Finn ist schon nach drei Wochen wieder abgereist. Zugegeben, wir haben nicht sehr viel miteinander geredet, aber es ist besser geworden. Wenn auch nur leicht, wir haben uns immerhin nicht die ganze Zeit über ignoriert. Das zählt als ein Anfang, oder nicht? Und er hat sogar ein wenig mit Ruby geredet und sie nach ihrem Namen gefragt.
»Fuck«, murmele ich vor mich hin, als ich die Tür nach draußen aufstoße.
»Nicht vor den Kindern!«, scheltet Constance leise und ich kann gerade so widerstehen, die Augen zu verdrehen.
»Sie halten gerade ihren Mittagsschlaf«, kontere ich, »Und es ist arschkalt draußen.«
»Ja voll, oder?«, klinkt sich Matteo in das Gespräch ein, »Hier drinnen ist es immer so gut beheizt, dass man sofort erfriert, wenn man nur einen Schritt nach draußen setzt.«
»Eben!«, erwidere ich und schüttele mich einmal aufgrund der Kälte durch, »Egal. Bis morgen.«
»Bis morgen. Schönen Feierabend«, wünscht mir Matteo und ich bedanke mich. Nachdem auch Constance sich von mir verabschiedet und mich umarmt hat, springe ich über meinen Schatten und beeile mich, Nachhause zu kommen, weil ich schnell wieder ins Warme möchte. Natürlich könnte ich auch mit dem Auto zur Arbeit fahren, aber ich will es nicht, wenn es nicht zwingend notwendig ist. Ich weiß, dass ich mich nicht wirklich vorbildlich der Umwelt gegenüber verhalte, aber ich will zumindest einen kleinen Teil dazu beitragen.
Bereits nach wenigen Wochen habe ich eine Überkürzung über einen kleinen ›Waldweg‹ gefunden, der an einem Tennisplatz vorbeiführt. Jetzt im Winter ist dort natürlich niemand, aber im Sommer bin ich einmal auf den Platz gegangen, weil ich Langeweile nach der Arbeit hatte, und habe dort einen alten Klassenkameraden getroffen. Deshalb habe ich dort im Sommer öfters vorbeigeschaut, um mit ihm zu reden. Damals habe ich es wertgeschätzt, dass Rebecca deswegen nie eifersüchtig geworden ist, vielleicht aber hat es sie in erster Linie nie wirklich interessiert. Erst jetzt sehe ich die Dinge in einem anderen Licht und egal, wie glücklich ich zurzeit mit Ruby bin, stimmen mich diese Erinnerungen ein wenig traurig. Nicht auf die Art und Weise, dass ich Rebecca gerne zurückhätte, sondern in der Hinsicht, dass es so viele Warnzeichen gegeben hat. Dass ich es schon so viel früher hätte bemerken müssen. Nicht nur daran, sondern an allem zusammen.
Sobald CAN'T STOP THE FEELING! von Justin Timberlake läuft, summe ich leise mit und muss schmunzeln, als ich meine Gedanken bereits zu heute Abend schweifen lasse. Ich wollte Ruby heute Abend helfen, schon mal ein wenig für ihre Geburtstagsfeier am Samstag zu besorgen. Es ist nur eine kleine Runde. Vor allem, weil sie für Zoe darauf verzichtet hat, ihre Eltern ebenfalls dabeizuhaben. Zwar ist Zoe nicht mehr wütend auf Marta und Michael, aber sie hat einen Waffenstillstand einberufen. Sie wechseln hin und wieder wenige Worte miteinander, aber Zoe zeigt ihnen noch immer die kalte Schulter trotz all ihrer Bemühungen, es wiedergutzumachen. Vermutlich wissen sie nicht einmal etwas von ihrer Verlobung. Zoe hat versichert, dass Ruby das für sie nicht tun müsse und dass sie einen Abend aushalten würde, aber Ruby hat darauf bestanden. Dementsprechend werden es nur Zoe, Nora, Ben, Nadine, Lea, Fabienne, sie selbst und ich sein. Ursprünglich hätte Leas Freund ebenfalls mitkommen sollen, aber er ist vor ein paar Tagen krank geworden. Was schade ist. Ich hätte ihn gerne kennengelernt. Vor allem, nachdem Fabienne und Lea so hochgepriesen von ihm gesprochen haben.
Außerdem wollten wir – also Zoe, Ben, Nora, Ruby und ich (Nadine hat leider Spätschicht) – heute Abend zusammen kochen und natürlich auch essen. Wobei es so enden wird, dass hauptsächlich Nora, Ben und Ruby kochen werden. Zoe hat das Talent, beinahe die gesamte Küche in Flammen aufgehen zu lassen, und ich lasse mich ständig von Ruby ablenken. Beziehungsweise: Ich lenke Ruby ab. Deshalb hat sie mich nicht nur einmal ins Wohnzimmer verbannt, damit sie in Ruhe arbeiten kann. Meistens fange ich dann mit Zoe an, irgendwelche Kartenspiele zu spielen oder uns über Gott und die Welt zu unterhalten. Wenn man Zoe nochmal auf diese Weise kennenlernt, ist sie eigentlich schwerkorrekt. Und man sieht ihr an, wie sehr sie sich für Nora bemüht.
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Unbreakable
RomanceDu kannst mich schlagen, mich aber niemals brechen. Selbst wenn du mit erhobener Faust vor mir stehst, werde ich nicht mehr zurückweichen. Du wirst mich nicht klein kriegen, egal, wie sehr du es auch versuchen magst. Kein Schmerz der Welt wird mich...