Kapitel 55: Das Treffen

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   »Und der Grund, warum du so nervös bist, ist, dass du heute Zoes Mutter zum ersten Mal treffen wirst?«, fragt Thea stirnrunzelnd und beißt von ihrem Toast ab. Seufzend nicke ich und lege meinen Kopf auf dem Tisch ab – verzichte sogar darauf, Theas göttlichen Apfelkuchen zu essen, weil meine Aufregung mich gerade umbringt. »Weißt du. Es ist nicht so, als hättest du nicht schon Marta und Michael getroffen und die haben deine Freundin praktisch großgezogen.«

»Es ist nicht das Gleiche!«, stöhne ich verzweifelt, »Klar stimmt das, aber sie sind nicht Zoes Mutter. Und mittlerweile verstehen die beiden sich ja auch so gut. Zoe ist wirklich glücklich und strahlt jedes Mal, wenn sie ihre Mutter besuchen geht oder wieder zurückkommt. Ich will es mit ihr nicht vermasseln.«

»Verständlich«, erwidert Thea, nachdem sie runtergeschluckt hat, und legt ihr Toast auf dem Teller vor ihr ab, »Wirst du aber nicht. Ehrlich, wie kann man dich nicht mögen? Zumindest, wenn du wirklich versuchst, sympathisch zu wirken.« Natürlich verstehe ich die Anspielung und ich kann nicht anders, als einfach nur zu schnauben.

Eigentlich hat Thea recht. Es gibt nichts, worüber ich mir Sorgen zu machen bräuchte, wenn ich mich wirklich bemühe. Und selbst wenn, kann ich wenigstens sagen, dass ich alles versucht habe. Natürlich ist das trotzdem scheiße, aber dann könnte ich nicht mehr viel dagegen tun. Es wäre einfach so. Damit müssten sowohl Zoe als auch ich leben.

»Und mal ganz ehrlich: Hat sie wirklich ein Mitspracherecht dabei? Nichts gegen sie, aber sie kann es sich nicht wirklich leisten, es sich mit Zoe zu verscherzen, indem sie dich nicht leiden kann«, meint Thea und das ... hat mich ehrlich überzeugt. Natürlich. Sie setzt momentan alles daran, um wieder einen guten Draht zu ihrer Tochter aufzubauen. Sie würde sich nur ein riesiges Eigentor schießen, wenn sie mich gegen sich aufbringt. Nicht, dass ich jemals etwas Böses im Sinn hätte, weil mir dafür Zoes Glück zu sehr am Herzen liegt, aber mal rein theoretisch – nur um meine Nervosität loszuwerden – müsste ihre Mutter eher vor mir Angst haben.

»Danke«, sage ich grinsend und schnappe mir mit einer geübten Handbewegung ein Stück von dem Apfelkuchen, ehe sich Thea beschweren kann, dass ich kein Besteck dazu benutze, und beiße beherzt rein.

Oh großer Gott. Ich glaube, ich bin im Himmel.

»Gott sei Dank«, entgegnet Thea lachend, »Ich dachte wirklich kurz, nicht mal mein Apfelkuchen könnte dich wieder aufbauen.«

»Vewgiss es«, erwidere ich mit vollem Mund – wohlwissend, dass Thea das überhaupt nicht haben kann. Wenigstens erspare ich es ihr, ihr meine Zunge rauszustrecken.



Warum zur Hölle habe ich mich nochmal bereit erklärt, ihre Mutter zu treffen? Zwar wird Zoe auch dabei sein, aber ich bin mental einfach noch nicht bereit dazu. Egal, was Thea zuvor auch gesagt hat, ich kann meine Nervosität einfach nicht abschalten. Ich will einfach, dass ihre Mutter mich mag. Unabhängig davon, ob sie mir das mit Zoe kaputtmachen könnte – was sie nicht können wird. Oder zumindest hoffe ich das.

Ich werfe einen schnellen Blick auf meine Armbanduhr und spiele dann nervös und angespannt mit den goldenen Ringen an dem Zeige- und Mittelfinger meiner linken Hand. Ich würde Zoe diesmal damit davonkommen lassen, aber gottverdammt, um wie viele Minuten wollen sie sich noch verspäten? Mit jeder Sekunde treiben mich meine Gedanken noch in den Wahnsinn.

»Sorry, der Bus hatte Verspätung!«, höre ich Zoe rufen, »Wartest du schon lange?« Sofort drehe ich mich um und sehe Zoe auf mich zulaufen.

»Nein«, lüge ich, obwohl wir es beide besser wissen. Ich will nur nicht wirklich vor ihrer Mutter ein großes Fass aufmachen.

»Ich wollte dir schreiben, aber ich hab' vergessen, mein Handy über die Nacht zu laden. Es tut mir ehrlich leid«, entschuldigt sie sich und sieht ernsthaft zerknirscht aus.

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