Kapitel 38

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-Fool, Mickey Valen/ Felix Lean/ Anna Cotter

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~~~ Petokei ~~~

Kopfhörer auf den Ohren und lautstark mitsingend legte ich die Wäsche zusammen. Kazu war auf einer Tagung in York New City und vertrat dort allen stolzes die Myaguchi Corporation. Eigentlich war Onkel Kei dazu eingeladen worden. Aber er war viel zu paranoid, als dass er das Angebot angenommen hätte. Stattdessen war sein Bruder hingefahren. Natürlich erst nachdem er sich versichert hatte, dass es mir in dieser Zeit gut gehen würde. Deshalb wohnte ich in den zwei Wochen bei seinem nahesten Verwandten. Zu meiner Überraschung behandelten mich die beiden nicht wie eine Aussenstehende oder Bedienstete, sondern wie ein Familienmitglied. Wie eine Tochter. Obwohl die beiden vor meiner Ankunft ein Hausmädchen angestellt hatten, hatte ich ihnen angeboten, das zu übernehmen. So wie Kazu nun mal war, war er komplett dagegen. Doch nach einigem guten Zureden von Kei entschieden sie sich dazu, mir ein paar ihrer Aufgaben zu überlassen. Meine schulischen Kenntnisse waren bedürftig, weshalb ich keine öffentliche Schule besuchte, sondern Privatunterricht bekam. Vor allem Biologie hatte es mir angetan. Ich sog das Wissen auf wie ein Schwamm, sodass ich bald schon verstand, worüber sich die Brüder beim Mittagessen den Kopf zerbrachen. Wenn sie Zeit hatten, erklärten sie mir, wie menschliche Zellen und ihre Maschinen funktionierten. Fasziniert wollte ich immer mehr wissen. Arbeitete nach dem Unterricht freiwillig in ihrer Firma. Sammelte Daten und führte Experimente durch. Wenn ich aber nicht gerade meinen Wissensdurst stillte, dann verbrachte ich die Stunden mit Singen und Tanzen. Ich musste Kazu wortwörtlich anflehen, mich zu einem Poledance Schnupperkurs anmelden zu dürfen. Aber seither übte ich was das Zeug hielt. Damit konnte ich meinen Kopf frei kriegen. Fühlte mich wie in Trance. Fühlte mich lebendig. Fühlte mich frei.

Gut gelaunt stieg ich die Treppen hoch und lief mit dem Korb bis in Keis Schlafzimmer. Er war schon immer der ordentlichere Sano gewesen. Also wunderte es mich auch nicht, sein Bett schön gemacht vorzufinden. Leise sang ich 'Fool' von Mickey Valen vor mich hin. Gleichzeitig nahm ich seine Kleider von dem Stapel, den ich schlauerweise direkt in seine und meine aufgeteilt hatte. Vorsichtig legte ich sie auf der Kommode ab und hängte seine Hemden in den Schrank. Danach verräumte ich meine in dem Zimmer, welches ich in Keis Villa bewohnen durfte. Einen kurzen Blick warf ich auf die Uhr meines Weckers auf dem Nachttisch. Eigentlich müsste seine Besprechung jetzt fertig sein. Zur Sicherheit wartete ich noch fünf Minuten, bevor ich am Sitzungsraum klopfte. Ohne auf eine Antwort zu warten, trat ich ein. Doch anders als erwartet, waren seine Gesprächspartner noch da. Das erkannte ich an den vielen Stimmen.
"Darf ich Ihnen Kaffee bringen?", lächelte ich in die Runde. Aber dieses fiel, als ich den riesigen Bodyguard erkannte, der meinen Onkel am Kragen gepackt und halb von seinem Stuhl hochgezerrt hatte.
"Wo ist der Peto, Kei!", knurrte dieser. Hatte mich dabei noch nicht bemerkt. Stille kehrte im Raum ein. Alle verstummten. Starrten mich an. Kei warf dem Riesen einen mächtigen Blick zu. Sogleich fiel er bewusstlos zu Boden.
"Nein Natsumi. Bitte geh und unterbrich uns nicht nochmal!" Seiner Stimme konnte ich entnehmen, wie angespannt er gerade war. Meine Augen wanderten von ihm zu dem am Boden liegenden und zurück.
"Soll ich ihm ein Glas Wasser bringen?"
"NATSUMI! RAUS!" Es kam selten vor, dass Onkel Kei seine Fassung verlor. Aber wenn, dann machte er mir Angst. Wie versteinert konnte ich mich nicht mehr bewegen. Erst als er sich beruhigte, schaffte ich es. Augenblicklich nickte ich und schloss die Tür hinter mir. Mit klopfendem Herzen blieb ich davor stehen. Starrte das Holz an, das mir den Zugang zu Informationen versperrte. So tat ich etwas, das ich noch nie in meinem Leben gemacht hatte. So leise ich konnte, drückte ich mein Ohr dagegen.
"Wo ist der Peto Kei!?", forderte ein anderer zu wissen. Kurz wurde etwas gemurmelt, das ich nicht richtig verstand. Aber die Schritte hörte ich ganz klar. So schnell ich konnte, versuchte ich mich von dem Zimmer zu entfernen.

Forever him... // Hisoka ff HxHWo Geschichten leben. Entdecke jetzt