Kapitel 46

64 14 4
                                    

Meine Augen brannten. Obwohl ich sie geschlossen hielt, benetzte keine Flüssigkeit meine Sinnesorgane. Ich atmete durch meinen Mund, da der grässliche Gestank von Erbrochenem dadurch nicht so stark war. Das Gefühl meiner ausgetrockneten Zunge hatte ich verloren und es fühlte sich an, als ob Schaumstoff in meinem Mund war. Ich versuchte sie irgendwie wieder in Ordnung zu bringen. Plötzlich strahlte extrem helles Licht durch meine Augenlider, als hätte man mir eine Augenbinde abgenommen und liess mich jetzt geradewegs in die Sonne schauen. Zischend wandte ich meinen Kopf ab. Doch die Drehung war noch schlimmer, als alles zusammen. Es fühlte sich an, als rotierte mein ganzer Körper mit ungesunder Geschwindigkeit. Grummelnd machte sich mein Magen bemerkbar, bevor ich mich schwallartig übergab. Etwas dünnes zog sich über meiner Brust zusammen. Angeekelt versuchte ich, überhaupt nicht mehr durch die Nase einzuatmen. Aber durch den Mund stank es genau so. Gefangen in dem elendigen Gefühl, das durch meinen ganzen Körper schwappte und ihn unfähig machte, richtig zu funktionieren, bemerkte ich die Leute erst sehr spät, die sich in dem Raum befanden. Selbst die Position meiner Gliedmassen konnte ich nicht klar feststellen. Wo ich war, wusste ich nicht. Ebenso zogen die letzten Momente nur schwammig an meinem inneren Auge vorbei, das von der glühenden Aussenwelt gestört schien. Schmerz durchzuckte mich. Keuchend versuchte ich mich zusammenzurollen. Doch mein Oberkörper wurde von etwas zurückgehalten. Ebenso meine Arme und Beine. Langsam dämmerte es mir, dass ich gefesselt war. Ich atmete stockend.
"Das hat ja gedauert", murmelte eine Stimme, die nur verzerrt an mein Ohr drang. Es war unmöglich, die Augen zu öffnen. Es tat schon so unglaublich weh, sie geschlossen zu halten. Mit dem wenigen Funken Verstand, der mir durch den Zustand blieb, verfolgte ich die Aura, die sich mir annäherte.

Rücksichtslos rammte die Person eine weitere Nadel in meinen Arm und drückte ihren Inhalt in mich. Sogleich schoss Adrenalin durch meinen Körper. Brannte in meinen Adern. Mein Herz klopfte hart gegen meine Brust. Verstärkte den Schmerz um ein vielfaches. Gab mir so aber auch wieder ein wenig meiner Bewegungsfähigkeit zurück. Ich spürte erneut meinen Mageninhalt hochkommen. Schluckte ihn leer hinunter. Mit hängendem Kopf öffnete ich meine Augen um einen kleinen Schlitz. Zu meinen Füssen hockte jemand, den ich liebend gerne nie mehr gesehen hätte.
"Ich glaube, sie braucht noch eine", verkündete Machi überheblich. Gleich darauf stiess sie eine weitere Spritze in mich. Doch diesmal in den Oberschenkel. Ich betrachtete die durchsichtige Flüssigkeit in mir verschwinden. Die Pinkhaarige warf mir einen mitleidigen Blick zu.
"Tut mir leid", lächelte sie aufgesetzt.
"Was-", krächtzte ich, schrie aber auf, als sie das Röhrchen so abknickte, dass die Spitze abbrach und in mir stecken blieb. Ein zufriedenes Grinsen erschein auf ihrem Mund. Mit beiden Händen stützte sie sich auf dem Punkt ab, drückte so die Nadel noch tiefer in mich, und stand auf. Ich war wieder kurz davor mich zu übergeben, als sich der Effekt von Adrenalin in meinem Körper ausbreitete. Mein Herz raste in abnormalem Rhythmus. Hechelnd versuchte ich mich mental aus dieser Stresssituation herauszureden.
"Ich habe sie geweckt", redete sie in Richtung ihres Bosses, der mit einem Buch bewaffnet auf einem Trümmerhaufen sass.
"Habe ich gehört", murmelte er. Seinen Augenbewegungen zufolge, las er den Abschnitt noch fertig, bevor er das Buch laut zuklappte. Körperlich am Ende sah ich mich im Raum um. Die kahlen Betonwände kamen mir bedauerlicherweise bekannt vor. Ich war in derselben Halle, in welcher ich mich von Kasais Herrschaft befreit hatte. An eine Wand lehnte sich Feitan und starrte finster in meine Richtung. Eigentlich das perfekte Trio, um es Hisoka heimzuzahlen. Chrollo, der sich schon immer daran stört, dass der Rothaarige seine Befehle nicht befolgt. Feitan, der den Zauberer einfach grundlegend nicht ausstehen kann. Machi, die Bitch, die sich so dringend von ihm vögeln lassen will, dass ihr alles egal ist. Und dann gab es mich. Die Freundin ihres gemeinsamen Feindes. Perfekt um ein kleines bisschen Rache zu üben... Mittlerweile war ich mir absolut sicher, dass die Nachrichten gar nicht von Hisoka stammten. Ich hätte auf mein Bauchgefühl hören sollen! Wozu ich aber den Blood Globe mitbringen sollte, war mir noch immer schleierhaft.

Forever him... // Hisoka ff HxHWo Geschichten leben. Entdecke jetzt