Kapitel 15

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"Yoriko?", flüsterte Hisoka. Ich spürte einen zärtlichen Kuss auf meiner Wange. Grummelnd zog ich die Stirn in Falten und kniff die Augen zusammen. Nur noch fünf Minuten...
"Darling, wach auf", säuselte der Magier. Eine Hand auf meiner Schulter, rüttelte er mich vorsichtig. Ich öffnete meine Lider um einen kleinen Spalt. Machte sie aber ganz auf, als ich ihn über mir kniend erblickte. Unausgeschlafen rieb ich meine Augen. Ein süsses Lächeln auf den Lippen stütze er sich neben meinem Kopf ab. Sein linker Arm baumelte noch immer schlaff an ihm herunter. Gähnend versuchte ich meinen Verstand aufzuwecken.
"Wie spät ist es?"
"Kurz nach Neun." Ich nickte und schloss meine schweren Lider wieder. Mein Körper brauchte noch mehr Schlaf. Erkannt, dass ich nicht aufstehen würde, bewegte er sich von mir. Das Schaukeln des Bettes, das er dadurch verursachte, verfrachtete mich fast wieder ins Traumland. Ein kurzer Moment war Ruhe. Doch dieser verging viel zu schnell. Mit einem Ruck zog der Zauberer die Vorhänge zurück, wodurch Licht das Schlafzimmer flutete. Zischend schoss meine Hand vor die Augen.
"Aufstehen! Wir haben heute viel vor!", befahl er, bevor er den Raum verliess. Laut seufzte ich auf. Mich heiss machen, auf einmal verschwinden, nicht wieder auftauchen, verletzt zurückkommen, mich nicht behandeln lassen und dann verlangen, seine Regeln zu befolgen!? Eigentlich wollte ich seiner Forderung keine Folge leisten. Aber wach war ich jetzt eh schon. Da konnte ich ja gleich aufstehen. Gerade als ich meine Beine aus dem Bett schob, schwang die Tür nochmals auf.
"Und zieh dir etwas schickes an", zwinkerte Hisoka. Seiner Dynamik konnte ich ansehen, dass er wieder gehen wollte. Doch er stoppte mitten in der Bewegung. Ein breites Grinsen entstand auf seinen Lippen, während mich die goldenen Iriden verschlossen musterten.
"Was?", gähnte ich und schob die Hände unter meine nackten Oberschenkel.
"Zieh dir etwas an, bevor ich über dich herfalle!" Sogleich war er aus der Tür. Eine Gänsehaut überzog meinen ganzen Körper. Der Magier schaffte es einfach immer wieder, mich so fühlen zu lassen.

Nachdenklich stand ich vor dem Abteil des Kleiderschrankes, das mir grosszügigerweise freigeräumt wurde. Zögernd griff ich nach einem braunen Pullover und einem grau karierten kurzen Rock. In Anbetracht des kühler werdenden Wetters entschied ich mich dazu, eine gefütterte Strumpfhose darunter zu tragen. Nach einem kurzen Abstecher im Bad, um meine wilde Mähne zu bändigen und ein wenig Mascara aufzutragen hörte ich auch schon Hisoka nach mir rufen.
"Bist du fertig? Taxi ist da!"
"Komme", rief ich zurück und steckte die Wimpernbürste in den Behälter zurück. Geübt malte ich in drei schnellen Linien Lippenstift auf meinen Mund.
"Geht das so?", fragte ich den Zauberer, welcher am Eingang stand und mit dem Rücken zu mir auf seinem Handy herumtippte.
"Klar-", meinte er, stockte aber, als er sich umdrehte.
"Komm her!" Ich gehorchte auf der Stelle und trat an ihn heran. Sein Atem verschnellerte sich, während er dabei war, meinen Körper zu scannen.
"Du willst meine Kontrolle wohl auf die Probe stellen", grinste er. Zwinkernd schenkte ich ihm ein Lächeln.
"Vielleicht..." Ich bückte mich nach meinen Schuhen. Hisoka packte meine Hüfte und drückte seine hart dagegen. Unter dem Stoff seiner Anzugshose konnte ich seinen Ständer ganz klar spüren. Im letzten Moment konnte ich es unterdrücken, mir auf die Lippen zu beissen. Immerhin war mein Lippenstift noch nicht ganz trocken. Meine grauen kniehohen Stiefel montiert richtete ich mich wieder auf. Obwohl mich der Rothaarige mit seinem Blick auszog, versuchte ich meine Ruhe zu behalten und nicht rot zu werden. Damit er mich nicht von hinten anfiel, verlangte ich, dass er vor mir die Treppe hinunterging. Kaum unten angekommen, schnappte sich der Zauberer meine linke Hand und verschränkte unsere Finger. Jetzt konnte ich das Blut nicht aufhalten, das in meine Wangen schoss.

Das Taxi brachte uns sicher durch den haarsträubenden Verkehr. Mehr als einmal hatte ich das Gefühl, dass wir gleich Vollgas irgendwo hineinknallten. Aber der Fahrer schien das schon seit Jahren zu machen. An unserem Ziel angekommen, führte mich der Magier in ein Haus. Verwirrt sah ich mich um, denn auf den Knöpfen des Aufzugs standen einige Firmennamen, darunter auch Anwälte. Ohne diese zu beachten, drückte er den obersten. Gleich darauf schossen wir in einem Affenzahn in die Höhe. Ich staunte nicht schlecht. Unter einer riesigen Kuppel, die sich über das ganze Dach des Hauses erstreckte, waren Pflanzen wie in einem Naturpark angerichtet. Ein Gehweg aus flachen Steinen führte vom Lift weg und teilte sich dann in mehrere weitere.
"Du magst Aussicht, nicht wahr?" Überwältigt von dem Anblick nickte ich nur. Sogleich spazierten wir einen der angelegten Strassen entlang. Wir waren nicht die einzigen hier, dennoch war es angenehm ruhig. Während ich die Flora bewunderte, sorgte Hisoka dafür, dass wir irgendwann an unserem Ziel ankamen. So führte er mich an einen Tisch, der versteckt von allem anderen direkt an der Kuppel stand. Beeindruckt liess ich meinen Blick über die Aussicht schweifen. Gleichzeitig drückte der Rothaarige auf einen Knopf auf dem Tisch. Ich setzte mich ihm gegenüber.
"Such dir aus, was du willst", lächelte mein Geliebter und vergrub sogleich seine Nase im Menü. Hungrig las ich die Karte durch. Mit diesen horrenden Preise war es kein Wunder, dass sie eine so riesige Fläche in York New mieten und die Pflanzen richtig versorgen konnten. Wenige Minuten später erschien ein Kellner. Unsere Bestellungen aufgegeben schaute ich wieder aus dem Fenster. Merkte dabei aber, dass Hisoka mich anstarrte.

Forever him... // Hisoka ff HxHWo Geschichten leben. Entdecke jetzt