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ᎻϴΝᏀᎫϴϴΝᏀ

Es waren einige Tage vergangen seit dem Vorfall, und jeder schien darüber zu sprechen.

Nicht, weil sie Mingi verprügelt hatten und Wooyoung dabei verletzen - Wooyoung war im Allgemeinen sehr gutgestellt mit jedem - sondern weil ich tatsächlich Mingi verteidigte.

Sobald ich von San erfuhr, wer daran beteiligt war, hatte ich mich am nächsten Tag auf die Suche nach ihnen gemacht und sie zur Rede gestellt.

Sie meinten, sie fänden es unfaire, wenn Mingi unbeschadet aus der Sachlage herauskäme, doch ich argumentierte, dass sie dasselbe mit ihm getan hatten und bislang keine große Strafe dafür vorgesehen war, da der Braunhaarige sich für sie einsetzte.

Lediglich nach der Schule dem Reinigungsdienst und dem Hausmeister helfen - das war die Vereinbarung.

Ganz die Autoritätsperson, die ich eben war, erkläre ich ihnen, dass das nicht der herkömmliche Weg war und das nicht als Lösung angesehen werden durfte.

Ebenso bot ich ihnen an, dass wir uns alle Mal zusammensetzen konnten, um nach einer passenden Lösung zu suchen, doch dies lehnten sie, wie vermutet, ab.

Sie schienen es nicht verstehen zu können, doch mir ging es zu Beginn genauso.

Manchmal stellte sich mir die Frage, ob es nicht doch Karma war und ob ich nicht froh sein sollte, dass ihm das Gleiche widerfahren war, wie mir.

Doch es fühlte sich jedes Mal aufs Neue nicht richtig an, wenn ich daran dachte, dass er es verdient hatte.

Es fühlte sich schlichtweg falsch an.

Kurz dachte ich an das Gespräch zurück.
An die Frage.
An die Antwort.

"Warum?"

Verwirrt sah ich zu Lucas.

"Warum was?", fragte ich.

"Warum stehen Sie auf Mingis Seite?
Er hat Ihnen so viel Leid zugefügt und Sie wollen keinerlei Gerechtigkeit. Warum?"

Kurz schwieg ich.

Wirklich wissen tat ich es nicht.
Ich wollte ihm einfach diese Chance geben.
Vielleicht, weil ich wollte, dass mich jeder mochte und nicht nur die 99%.
Vielleicht wollte ich nicht nachtragend wirken. Vielleicht sah ich es als meine Pflicht oder als Alibi, um Wooyoung und San zu unterstützen.

Vielleicht aber sah ich das erste Mal das Gute in ihm.

"Es gibt nicht den einen Grund... Ich denke, ich möchte ihm einfach die Chance geben.
Wer hat in seiner Jugend oder allgemein im Leben keine Dinge getan, die er später bereute?
Wer hat keine zweite Chance verdient?", antwortete ich.

Nachdenklich sah ich die Gruppe vor mir an.

"Außerdem... Ich lerne ihn langsam kennen.
Er... Er kann wirklich anders.
Ich vermute, dass da mehr dahintersteckt, als er zugeben möchte.
Ich will wissen, warum er es getan hat und ich möchte seine wahre Seite auch kennen und mögen...
Ich will ihn nicht so in Erinnerung behalten müssen..."

Es hatte sich richtig angefühlt, es zu sagen, zu denken und zu verkörpern - und dazu stand ich nun!
Ich erwartete nicht, dass sie mich verstanden, doch ich wollte, dass sie mich das machen ließen, was ich für richtig hielt; dass sie ihm ebenso die Chance gaben, die ich ihm auch geben konnte.

Das sagte ich ihnen - und sie willigten ein.

Sie vertrauten mir, zum Glück!

Doch diese Entscheidung konnte eh nur ich alleine für mich treffen.

ᏴᎡᎬᎪᏦᎪᏴᏞᎬ ͲᎬᎪᏟᎻᎬᎡ •ᎷᏆΝᎫϴϴΝᏀ//ᏔϴϴՏᎪΝ• || ✔️Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt