[Thea:]
»Sorry«, sage ich und werfe einen entschuldigenden Blick zu Ruby, als wir uns beide nach draußen geschlichen haben – sie mit einem alkoholischen Getränk, ich mit einer Flasche Sprite, »Das ist vermutlich die ödeste Party, die du jemals besucht hast, oder?«, ich lache nervös, »Du musst den Abend echt nicht mit mir draußen verbringen. Du kannst ruhig reingehen und deinen Spaß haben. Deine Cousine«, mein Blick fällt auf sie und Tamara, wie sie sich offensichtlich angeregt zu unterhalten scheinen, »scheint jede Menge davon zu haben.«
Daraufhin winkt Ruby ab. »Sie kann den ruhig haben, schließlich ist sie auch nicht vergeben. Außerdem bin ich für dich da«, sie stoppt kurz, »Die meisten da drin wollen sich entweder abschießen oder sich an jemanden ranmachen. Beides scheinbar nichts für dich, was?« Ihr wissender Blick trifft mich unvorbereitet und ich spüre förmlich, wie meine Wangen zu glühen beginnen.
Warum ist sie bitteschön so scharfsinnig?
»Als Fahrerin kann ich ziemlich schlecht trinken und ja, gerade bin ich wirklich nicht in der Laune, mit irgendwem nur irgendwas einzugehen.«
»Wegen deines Ex?«, fragt Ruby mit einem mitleidigen Lächeln, das so sanft wirkt, das ich ihr nicht böse darauf sein kann, mir Fragen auf einem gefährlichen Terrain zu stellen.
Wir haben seit der Nacht im Club nicht mehr darüber geredet. Ich weiß nicht, warum, aber vermutlich ist es auch das Beste gewesen, weil ich merke, wie sehr mir das Thema zusetzt. Trotzdem gebe ich mir einen Ruck. Schließlich ist es Ruby und ich rede gerne mit ihr und aus einem unerklärlichen Grund will ich, dass sie auch solche Dinge über mich weiß, damit wir uns besser kennenlernen und uns näher kommen können. Ich will, dass sie auch die beschissenen Dinge über mein Leben weiß, damit sie weiß, warum ich so bin, wie ich bin. Wir kennen uns erst seit zwei Wochen, aber sie ist mir jetzt schon so sehr ans Herz gewachsen.
Ich sollte vielleicht weniger denken, sonst steigere ich mich noch zu sehr hinein.
»Ja«, ich atme hörbar laut aus, ehe ich mich dann dazu entschließe, meinen Becher mit einem Mal auszutrinken und dann zu reden, »Es hat eben seine Wunden hinterlassen, mit ihm zusammen gewesen zu sein«, ich schnaube verächtlich, »überhaupt geliebt zu haben. Momentan ... will ich keine Beziehung oder überhaupt irgendwas in der Art. Ich will auch mit niemandem flirten oder sonst was. Stattdessen einfach wieder anfangen, das Leben zu genießen und mit mir selbst ins Reine zu kommen«, erkläre ich und unterstehe mich, ein breites Grinsen aufzusetzen und zu sagen, dass sie mir gerade enorm dabei hilft. Allein ihre Anwesenheit sorgt dafür, dass mir viel eher nach Lächeln zumute ist und dass die schwere Last in meiner Brust nicht mehr so erdrückend wirkt.
Das würde ich ihr aber auf gar keinen Fall beichten.
»Es hat auch seine Vorteile, Single zu sein und sich erst mal selbst lieben zu lernen. Oftmals gehen wir viel zu schnell Beziehungen mit Leuten ein, weil wir denken, die Liebe, die der Partner uns schenkt, würde für uns ausreichen, selbst wenn man sich selbst nicht mag, aber das stimmt nicht. Sie wird niemals für sich allein genug sein, aber sie kann helfen, sich selbst von ganzem Herzen mögen zu lernen – nicht mehr tagtäglich in den Spiegel zu schauen und angeekelt die Miene zu verziehen«, sie trinkt von ihrem Cocktail, ehe sie fortfährt, »Es kann dir zur Selbstliebe helfen, aber es sollte nicht alles sein. Du solltest dich nicht abhängig von jemand anderem machen, um dich selbst zu mögen. Oder zu lieben. Du weißt schon.«
Daraufhin muss ich schmunzeln. »Du klingst wie eine alte Oma, die ihren Enkelkinder die weisesten Ratschläge mit auf den Lebensweg gibt«, sage ich lachend und sie schlägt gespielt empört nach mir, was mich nur breiter grinsen lässt, »Ich hasse es, das zugeben zu müssen, aber ich bin echt überrascht, wie anders du bist, als ich ursprünglich gedacht habe«, ich stoppe kurz, »Positiv überrascht«, füge ich schließlich hinzu. Sie ist so viel mehr, als ich anfangs für möglich gehalten habe. Aus der arroganten Kleinen ist schnell eine liebenswürdige Frau geworden, die man erst mal besser kennenlernen muss, um hinter ihrer harten Schale den weichen Kern erblicken zu können.
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Unbreakable
RomanceDu kannst mich schlagen, mich aber niemals brechen. Selbst wenn du mit erhobener Faust vor mir stehst, werde ich nicht mehr zurückweichen. Du wirst mich nicht klein kriegen, egal, wie sehr du es auch versuchen magst. Kein Schmerz der Welt wird mich...