[Thea:]
»Thea!«, höre ich meine beste Freundin aus ihrem Zimmer rufen, doch ich ignoriere sie getrost, während ich die Decke über meinen Kopf schlage. »Gottverdammt, Thea, ich weiß, dass du mich hörst!«, versucht sie es ein weiteres Mal, doch ich gebe nur ein genervtes Stöhnen von mir.
Ja, ich höre sie – klar und deutlich – und wenn ich offensichtlich nicht antworte, will ich ziemlich eindeutig nichts davon wissen und lieber in Ruhe gelassen werden.
Deshalb ignoriere ich sie weiterhin, bis ich etwas gegen meine Fensterscheibe knallen höre. Sofort reiße ich die Augen auf, springe aus dem Bett und öffne das Fenster.
»Heilige Scheiße, Nora, geht's dir denn noch gut!?«, schreie ich meiner besten Freundin genervt zurück, die an ihrem Fenster gegenüber von meinem steht. Manchmal hasse ich es, dass wir Nachbarn sind. Sie würde immer ihren Weg finden, mich zu erreichen, selbst wenn ich es überhaupt nicht möchte.
»Blendend. Danke der Nachfrage, aber dir offensichtlich nicht«, ich rolle genervt mit den Augen, doch sie ignoriert das und spricht weiter, »Wie lange willst du dich noch in deinem Zimmer verschanzen? Bis Rebecca wieder angekrochen kommt?« Augenblicklich zieht sich mein Herz bei diesem Namen zusammen und ich spüre die Wut in mir hochkochen.
Von mir aus soll sie meine Fensterscheibe einschlagen, aber bei Rebecca hat sie eindeutig eine Grenze zu viel überschritten.
»Ganz sicher nicht!« ich balle die Hände zu Fäusten, »Und wehe, du erwähnst sie nochmal, ich schwöre dir, Nora-«
»Was schwörst du mir dann? Hm?«, sie verschränkt die Arme und zieht skeptisch eine Augenbraue empor, »Willst du mich so gern auch noch vergraulen, nachdem du dafür gesorgt hast, dass jeder sich von dir abgewendet hat, seit du dich von ihr getrennt hast? Seit sie dich verletzt hat? Wie lange soll das denn noch so weitergehen, Thea? Du liegst den ganzen Tag nur in deinem Bett und lässt die Tage an dir vorbeiziehen, als würde dadurch nur irgendwas besser werden. Du gehst nicht einmal mehr zur Arbeit, obwohl wir beide wissen, wie sehr du sie liebst. Wenn dir irgendwer von deinen Freunden helfen will, dann motzt du sie nur an.«
»Du bist doch noch da«, gebe ich trotzig zurück und verschränke nun auch die Arme. Was sie kann, kann ich schon lange. Trotzdem schaue ich ihr nicht ins Gesicht.
»Wie du weißt, hasse ich es, Menschen aus meinem Leben gehen zu lassen, wenn sie mir einmal wichtig geworden sind«, erwidert Nora sachlich – so sachlich, dass sogar ich erkennen muss, dass ich einen wunden Punkt getroffen habe. Sofort schaue ich betroffen auf, doch finde in Noras Miene nichts, was auf das hinweisen könnte, was gerade in ihr vorgehen könnte. Ich kann nichts in ihren blaugrünen Augen erkennen. Nichts in dem Stich Braun, der normalerweise vor Gefühlen strotzt. Dabei weiß ich, wie sehr ich ihr damit weh getan haben dürfte.
›Scheiße‹, schießt es mir durch den Kopf.
Ich seufze und versuche wirklich, mich wieder zusammenzureißen. »Entschuldige, das meinte ich nicht so, nur-«
Nora hebt kopfschüttelnd die Hand. »Ist schon gut. Ich verstehe das. Trennungen sind scheiße. Liebeskummer ist scheiße. Der Schmerz ist einfach nur scheiße, aber so kann es nicht ewig weitergehen. Du trauerst dem Ganzen schon einen ganzen Monat hinterher – während du kaum noch dein Zimmer – geschweige denn das Haus – verlässt. Ich mache mir Sorgen. Deine Eltern übrigens auch.«
Ich ziehe eine Augenbraue empor. »Woher willst du das wissen?«
»Weil sie gestern bei uns waren und sie ihre Sorgen ziemlich deutlich haben anklingen lassen«, sie zuckt mit den Schultern, »So sind Eltern nun mal.« Nicht alle. Das sage ich aber nicht, weil meine so sind. Dann ist es egal, wie andere sind.
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Unbreakable
RomansaDu kannst mich schlagen, mich aber niemals brechen. Selbst wenn du mit erhobener Faust vor mir stehst, werde ich nicht mehr zurückweichen. Du wirst mich nicht klein kriegen, egal, wie sehr du es auch versuchen magst. Kein Schmerz der Welt wird mich...