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ᎷᏆΝᏀᏆ

"Gott, Schatz!
Wir hatten ja keine Ahnung, dass du so denkst!
Es tut uns leid!", sprach Mama und wischte sich die Tränen von den Wangen.

Ich hatte ihnen alles erzählt - von Anfang bis Ende.

Seonghwa saß dabei neben mir und drückte meine Hand, doch mit der Zeit war es kaum noch nötig, sondern nur eine aufbauende Geste, die mir zeigte, dass mein Freund noch an meiner Seite war, denn mit jedem Wort, das ich sagte, fühlte es sich so an; als würde eine riesige Last von meinen Schultern fallen, welche mich unterdrückt hatte.

Monate hatte ich diese Gedanken in mir versperrt gehalten; gut behütet, damit meine Eltern es nicht erfuhren, doch es war an der Zeit gewesen.

Nicht nur das - es war bereits überfällig, wie ich bemerkte.

Ich hatte mich lange nicht mehr so befreit gefühlt, so leicht, ohne die ganzen Geheimnisse.

Mein Vater stand auf, denn er saß neben meiner Mutter, die mich fest in den Arm genommen hatte, und kam zu mir.

Er nahm mein Gesicht in seine Hände, wir verweilten einige Sekunden so, bis er mir einen Kuss auf die Stirn hauchte.

"Wir sind so stolz auf dich, dass du dich uns anvertraut hast, Mingi!
Und es tut mir leid.
Wir haben nie offen über solche Dinge geredet, da wir davon ausgingen, die Antworten seien selbstverständlich.
Hätten wir es getan, dann hättest du gewusst, dass wir dich unterstützen würden. Entschuldigung...", meinte er reumütig.

Den Kopf schüttelnd umarmte ich Papa fest und zog Mama ebenso in die Umarmung.

Sie war immer noch unglaublich aufgelöst.

"Können wir uns versprechen, dass wir Drei uns in Zukunft alles sagen und offen miteinander reden?
Ich möchte nicht, dass so etwas noch einmal passiert!", fragte sie schniefend.

"Ja, bitte...", antwortete ich leise.

"Wir hätten Daesung schon viel eher aus unserem Leben streichen sollten - oder zumindest seinen Einfluss auf dich weitestgehend unterbinden!
Ich hätte auf dich hören sollen, Liebling!"

Ich sah dabei zu, wie Papa sich zu seiner Frau drehte und sie entschuldigend anblickte.

Es tat mir weh, zu sehen, wie sie sich die Schuld dafür gaben.

Ich war doch selbst an allem Schuld?

"B-Bitte hört auf...
Ich habe mir das alles selbst zuzuschreiben...
Ihr könnt nichts dafür.
Das kann keiner, außer mir selbst!"

Ein kurzer Blick zu Seonghwa genügte, um ihn mitteilen zu lassen, dass ich nicht nur von meinen Eltern sprach, was er lächelnd abwank; es zu schätzen wusste.

"Niemand hat mir befohlen, dass ich Hongjoong so behandeln soll.
Niemand hat mich dazu gezwungen, auf Daesung zu hören und keiner, wirklich keiner kann etwas dafür, dass ich zu unreif war, um mir eine eigene Meinung zu bilden und zu mir zu stehen.
Ich war einfach nicht so weit und bin falsch damit umgegangen.
Das wird in diesem Umfang nie wieder passieren.
Ich habe daraus gelernt..."

"Mingi, du bist nicht alleine an allem schuld.
Natürlich war es falsch, was du gemacht hast und es hätte bestimmt auch viele andere Wege gegeben, damit umzugehen, aber alles hat seinen Ursprung.
Daesung konnte von klein auf auf dich einreden und teilweise so agieren, als hätte er die Zügel in der Erziehung in der Hand.
Das hätten wir unterbinden müssen!
Wir wussten, was er für eine Denkweise pflegt und wir haben es trotzdem zugelassen!", sagte Mama.

"Das hört jetzt aber auf, versprochen!", warf Papa ein.

"Genau, und wir hätten offener mit dir umgehen sollen.
Wir dachten, das hätten wir getan, aber die wohl wichtigsten Dinge haben wir vergessen.
Wir hätten es nicht vergessen dürfen und dir von Anfang an beibringen müssen, dass es okay ist, anders zu sein.
Ach, was ist schon anders?
Es ist okay, das gleiche Geschlecht zu lieben.
Es ist okay, sich als ein anderes Geschlecht oder als keines zu definieren.
Egal, was es ist, es ist okay. Wir tolerieren und unterstützen es."

ᏴᎡᎬᎪᏦᎪᏴᏞᎬ ͲᎬᎪᏟᎻᎬᎡ •ᎷᏆΝᎫϴϴΝᏀ//ᏔϴϴՏᎪΝ• || ⏳Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt