[Thea:]
»Sicher, dass du nicht bis morgen bleiben willst?« fragt Ben so zärtlich, wie ich ihn nur bei Nadine kenne, »Es ist schon spät. Und dunkel.« Er hört sich zerknirscht an, als würde ihm allein der Gedanke nicht gefallen. Wenn Nadine nicht mit dem Auto hergekommen wäre, hätte ich mir bildlich vorstellen können, wie er sie angefleht hätte, sie zumindest heimzufahren.
Ich würde ziemlich gerne mit den Augen rollen, aber stattdessen schmunzele ich. Ben kann ein richtiger Vollidiot sein, aber zu Nadine ist er immer der fürsorgliche, erwachsene Freund gewesen und sie hat es voll und ganz verdient. Genauso wie Ben Nadine verdient hat. Sie sind so gut füreinander.
»Nein, ist schon gut, Schatz. Ich muss morgen früh raus und wir wissen beide, dass ich das mit dir im Bett nicht können werde«, sagt Nadine und ich könnte gerade innerlich laut aufstöhnen. Einmal mehr bin ich froh, dass ich die vielsagenden Blicke, die sie sich gerade wohl zuwerfen werden, nicht sehen muss. Ein Glück, dass ich den beiden nicht gefolgt bin, um mich ebenfalls von Nadine zu verabschieden.
»Pass auf. Wenn du noch einen Ticken angeekelter schaust, könnte man noch meinen, du wärst Single und hättest etwas gegen süße Paare«, flüstert mir Ruby belustigt ins Ohr.
»Ich habe nichts gegen Paare, sondern gegen Ben«, ich ziehe nachdenklich eine Augenbraue empor, sobald ich mir meine Worte nochmal durch den Kopf gehen lasse, »Also gegen diesen Ben. Nicht, dass ich es ihm nicht gönne, aber so nett wie zu Nadine ist er zu absolut niemandem.« Außer wenn es jemandem schlecht geht. Dann ist er der Beste, aber das erwähne ich nicht, denn das würde meine Argumentation so ziemlich ruinieren.
»Er ist eben ein Idiot«, wirft Nora schulterzuckend ein.
»Er liebt sie halt wirklich«, sagt Zoe mit einem sanften Lächeln, »Das lässt Menschen ziemlich lieb und nett werden.«
»Ach ja?«, erwidert Nora mit hochgezogenen Augenbrauen, »Davon merke ich bei dir aber nicht viel«, neckt sie. Offensichtlich. Ich kenne Zoe nicht sonderlich gut, aber es ist nicht zu übersehen, wie sehr sie sich um Nora sorgt und sich um sie kümmert. Dass sie ihre Freundin mit Samthandschuhen anfasst, wäre die Untertreibung des Jahrhunderts. Genauso wie bei Ben. Aber irgendwie haben wir ja alle diesen Knall.
»Ich höre euch übrigens«, meldet sich Ben zu Wort, sobald er wieder ins Wohnzimmer kommt und sich auf die Couch wirft.
»Dann lass die arme Frau doch morgens bitte rechtzeitig aus dem Bett kommen«, sage ich leicht dahin und stelle mein Getränk wieder auf den Tisch, nachdem ich daraus getrunken habe.
»Sei du mal still, du bist schließlich nicht besser«, kontert er und ich zucke nur mit den Achseln. Sobald ich allerdings sehe, wie der Ausdruck auf seinem Gesicht plötzlich umschlägt und sein Grinsen nichts Gutes verspricht, stutze ich – bis mir schließlich ein Licht aufgeht. »Das erinnert mich an was.«
Oh Gott. Wir öffnen nicht ernsthaft dieses Kapitel in unserem Leben, oder? Bitte nicht.
»Ben, wir...«, sage ich, aber er übergeht meine Worte einfach.
»Witzige Geschichte«, er wendet sich ausgerechnet an Ruby und Zoe, die ihn gespannt anschauen, »Thea und Nora sind mal beide zu spät zur Schule gekommen, weil sie nach dem Sex eingeschlafen sind und den Wecker verschlafen haben. Alle beide. War wohl eine anstrengende Nacht gewesen«, Ben lacht, während Nora und ich beide am liebsten im Boden versinken wollen würden, »Ihr hättet sehen sollen, wie schnell sie aus dem Zimmer gestürmt sind und sich fertig gemacht haben, als sie das gemerkt haben. Diese Gesichter werde ich niemals mehr vergessen. Ich habe noch nie etwas so sehr genossen wie in diesem Moment.« Verräter. Außerdem hat er nicht einmal versucht, uns zu wecken, obwohl er genau wusste, dass wir beide noch geschlafen haben. Stattdessen hat er sich einen unglaublichen Spaß daraus gemacht. Selbst Monate später konnten wir uns das noch von ihm anhören.
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Unbreakable
RomanceDu kannst mich schlagen, mich aber niemals brechen. Selbst wenn du mit erhobener Faust vor mir stehst, werde ich nicht mehr zurückweichen. Du wirst mich nicht klein kriegen, egal, wie sehr du es auch versuchen magst. Kein Schmerz der Welt wird mich...