Kapitel 16

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Auf ihn gestützt, kam ich langsam wieder zu Atem. Hisoka löste meine Fesseln und streckte mir grinsend eine Serviette entgegen. Bevor ich sie aber annahm, drückte ich meine Lippen hart auf seine. Ich hätte ihm gerne etwas gesagt. Dass es mir gefiel. Dass ich mich wohl fühle. Dass er mich verrückt macht. Aber ich brachte kein Wort hervor.
"Ich liebe dich", nuschelte ich und traute mich nicht, ihm in die Augen zu sehen. Denn ich war mir sicher, Triumph in ihnen zu finden. Und das könnte ich gerade nicht ertragen. Ich dachte daran, dass wir beinahe aufgeflogen wären. Augenblicklich schoss Blut in meine Wangen und erhitzte meinen Kopf.
"Ich liebe dich auch", schnurrte er zurück und legte den Kopf schief.
"Was denn, was denn? Wirst du deswegen rot?" Die Belustigung seiner Stimme klang wie Musik in meinen Ohren. Dennoch verneinte ich.

"Der Kellner hätte uns fast erwischt-"
"Es wäre nicht das erste Mal, dass wir es vor jemand anderem getrieben hätten", zuckte der Zauberer mit den Schultern. Sein unerschütterliches Grinsen zeigte mir, dass er es ernst meinte. Unsicher blickte ich ihn an, wodurch seine Mundwinkel weiter nach oben wanderten.
"Weisst du etwa nicht mehr... Im Versteck? Als ich auf einen Informant aufpassen musste und wir danach gemeinsam die Troupe gerettet haben?" Die Erinnerung flutete mein Gehirn. Beschämt berührt vergrub ich den Kopf in den Händen. Das war auch was...
"Das muss dir doch nicht peinlich sein", säuselte der Rothaarige. Vorsichtig löste er eine Hand von meinem Gesicht und drückte die Serviette hinein.
"Bevor es ausläuft." Mit einem Zwinkern lehnte er sich zurück und überliess es mir, uns beide zu säubern. Räuspernd schob ich meinen Tanga an seinen Platz zurück und stand auf. Hisoka packte sein Ding auch wieder weg. Sogleich sass ich ihm gegenüber. Unser Essen war zwar kalt, aber es hatte sich nur schon der Erfahrung wegen gelohnt. Trotzdem schaufelte ich es in mich. Mittlerweile fühlte ich mich richtig ausgehungert. Wir unterhielten uns ein wenig. Der Magier fragte mich über unsere Freunde aus, wie es ihnen ging, was sie so machten. Ich hingegen versuchte auf Tuchfühlung ihm Chrollos Plan zu entlocken. Aber er blieb stur. Verriet mir kein Wort.

Vollgegessen und in ein Gespräch vertieft spielten wir Karten. Natürlich hatte der Joker sie mitgebracht. Dabei schien ich zum ersten Mal eine realistische Gewinnchance zu haben, da Hisoka mit einer einzelnen Hand anscheinend nicht schummeln konnte. Mitten in der Runde, klingelte sein Telefon. Im Klaren was das jetzt für mich bedeutete, lehnte ich mich seufzend im Stuhl zurück. Der Zauberer legte seine Karten ab und fischte in der Hosentasche nach dem piependen Gerät. Eine Falte erschien auf seiner Stirn, als er die Nummer erkannte. Anders als erwartet, lehnte er den Anruf ab und wandte sich wieder unserem Spiel zu. Kaum eine Karte auf den Stapel geworfen, erklang der Ton erneut. Ich verdrehte die Augen und legte ebenfalls eine.
"Nimm schon ab!"
"Ist nicht so wichtig", nuschelte er. Die goldenen Iriden hüpften von den Symbolen auf dem Tisch zu denen in seiner Hand hin und zurück. Tatsächlich verstummte der Ton. Mit einem undurchschaubaren Pokerface legte er Kreuz Ass. Ich versuchte mein Grinsen zu unterdrücken und warf das Karo Ass darauf. Aber unsere Ruhe wurde erneut durch den nervigen Sound unterbrochen.
"Einfach klingeln lassen...", murmelte mein Gegenüber. Da er viel zu sehr in seine Karten vertieft war, schnappte ich mir das Handy. Ich zog beide Augenbrauen in die Höhe, als ich '3 verpasste Anrufe von Machi' auf dem Sperrbildschirm las. Diese pinkhaarige Schlampe-

Diesmal klingelte es in meinen Händen. Hisoka sah auf, wollte schon etwas erwidern, doch ich hatte den Anruf schon akzeptiert.
"Nicht-"
"Hi, wer ist da?", setzte ich eine fröhliche Miene auf.
"Ehm... Machi... Wer ist am anderen Ende? Ich habe Hisoka angerufen!"
"Hisokas Freundin-"
"Welche?" Mir war klar, das sie sich an mich erinnerte, es aber fragte, um mich zu verunsichern.
"Yoriko!" Ein abwertendes 'Oh' drang aus dem Lautsprecher.
"Ich habe Hisoka gesagt, dass er mich anrufen soll! Gib ihn mir!", verlangte sie. Meine freundliche Stimme stellte das komplette Gegenteil dar zu dem Blick, mit welchem ich den Rothaarigen gerade zerfetzte. Dieser schaute jedoch nur unbeeindruckt zurück und streckte auffordernd seine Hand nach mir aus.
"Er ist gerade unpässlich...", meinte ich, während ich aufstand. Sogleich liess ich mich ein weiteres Mal auf meinem Geliebten nieder. Ohne zu zögern presste ich meinen Mund auf seinen. Mit ein wenig Druck öffnete ich unsere Lippen. Es entstand eine hitzige Knutscherei. Dabei hielt ich das Telefon gerade so weit weg, dass man die Geräusche noch wahrnehmen könnte.
"Was soll das heissen!? Ich habe ihm doch ausdrücklich gesagt, dass er heute erreichbar sein soll!", wetterte die Pinkhaarige.

Forever him... // Hisoka ff HxHWo Geschichten leben. Entdecke jetzt