen kurzen Kuss auf den Schopf. Aber mein Herz klopfte noch immer hart gegen meine Brust. Denn leider hatten ihre Worte nicht die gewünschte Beruhigende Wirkung.
"Und jetzt komm. Wir sollten langsam wirklich los!" Gut gelaunt hüpfte meine Freundin aus dem Raum. Ich packte Deodorant und Zahnbürste noch ein und verstaute sie in meinem Koffer. Einen letzten Blick liess ich durch das Hotelzimmer schweifen. Obwohl wir nur eine Nacht hier übernachtet hatten, da wir mit dem letzten Flug des Abends angekommen waren, wollte ich sichergehen, dass wir nichts vergessen hatten. Immerhin verlangten Hotels horrende Preise, wenn es um liegen gelassene Gegenstände ging.
"JIN!"
"Komme ja schon", erwiderte ich. Gleich darauf folgte ich der Süssen in den Gang. Nachdem wir die Schlüsselkarten des Zimmers abgegeben hatten, traten wir mit unserem Gepäck an die frische Luft. Es war warm und staubig. Die Sonne blendete mich. Nicht direkt. Vielmehr, da sie sich überall widerspiegelte. Suki ging zielstrebig voraus. Doch ich war noch nie hier, wodurch ich ihr ahnungslos folgte. Während wir uns dem abgemachten Treffpunkt näherten, machte sich die Nervosität in mir breit. Schliesslich lernte ich heute Sukis Eltern kennen.

Riku erriet ich an seiner Aura. Denn weder an dem Kleidungsstil, noch der Sprache hätte ich es sonst erkannt. Der Kleinere hatte nämlich, wie auch seine Zwillingsschwester, auf sein übliches Techwear-Outfit verzichtet und dafür etwas traditionelles angezogen. An sein Ohr hielt er ein Telefon, über welches er in seiner Muttersprache kommunizierte. Als er uns bemerkte, reckte er einen Finger in die Höhe. Die genauen Worte verstand ich zwar nicht, aber er schien das Gespräch schnell beenden zu wollen. Was mir ebenso auffiel war, dass er seinen Kopf auffallend oft zur Seite bewegte wenn er sprach. Dennoch schaffte er es noch, aufzulegen.
"Mama fragt schon, wo wir bleiben. Also habe ich ihr gesagt, dass wir noch im Stau stehen", grinste der Jüngere frech und umarmte seine Schwester zur Begrüssung.
"Hey Jin, na? Alles klar?", wandte er sich an mich.
"Etwas nervös bin ich schon", lachte ich verlegen.
"Ach musst du nicht sein! Wird schon alles gut laufen." Rikus positive Laune färbte langsam auf mich ab. Also setzte ich mich entspannter in den weissen Opel Astra F, nachdem wir fünf Minuten lang und mit all unseren Tetris-Kenntnissen versucht hatten unser Gepäck im Kofferraum zu verstauen. Schliesslich entschieden wir uns aber dazu, dass ich den Rücksitz mit Sukis Tasche teilen musste. Die Zwillinge nahmen vorne Platz. Alle angeschnallt fuhren wir los.

Als wir durch die Stadt tuckerten, fielen mir die Unterschiede zu den Orten auf, die ich bisher besucht hatte. Die holprigen Strassen in Kombination mit den alten Autos führte bloss dazu, dass ich den Gesprächen der Geschwister unmöglich folgen konnte. Deswegen entschied ich mich dazu, einfach nach draussen zu sehen. In den vielen Läden, die Kleider, Schmuck und Essen verkauften, sammelten sich viele Leute. Eine Strassenordnung schien es nicht wirklich zu geben. Menschen liefen bei Rot über die Strassen, wenn sie dachten, es käme kein Auto in ihre Richtung. Fahrzeuge reihten sich in lange Schlangen und überholten andere, die einfach an den Strassenseiten parkiert waren. Aber auch sonst war die kulturelle Divergenz enorm. Überall tummelten Frauen in farbenfrohen Gewändern und Herren mit Dastar. So erstaunte es mich auch nicht, als wir immer wieder an Tempeln vorbeifuhren. Auch wenn ich primär nach draussen schaute, spürte ich die Veränderung in Sukis Aura.

"Jin", machte sie laut auf sich aufmerksam.
"Ja?"
"Ehm... Wie du siehst, kommen wir aus einer Gegend wie dieser-", begann meine Freundin, redete aber nicht weiter.
"Du solltest wissen, dass ich das interessant finde. Das ist nichts, was du mir vorenthalten müsstest!" Ich sah, wie sich ein kleines Lächeln auf ihren Lippen bildete.
"Weiss ich doch-", lächelte sie.
"Aber Namen wie Riku und Suki sind hier nicht so verbreitet wie etwa in der Himmelsarena...", wieder stockte sie.
"Mein richtiger Name lautet Rajinder", begann Riku, brüllte den Rest des Satzes aber gegen den Lärm eines hupenden Fahrers vor uns. Seine violetten Augen fixierten mich kurz im Mittelspiegel.
"Und Sukis Rajsukh", fügte er an, nachdem seine Schwester lediglich auf ihre Hände starrte und nicht den Anschein machte, weitersprechen zu wollen.
"Wir haben uns dazu entschieden Spitznamen zu verwenden. Zum einen, weil es einfacher ist, als Leuten erklären zu müssen, wie man sie richtig schreibt oder ausspricht." Der Kurzhaarige setzte den Blinker und bog ab.
"Und weil ich meinen Namen nicht mag." Suki schluckte hart und blickte aus dem Fenster. Ich legte meine Hand an ihre Schulter.
"Ich finde, Rajsukh klingt schön", lächelte ich sie an. Meine Freundin lächelte zurück. Trotzdem sah ich einen Schimmer in ihren Augen. Also hatte es damit noch mehr auf sich, als sie gerade erzählen möchte. Aber nicht nur ihr Blick enthielt diesen matten Anschein. Denn auch ihr Zwilling schaute sie kurz mit diesem an, bevor er seine Augen wieder auf die Strasse richtete.

Forever him... // Hisoka ff HxHWo Geschichten leben. Entdecke jetzt