Kapitel 17

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"Ich muss jetzt gehen. Aber du kannst mich immer anrufen!", versicherte mir der Rothaarige. Da anscheinend alle Vorbereitungen abgeschlossen waren, kamen alle Spinnen zu diesem Treffen zusammen.
"Stört das nicht?" Ich blickte ihn aufmerksam an. Die Wunden in seinem Gesicht waren noch nicht richtig verheilt und Machi hatte sich auch nur dem schlimmsten angenommen. Ihre ach so tollen Nen-Fäden konnten jedoch seinen Arm nicht wieder instandsetzen, weshalb mir erlaubt wurde, da ein wenig nachzuhelfen. Ein Grinsen schlich sich in Hisokas Gesicht.
"Es ist viel zu lustig, sie zu stören." Mit einem Schritt stand er vor mir, nahm die Jacke aus meiner Hand und drückte einen Kuss auf meine Lippen. Ich erwiderte, doch seine Wärme verschwand schnell wieder. Vorsichtig strich ich ihm eine Strähne in die aufgestellten Haare.
"Pass auf dich auf", nuschelte ich, sah in die wunderschönen goldenen Augen, die ich bald wieder vermissen würde.
"Wann tue ich das nicht?"
"Immer! Darum sage ich es...", fügte ich an. Zögerlich öffnete ich den Mund. Ich liebe dich- Doch mein noch nicht angefangener Satz wurde von einer Hupe unterbrochen.
"Das wird Nobunaga sein. Wir sehen uns", zwinkerte der Magier und küsste mich nochmals. Dann war er gleich aus der Türe verschwunden. Sofort trat ich ans Fenster und sah mitan, wie der Zauberer über die Strasse lief und in einen schwarzen Wagen stieg.

Nachdem ich zuschaute, wie die beiden davondüsten, zog auch ich mir Ausgehkleider an. In einen dicken Mantel gekuschelt und bereits die Winterstiefel montiert, schloss ich die Wohnung hinter mir ab. Hisoka hatte mir den Ersatzschlüssel bereitgelegt, welcher gerade in meiner Jackentasche verschwand. Am liebsten würde ich ihn jetzt schon anrufen. Dennoch zügelte ich meinen Wunsch, seine Stimme zu hören. Unauffällig, wie jeder mit Nen in York New, spazierte Kichiro neben mir.
"Ich könnte dir wieder einen Körper erschaffen", redete ich eher zu mir selbst, als zu dem Jungen und betrachtete einen Winterpulli im Schaufenster einer Boutique.
"Ich muss sagen, eine physische Gestalt zu haben hat seine Vorteile...", antwortete der Kleine fachmännisch. Die Hände auf dem Rücken stand er wie ein alter Mann neben mir. Ich musste grinsen. Ich könnte aus ihm einen alten Knacker machen.
"Der würde dir stehen." Mit seinem transparenten Finger deutete er auf das Kleidungsstück, welches ich in Augenschein genommen hatte.
"Denke auch..." Ein letztes Mal stellte ich mich in der teuren Wolle vor.
"Aber ich brauche nicht noch mehr Pullis", seufzte ich und setzte mich wieder in Bewegung.
"Dein Kleiderschrank besteht aus Trainingskleidung und ein oder zwei Abendkleidern!", widersprach mein Begleiter mir.
"Trotzdem", zuckte ich die Schultern. Gemütlich sahen wir uns die Gegend an. Obwohl Kichiro unbedingt in ein Elektronikladen wollte, speiste ich ihn damit ab, dass ich auf der Suche nach Arbeit war. Stattdessen stand ich fünf Minuten vor einer Litfasssäule, auf welcher allerlei Plakate hingen. Dasjenige eines nahen Kampfstudios hatte es mir angetan. Der Reklame nach zu urteilen gaben sie Unterricht. Ich hoffte, dass ich auch einfach dort trainieren konnte, ohne dass sie mir ihren Kampfstil aufschwatzen wollten. Mit der Adresse im Navigationssystem meines Handys, liess ich mich durch die Strassen leiten. Die dunkle Gasse, in welche dieses mich führte, machte keinen sehr seriösen Eindruck. Auch wenn ich darüber nicht urteilen wollte, schienen die einzigen beiden Gestalten gerade mit Drogen zu dealen. Ich entschied mich dazu, sie komplett zu ignorieren. 
"Geh nach Hause", flüsterte ich Kichiro zu. Dieser befolgte meinen Befehl sofort und zog sich in den Ring zurück.

Mit klopfendem Herzen betrat ich das Dojo. Eine leise Klingel oberhalb der Tür verkündete meine Ankunft. Genau so verfallen, wie das Haus von aussen aussah, war der Empfangsbereich. Eine tätowierte Frau mit schwarz-grün gefärbten Haaren sass dahinter, liess ihren Kaugummi in Blasen platzen und feilte gelangweilt ihre Fingernägel.
"Guten Tag", lächelte ich aufgeregt.
"Tag", murrte sie. Während sie mit offenem Mund weiterkaute, musterte sie mich einmal von oben nach unten. Doch davon liess ich mich nicht beirren. Blieb weiterhin freundlich.
"Ich habe gesehen, dass sie Kurse anbieten... Kann man hier auch selbst trainieren?" Sie stoppte ihre Kaubewegung, als hätte ich sie gefragt, ob sie mich heiraten wollte. Aus ihrer Starre befreit, tippte sie lautstark auf dem Computer herum.
"Name?", fragte die Angestellte genervt.
"Fujikawa Yoriko"
"Geburstag?" Auch dieses nannte ich ihr ohne zu zögern.
"Nen-Typ?"
"Pardon?", fragte ich zurück, da ich nicht wusste, was sie mit dieser Frage bezwecken sollte.
"Dachte ich mir...", verdrehte sie die Augen und setzte dann eine spöttische Miene auf.
"Wir bieten nicht das, was sie wollen. Suchen sie sich ein Fitnessstudio!" Damit hatte sie mich abgehakt und kümmerte sich wieder um ihre Nägel. Da sie mich komplett ignorierte, zuckte ich die Schultern und wollte wieder gehen. Doch noch bevor ich die Tür in der Hand hatte, kam ein weiterer Kunde herein. Dieser ging ohne Worte am Empfang vorbei und verschaffte sich mit einem Schlüssel Zugang, zum Trainingsgelände. Auf mich achtete keiner, also folgte ich ihm und lief durch den Gang. Links waren die Garderoben für Männer und Frauen. Zu meiner Rechten liessen riesige Fenster den Blick in die Trainingshalle zu. Ich staunte nicht schlecht. Es herrschte reger Betrieb. Im Ring waren vier Boxer, die sich zu zweit duellierten. An den Gewichten tummelten sich Typen, die ich eher als Maschinen bezeichnen würde und an den Cardiogeräten strampelten sich die Leute die Beine ab. Begeistert beobachtete ich sie. Seit der Himmelsarena hatte mir das gefehlt. Denn nicht nur ihre Körper strotzten vor Kraft, auch ihre Auren wirkten stark und ausgereift.

Forever him... // Hisoka ff HxHWo Geschichten leben. Entdecke jetzt