[Thea:]
Mit Ruby zusammen zu sein, ist ein ganz anderes Gefühl als mit Rebecca. Mit Ruby ist es irgendwie ganz leicht. Ich habe Rebecca wirklich geliebt. Daher habe ich immer mein Bestes gegeben, ihren Ansprüchen – ihr – zu genügen. Trotzdem schien es immer so, als wäre das nie genug gewesen. Sie wollte immer mehr und ich konnte ihr nicht immer alles geben. Ich habe nicht einmal etwas von ihr erwartet – nur ihre Liebe. Das allein hat mir genügt, um glücklich zu sein – um nicht all den Mist zu sehen, den Rebecca verzapft hat. Gott, ich bin viel zu naiv und dumm gewesen.
Mit Ruby fühlt es sich nicht so an. Ich fühle mich mit ihr vollkommen und als wäre ich genug. Als würde meine bloße Anwesenheit ausreichen, um sie glücklich zu machen. Nicht zu vergessen, wie viel mir diese Frau zurückgibt. Es ist nichts Großes. Allein wie sie mich anschaut. Wie sie mir morgens Tee ans Bett bringt. Wie ich ihr Tee ans Bett bringe und ein Lächeln ihr Gesicht erhellt. Wie sie mir manchmal was Kleines schenkt, auch wenn ich ihr sage, dass sie das nicht braucht. Wie sie mir über den Tag immer wieder verstohlene Blicke zuwirft, wenn sie denkt, ich würde es nicht bemerken (Und es ist verdammt süß). Wie sie jede Nacht aufs Neue fragt, ob sie sich zu mir ins Bett lagen darf (Verdammt nochmal, JA). Wie sehr sie dabei strahlt, wenn sie über etwas redet, was sie interessiert und begeistert (vor allem Motorräder), selbst wenn ich keine Ahnung habe, wovon sie gerade spricht. Wie sie sich beim Filmeschauen unter der Decke an mich kuschelt und meine gottverdammte Hand nimmt.
Es sind Kleinigkeiten, aber sie können Welten bewegen. Das habe ich in diesem Moment wieder gemerkt. Sie lassen mich so geborgen und wohl in Rubys Nähe fühlen. Sie gibt mir zu keinem Zeitpunkt das Gefühl, ihr nicht auszureichen. Nicht einmal ansatzweise.
In diesem Moment sitzt Ruby auf der Couch im Wohnzimmer neben mir und mustert mich ungläubig. Wir sind gerade bei ihr Zuhause, aber ihre Mutter kommt erst in einer Stunde Nachhause, weil sie einkaufen ist. Ihr Vater arbeitet bis um sechs.
»Das kannst du nicht ernst meinen«, sagt sie und schüttelt den Kopf, »Das können wir nicht machen.«
Ich bin es ganz bestimmt nicht gewesen, die ihr gerade vorgeschlagen hat, in die Türkei zu fliegen, weil sie erzählt hat, dass sie gerne wieder an den Strand wollen würde, nachdem wir gerade lauter Strandszenen in Baywatch gesehen haben.
Nein, ganz sicher nicht.
»Warum denn nicht?«, stelle ich eine Gegenfrage, »Du wirst nächste Woche Donnerstag achtzehn und du hast gerade Weihnachtsferien. Wir können doch ab da bis Sonntag oder Montag in den Urlaub, weil du bis Mittwoch frei hast. Oder wir fliegen früher und wir feiern deinen Geburtstag drüben. Dann können wir auch Silvester hier verbringen«, ich zucke mit den Schultern, »Wie du willst. Wir können auch mit dem Auto fahren und stattdessen was in der Nähe suchen. Die einzigen Dinge, die uns im Weg stehen beziehungsweise könnten, wären deine Eltern und dein Kopf. Und vielleicht das Pech, dass alle Hotels ausgebucht sind. Oder die Flüge.« Es ist vielleicht nicht optimal, dass wir eine Woche vorher nach einem Hotel und Flugtickets suchen, aber selbst wenn wir keines mehr direkt am Strand kriegen, solange es schön und bequem dort ist, sollten das meine geringste Sorge sein.
Ruby schaut mir tief in die Augen – nicht sicher, was sie antworten soll – und eine lange Stille zieht sich. Ich kann förmlich sehen, wie sie nach einem Scherz in meinem Gesicht sucht. Den wird sie allerdings nicht finden. »Du meinst es wirklich ernst, oder?«, fragt Ruby nochmals, um sicherzugehen.
Ich rolle mit den Augen. »Ich meine es so ernst, dass ich sogar schon den halben Urlaub in meinem Kopf geplant habe«, mein Blick wird sanfter und ich schenke ihr ein Lächeln, »Aber es bleibt dir überlassen. Wir müssen nicht, wenn du nicht willst. Es ist nur eine Idee gewesen. Und es wäre vielleicht auch ganz gut, wenn du nicht ständig Panik schieben musst, dass du Tobias begegnen könntest«, erwidere ich. Ruby zuckt nicht zusammen. Sie schaut mich nicht plötzlich mit hochgezogenen Augenbrauen oder offenem Mund an. Sie blickt mich nicht total verdutzt an, aber sie presst die Lippen fester aufeinander. Daran kann ich erkennen, dass sie meine Worte zur Kenntnis genommen hat. Und dass Tobias immer noch eine Rolle spielt. Leider.
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Unbreakable
RomanceDu kannst mich schlagen, mich aber niemals brechen. Selbst wenn du mit erhobener Faust vor mir stehst, werde ich nicht mehr zurückweichen. Du wirst mich nicht klein kriegen, egal, wie sehr du es auch versuchen magst. Kein Schmerz der Welt wird mich...